Nachhaltigkeit

Commerzbank setzt sich konkrete ESG-Ziele

Ein gutes Jahr nach der Deutschen Bank präsentiert die Commerzbank konkrete ESG-Ziele. Bis 2025 will sie das nachhaltige Geschäftsvolumen gegenüber 2020 auf rund 300 Mrd. Euro verdreifachen.

Commerzbank setzt sich konkrete ESG-Ziele

bn Frankfurt

Die Commerzbank hat erstmals Etappenziele für ihren Weg zur Klimaneutralität präsentiert. So nimmt sich das Haus vor, den CO2-Ausstoß seines Kredit- und Investmentportfolios gemäß dem Pariser Klimaabkommen bis 2050 auf netto null zu reduzieren; im Bankbetrieb soll dies ab 2040 gelten. Wie sie am Freitag bekanntgab, wird sie dafür ihr nachhaltiges Geschäftsvolumen, also unter anderem entsprechende Konsortialkredite, Schuldscheindarlehen und Anleiheemissionen, aber auch grüne Baufinanzierungen und verwaltete Vermögen, bis 2025 gegenüber 2020 auf rund 300 Mrd. Euro verdreifachen. Zwei Drittel des grünen Volumens sollen dann auf die Sparte Firmenkunden mit ihren 26 000 Firmenverbünden entfallen, der Rest aufs Retail-Geschäft.

Die zweitgrößte deutsche Privatbank detailliert damit ihre Nachhaltigkeitsziele, nachdem der größere Wettbewerber Deutsche Bank bereits im Mai 2020 erstmals quantifizierbare ESG-Ziele fürs Geschäft publiziert hatte. „Ich glaube, wir müssen uns nicht verstecken mit den Zielen, die wir haben“, sagte Vorstandschef Manfred Knof auf einer digitalen Veranstaltung: „Aber uns ist auch klar, dass hier vieles noch im Fluss ist.“ Kürzlich hatte das Klimabündnis Shareaction bemängelt, Deutsche Bank, Commerzbank und DZBank hätten „bislang keine konkreten Schritte unternommen, um die von ihnen finanzierten Emissionen bis 2030 zu halbieren und wie angekündigt bis 2050 klimaneutral zu sein“.

Erste Testrechnungen laufen

Wie die gelbe Bank ankündigte, will sie anhand der Vorgaben der „Science-Based Targets Initiative“ (SBTI) bis August 2022 konkrete CO2-Abbauziele definieren. Der Initiative, die eine Methode zur Messung der CO2-Intensität von Portfolios bereitstellt, ist die Commerzbank vor einem Jahr beigetreten. „Im ersten Schritt“ will sie sich bei der Analyse der Kreditportfolios auf CO2-intensive Sektoren konzentrieren. Für den Energiesektor sollen die Ziele bereits zum Jahresende vorliegen.

Um die vorläufigen Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, ist ersten Testrechnungen zufolge im Energiesektor-Portfolio eine Reduktion der CO2-Intensität um mehr als die Hälfte nötig, eine Verringerung auf einen Ausstoß von netto null erfordert eine noch stärkere Reduktion. Wie die Bank anhand einer Beispielberechnung auf Basis des Zwei-Grad-Ziels und einer vorläufigen SBTI-Methodik darlegt, liegt sie mit der CO2-Intensität dieses Portfolios dank umfangreicher Windkraft-Finanzierungen im Umfang von 5 Mrd. Euro unter dem Durchschnitt der Branche (siehe Grafik).

Für Januar kommenden Jahres kündigte die Commerzbank am Freitag eine Erweiterung ihrer Kohle-Richtlinie um Gas und Öl an. Kohle-Engagements sehe sich die Bank intensiv an, und sie er­warte von ihren Kunden einen „ganz klaren Transformationspfad“, erklärte Firmenkundenvorstand Mi­chael Kotzbauer. Wegen entsprechender Bedenken habe sie auch bereits auf Geschäft verzichtet, sonst wäre es dem Institut nicht gelungen, sein Exposure in zwei Jahren auf 1 Mrd. Euro zu halbieren. Das Thema Kohle spreche man auch im Aufsichtsrat der MBank „sehr deutlich“ an, sagte Risikovorstand Marcus Chromik und zeigte sich zuversichtlich, dass es bei der Tochter bald eine Angleichung geben werde.

Im Baufinanzierungsportfolio liegt die CO2-Intensität derweil über dem Branchenmittel, da die Bank überdurchschnittlich viele Einfamilienhäuser finanziert hat, wie Chromik ausführte: „Dem müssen wir uns stellen.“ Als einen Hebel nannte er, den Anteil der finanzierten Häuser in der Energieeffizienzklasse „A“ auch durch Anreize zu erhöhen.

Hohe Erwartungen hegt Chromik dabei im Zusammenhang mit dem Bankenstresstest der Europäischen Zentralbank, der sich 2022 um Klimarisiken drehen soll. „Da werden wir sehr viel über unser Portfolio lernen“, erklärte er. Wie im realen Geschäft liege auch beim Stresstest der „Top-Handlungsbedarf in der Datenverfügbarkeit“.

Mit Blick auf Kryptowährungen erklärte der Manager, die Bank werde in diesem Feld im eigenen und im Interesse der Kunden nur „sehr geschützt“ agieren, da dort nicht nur Umweltrisiken drohten, sondern wahrscheinlich noch gravierendere Compliance-Risiken, was Soziales und Governance angehe. In der Frage, ob Kernenergie als nachhaltige Energiequelle zu betrachten sei, werde sich das Institut eindeutig an der Taxonomie der EU orientieren.

Im eigenen Betrieb sollen bis 2025 eine zunehmende Beschränkung von Flugreisen und die energetische Sanierung von Immobilien dafür sorgen, dass die CO2-Emissionen um 30% oder 36000 Tonnen zurückgehen. Im Inland arbeitet das Haus dank Kompensation durch Zertifikate seit 2015 CO2-neutral.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.