Genossenschaftsbank

Crédit Agricole ist die Meisterin der TLTRO

Die französische Crédit Agricole ist der fleißigste Nutzer der Notenbankprogramme mit ultraattraktiven Refinanzierungskonditionen. Die Bank hat sich bis Ende vergangenen Jahres 133 Mrd. Euro besorgt.

Crédit Agricole ist die Meisterin der TLTRO

bn Frankfurt – Banken aus Süd- und Westeuropa sind die fleißigsten Nutzer der Notenbankprogramme mit ultraattraktiven Refinanzierungskonditionen. Dies hat das Beratungshaus ZEB nach einer Analyse der Targeted Longer-Term Refinancing Operations (TLRTO) der Europäischen Zentralbank (EZB) ermittelt. An der Spitze der zehn nach Marktkapitalisierung größten börsennotierten Häuser der Eurozone liegt demnach Crédit Agricole (CA). Die französische Genossenschaftsbank hat sich im Zuge der dritten, im September 2019 aufgelegten Serie der TLTRO bis Ende vergangenen Jahres 133 Mrd. Euro besorgt; dahinter liegen Italiens Intesa Sanpaolo und Unicredit, die heimischen Wettbewerber BNP Paribas und Société Générale sowie Spaniens Banco Santander (siehe Grafik). CA hat damit via TLTRO III mehr aufgenommen, als die EZB in der achten Tranche der dritten Serie im Juni mit rund 110 Mrd. insgesamt zugeteilt hatte.

Die Deutsche Bank hat sich der Analyse zufolge bis Ende März dieses Jahres nicht einmal ein Drittel des Volumens zuteilen lassen, das Crédit Agricole bisher abgerufen hat. Die fürs Startquartal vorgelegten Zahlen der Banken verdeutlichten, wie die Nutzung von TLTRO helfen könne, die Ergebnisse der Institute zu stützen, stellt ZEB fest. Denn nach Berechnungen des Hauses haben die Mittel aus TLTRO III den Nettozinsertrag der Deutschen Bank im Startquartal um 6,4% oder 179 Mill. Euro in die Höhe gehievt. Dies habe den Vorsteuergewinn um 11% erhöht, heißt es. Bei ING, die mit rund 60 Mrd. Euro knapp 50% mehr TLTRO-Mittel aufgenommen hatte, schönte diese Art der Refinanzierung das Bruttoergebnis im Startquartal gar um 16%. Den an TLTRO teilnehmenden Banken der Eurozone insgesamt prognostizieren Analysten für das laufende Jahr im Konsens eine Steigerung des Vorsteuergewinns um rund 8%. Allerdings seien die Effekte noch unsicher und würden zudem nicht alle Institute im selben Maße betreffen, schreibt ZEB. Am stärksten vom TLTRO-Programm profitieren können demnach Banken mit einem begrenzten Einlagengeschäft sowie Häuser aus Ländern, in denen entweder die Nachfrage nach Kredit hoch ist oder aber attraktivere Anlageoptionen bestehen, wie in Italien, Spanien oder Frankreich. Während alle Banken, die im Zuge von TLTRO III Geld zu einem Satz von minus 100 Basispunkten aufnähmen, zumindest einen Spread von 50 Basispunkten realisieren könnten, wenn sie diese Mittel in der Einlagefazilität zu minus 50 Basispunkten deponierten, lockten etwa dreijährige Staatsanleihen Italiens mit einem positiven Spread von 90 Basispunkten, gibt ZEB zu bedenken. Im Falle eines durchschnittlichen Unternehmenskredits in der Eurozone sei es gar möglich, eine Differenz von rund 230 Basispunkten zu vereinnahmen.

Insgesamt haben sich die Refinanzierungen der zehn größten börsennotierten Banken Eurolands über TLTRO III auf rund 650 Mrd. Euro summiert. Auf dieses Volumen gehen zugleich durchschnittlich 60% des 8,6-prozentigen Bilanzwachstums dieser Institute im vergangenen Jahr zurück. Dies lasse erkennen, dass die Banken in Euroland offenbar sehr zuversichtlich seien, mit ihrer Kreditvergabe ihren individuellen Schwellenwert zu erreichen, ab welchem sie von stark vergünstigten Zinsen profitieren. Da die meisten Banken ihre individuellen Schwellenwerte noch nicht erreicht hätten, sei davon auszugehen, dass das TLTRO-Volumen in der restlichen Laufzeit des Programms bis Dezember noch zunehmen werde.

Start 2014

Aufgelegt hatte die EZB ihre langfristigen Refinanzierungsgeschäfte 2014. In der dritten Serie wurde für die Zeit von Juni 2020 bis Juni 2021 der Refinanzierungssatz um 50 Basispunkte gesenkt und betrug damit für Häuser, die ihr Soll in der Kreditvergabe erfüllen, minus 1%. Empirische Studien hätten bislang keine Belege dafür gefunden, dass Banken infolge der per TLTRO ins System gegebenen Liquidität ihre Kreditstandards reduzieren und ihre Bilanzrisiken erhöhen, hält das Beratungshaus fest.