Konsolidierung in Italiens Bankenmarkt

Crédit Agricole will Position bei Banco BPM aufstocken

Italiens viertgrößte Bank BPM steht im Zentrum des Interesses: Der französische Großaktionär Crédit Agricole würde sich das Institut gern einverleiben.

Crédit Agricole will Position bei Banco BPM aufstocken

Heftiges Gerangel um die Banco BPM

Französischer Großaktionär Crédit Agricole will Position stärken – Rom redet bei der Bankenkonsolidierung mit

Italiens viertgrößte Bank BPM rückt ins Rampenlicht. Großaktionär Crédit Agricole hat Interesse an einem Ausbau seiner Position. Doch Rom dürfte bei der Konsolidierung in Italiens Bankenlandschaft ein wichtiges Wort mitreden und favorisiert möglicherweise eine italienische Lösung mit der Monte dei Paschi.

Von Gerhard Bläske, Mailand

Der französische Crédit Agricole (CA) betrachtet Italien als Schlüsselmarkt und will langfristig bei Italiens viertgrößter Bank BPM dabei bleiben. CEO Olivier Gavalda wäre auch sehr an einer Fusion interessiert. Doch die BPM hat auch andere Optionen und ist nicht frei: Rom redet ein wichtiges Wort mit.

„Wir warten auf ein Angebot der Banco BPM, denn ich denke, dass eine Fusion von BPM und Crédit Agricole Italia Sinn ergäbe und Synergien schaffen würde“, sagte Gavalda in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Wenn aber von der BPM nichts komme, werde man warten und sei geduldig.

Position in Italien massiv ausgebaut

Die Franzosen haben ihre Position im Nachbarland in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut. Crédit Agricole Italia ist derzeit die sechstgrößte Bank in Italien. Um dies zu erreichen, hat die Gruppe eine ganze Reihe mittelgroßer Banken und Sparkassen vor allem in Mittelitalien übernommen. Ihre Vermögensverwaltungssparte Amundi erwarb ferner 2017 von Unicredit deren Asset-Management-Sparte Pioneer und unterhält seither eine bis 2027 laufende Vertriebspartnerschaft mit der HVB-Mutter. Allerdings erwägt Unicredit, diese Partnerschaft zu beenden, was CA nicht gefällt.

Das schmälert aber die Ambitionen der zweitgrößten französischen Bank in Italien nicht. Sie will die Zahl der Kunden dort bis 2028 von 6 auf 6,5 Millionen und den Ergebnisbeitrag von 15 auf 20% steigern. Eine zentrale Rolle dabei könnte die Mailänder BPM spielen. Sie ist seit der Übernahme der Mediobanca durch die Monte dei Paschi von Platz drei auf Platz vier unter Italiens Banken zurückgefallen. Aber das Institut agiert im wirtschaftlich starken Norden Italiens durchaus auf Augenhöhe etwa mit Unicredit.

Inhaberkontrollverfahren beantragt

CA hatte im Frühjahr 2022 zunächst 9,2% der BPM übernommen und den Anteil später auf 19,8% aufgestockt. Die Franzosen sind damit der bei weitem größte Aktionär. Bei der EZB hat der CA eine weitere Erhöhung auf bis zu 29% beantragt. Damit würde die Bank zum dominierenden Akteur bei der an der Börse mit 19 Mrd. Euro bewerteten Bank und würde sie de facto kontrollieren. Denn CA ist über eine langfristige strategische Partnerschaft in der Schadenversicherung und über ihre Tochter Agos im Konsumentenkreditgeschäft mit den Italienern verbandelt.

Würden rein marktwirtschaftliche Kriterien angelegt, wäre eine Fusion wohl nur eine Frage der Zeit. Auch BPM-CEO Giuseppe Castagna hält ein Bündnis mit den Franzosen für die „klarste Option“. Eine Möglichkeit wäre die Fusion mit dem Crédit Agricole Italia. Dadurch entstünde eine starke Nummer drei in Italiens Bankenmarkt. Doch Castagna muss vorsichtig sein, da Rom die Entwicklung mit Argusaugen beobachtet. Mithilfe der Regierung und der Golden-Power-Regelung hat BPM gerade ein Übernahme-Angebot von Unicredit abgewehrt. Um zu verhindern, dass ausländische Institute zu viel Einfluss gewinnen, könnte Rom auch eine Übernahme durch CA verhindern.

Langfristige Ziele

BPM hat auch eine Beteiligung von 4% an der Monte dei Paschi (MPS), die mit erheblicher staatlicher Unterstützung gerade die Investmentbank Mediobanca übernommen hat. Rom könnte einen Zusammenschluss der BPM mit der Monte dei Paschi favorisieren. Doch es ist fraglich, ob da deren Großaktionäre, der Unternehmer Francesco Caltagirone und die Familienholding Delfin, mitspielen würden. Deren Anteile an einem solchen Gebilde würden deutlich schrumpfen, allerdings auch die des Crédit Agricole. Wie es weitergeht, bleibt einstweilen unklar. Klar ist jedoch, dass der Crédit Agricole in Italien große Ziele hat – und zwar langfristig.