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Die Deutsche Bank ist im Wettbewerb angekommen

Kaum hat die Deutsche Bank die Restrukturierung abgeschlossen, folgt der nächste Stellenabbau. Die Fäden für Kostenkontrolle laufen künftig bei Vorständin Rebecca Short zusammen – eine kluge Entscheidung.

Die Deutsche Bank ist im Wettbewerb angekommen

Deutsche Bank

Im Wettbewerb angekommen

Von Anna Sleegers

Kaum hat die Deutsche Bank die Restrukturierung abgeschlossen, folgt der nächste Stellenabbau.

Vor dem Stellenabbau ist nach dem Stellenabbau: Kaum hat die Deutsche Bank ihre Restrukturierung als erfolgreich abgeschlossen deklariert, da steht die nächste Sparrunde ins Haus. Vorstandschef Christian Sewing kündigte am Donnerstag strikte Einstellungsbeschränkungen in kundenfernen Bereichen und einen gezielten Stellenabbau in den Führungsebenen an. Die Einschnitte sollen schnell kommen: Sofort gestrichen werden rund 300 Senior-Positionen, was einer Reduktion um etwa 5% entspricht.

Der neuerliche Abbau ist kein Grund zu der Annahme, dass die seit 2019 vorgenommenen Einschnitte zu zaghaft gewesen wären. Permanentes Kostenmanagement gehört schlicht zur Natur von Großkonzernen. Viele internationale Wettbewerber haben das seit langem verinnerlicht, was über Jahre zu einer Deklassierung der Deutschen Bank führte. Die Tatsache, dass sich das Management in der Lage sieht, so kurz nach der Restrukturierung neue Sparmaßnahmen einzuläuten, deutet darauf hin, dass die größte deutsche Bank wieder im Wettbewerb angekommen ist.

Zusammengenommen will die Deutsche Bank ein Viertel mehr einsparen als bislang angekündigt. Dazu beitragen soll neben dem Abbau von Führungspositionen auch eine Verschlankung des zweifelsohne schwieriger gewordenen Baufinanzierungsgeschäfts. Weitere Einsparungen ergeben sich durch die Verkleinerung des Technologiezentrums in Russland. Nachdem die Deutsche Bank bereits vor Monaten begonnen hat, diese Aktivitäten nach Berlin zu verlagern, kommt das nicht wirklich überraschend.

Derartige Anpassungen an veränderte Marktgegebenheiten gehörten auch schon früher zum Tagesgeschäft der Deutschen Bank. Schwer getan hat sich der Konzern dagegen in der Vergangenheit damit, eine dauerhafte, segmentübergreifende Kostenkontrolle zu etablieren.

Mit der Neuordnung der Zuständigkeiten im Vorstand versucht die Bank aber nun, dafür die personelle Voraussetzung zu schaffen. Alle für das Kostenmanagement relevanten Fäden laufen künftig bei Rebecca Short zusammen. Die bislang nur für die Transformation zuständige Neuseeländerin übernimmt als Chief Operating Officer (COO) auch die Verantwortung für die Personalabteilung und das globale Kostenmanagement. Es ist ein intelligenter und zeitgemäßer Ansatz, das Kostenthema querschnittsübergreifend anzugehen. Die Erfahrung zeigt, dass es in siloartigen Organisationsstrukturen schwierig ist, Einschnitte vorzunehmen. Eine neue Aufstellung signalisiert damit einen Kulturwandel in der Bank.

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