Großbanken unter der Lupe

Deutsche Banken überrunden französische Häuser bei Effizienz

Die Analysten der Commerzbank haben sich die EU-Großbanken angeschaut. Deutsche Adressen haben die französischen Wettbewerber abgehängt, doch das Süd-Nord-Gefälle bleibt groß.

Deutsche Banken überrunden französische Häuser bei Effizienz

Deutsche Banken überrunden französische Häuser bei Effizienz

Commerzbank-Analysten untersuchen Kosten und Erträge großer EU-Banken – Spanische und italienische Häuser führend

wbr Frankfurt

Die deutschen Banken haben in den vergangenen vier Jahren ihre Ertragskraft stärker verbessert als Banken in anderen wichtigen Ländern des Euroraums. Zu diesem Ergebnis kommt die Commerzbank auf Basis von Daten zu den großen, von der EZB direkt beaufsichtigten Banken. Allerdings würden die hiesigen Institute immer noch eine bescheidene Rentabilität und schwache Erträge im Verhältnis zur Bilanzsumme aufweisen, heißt es in der Analyse der Frankfurter Bank.

Schutz vor Konjunktureintrübung

Die Daten der Aufsichtsbehörden zu den großen Banken in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien gäben Anlass zur Hoffnung, dass die von den EU-Banken erzielten Fortschritte bei Kosten und Erträgen einen „gewissen Schutz vor dem schwächeren wirtschaftlichen Umfeld bieten“ könnten, schreiben die Analysten.

Kostenanstieg in den Niederlanden

Bezogen auf die einzelnen Länder zeige sich, dass die französischen Banken im betrachteten Zeitraum von 2019 bis 2023 die geringsten Verbesserungen bei den Erträgen zu verzeichnen hätten. Die niederländischen Banken seien durch den größten Kostenanstieg aufgefallen.

Die Daten stammen vom einheitlichen Aufsichtsmechanismus der EZB (Single Supervisory Mechanism/SSM) für die größten Banken in der EU. Insgesamt ist die EZB für 113 Häuser zuständig. Die Commerzbank-Analysten haben die Kennziffern für das dritte Quartal 2023 ausgewertet. Der Bericht mache deutlich, in welchem Maße die deutschen Banken ihre Ertragslage in den letzten Jahren verbessert hätten, so ein Fazit der Commerzbank.

Seit dem dritten Quartal 2019 sind die Erträge der Banken im Euroraum insgesamt um 28% gestiegen, während die Kosten im gleichen Zeitraum um knapp 8% zugenommen haben. Auf der Ertragsseite steche Deutschland mit einem Plus von 151% in dem betrachteten Zeitraum hervor.

Richtiges Maß für Effizienz

Legt man die traditionelle Cost-Income-Ratio (CIR) zugrunde, so seien die deutschen Banken jetzt effizienter als die französischen, heißt es in der Analyse. Allerdings bildeten sie noch immer gemeinsam mit den französischen Kreditinstituten die schwächsten der fünf untersuchten Euro-Mitgliedstaaten. In absoluten Zahlen sei der Zuwachs jedoch überschaubar. Die Kostenquoten der deutschen Banken blieben deutlich hinter denen der untersuchten italienischen und spanischen Geldhäuser zurück.

Aus Sicht der Analysten ist die CIR zwar das gängigste Maß für die Effizienz. Die Kennzahl sage aber nichts darüber aus, ob die Bank im Verhältnis zu ihrer Bilanz hohe oder niedrige Erträge erwirtschafte. Eine Bank beispielsweise mit großer Vermögensverwaltung oder Investment Banking werde im Verhältnis zu ihren Bilanzaktiva strukturell höhere Erträge und Kosten aufweisen als eine Bank, die sich auf Hypotheken konzentriere.

Ertragsschwache Geschäftsmodelle

Zur Betrachtung der EU-Banken und zur Beurteilung der Effizienz setzen die Analysten der Commerzbank daher auch die Höhe der Kosten und Erträge ins Verhältnis zur Bilanzsumme. Auf dieser Grundlage seien die deutschen Banken die ertragsschwächsten, obwohl dies durch eine niedrige Kostenbasis ausgeglichen werde. Eine stärkere Kostenkontrolle sei daher zwar lohnenswert, werde aber keine wettbewerbsfähige Rendite bringen.

Abhängigkeit von Zinsen

Steigende Zinssätze haben fast allen Banken geholfen. Es zeige sich aber, dass die deutschen Banken weniger abhängig seien von den Nettozinserträgen. Mit durchschnittlich 52% in den vier Quartalen bis Ende September 2023 habe der Anteil der Nettozinserträge an den Gesamterträgen unter dem Durchschnitt des Euroraums von 58% gelegen.

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