Die Bankenaufsicht wird europäisch - EZB nimmt ihre Arbeit auf
fed/bn/gbe Brüssel/Frankfurt – Die Staaten Eurolands legen ihre Bankenaufsicht zusammen: Knapp 16 Jahre nach Etablierung der Währungsunion wird am heutigen Dienstag die Bankenaufsicht europäisch. Fortan überwacht die Europäische Zentralbank (EZB) die 120 wichtigsten Banken der Eurozone direkt und die übrigen annähernd 5 000 Kreditinstitute mit Hilfe der nationalen Aufsichtsinstanzen indirekt.Danièle Nouy, die Vorsitzende des Aufsichtsgremiums des bei der EZB angesiedelten einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus, stellte gestern vor dem EU-Parlament selbstbewusst fest, dass die nötigen Vorarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden konnten: “Wir sind bereit, die Verantwortung für die einheitliche Aufsicht der Banken in der Eurozone zu übernehmen.” Die Französin kündigte an, die neue Bankenaufsicht werde “hart, aber fair” sein – und zwar bereits bei ihrer ersten großen Aufgabe. Nächste Woche müssen alle Banken, für die beim Bilanztest zusätzlicher Kapitalbedarf festgestellt wurde, Konzepte vorlegen, wie sie Lücken schließen. “Wir erwarten simple Lösungen, die in Einklang stehen mit der Profitabilität der Banken”, sagte Nouy und signalisierte, dass sie es nicht dulden werde, wenn Institute versuchen sollten, etwa durch den Verkauf von Hochzinsanleihen kurzfristig Probleme auf Kosten ihrer langfristigen Profitabilität zu lösen. Grundsätzlich ist sie zuversichtlich, dass alle Banken ihren Kapitalbedarf “mit privatem Geld” decken können.Um sich ein eigenes Bild von der Verfassung der Banken zu machen, deren direkte Aufsicht sie nun übernimmt, hat die EZB rund ein Jahr lang Bilanzen der Institute durchleuchtet und sie einen Stresstest rechnen lassen. Auch in Deutschland schlugen sich dabei einige Banken besser als andere, wie Andreas Dombret, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, bei einer Veranstaltung in Mainz erklärte. Vor allem diejenigen Banken, die nur knapp bestanden hätten, müssten sich bewusst sein, dass Märkte und Aufsicht sie jetzt genau beobachteten.Die 25 deutschen Bilanztestteilnehmer haben im extremen Stressszenario per Ende 2013 zwar eine harte Kernkapitalquote von 9,1 % gezeigt, deutlich mehr als mindestens gefordert. Mit Blick auf die ungewichtete Kapitalquote aber haben sie im europäischen Vergleich immer noch relativ schlecht abgeschnitten, wie Dombret monierte. Es gebe also Nachholbedarf. Die guten Ergebnisse seien kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Bei Experten werden unterdessen Zweifel an den Ergebnissen des Bilanztests angemeldet. Sascha Steffen, Professor an der ESMT in Berlin, schreibt in einer Studie für das Europaparlament, die Kapitallücke sei vermutlich deutlich höher als von der EZB ermittelt. Das bedeute, dass die Notenbank ihr Ziel, die Aufsicht über weitgehend gesunde Banken aufzunehmen, verfehlen dürfte, so Steffen.Den Erwartungen zufolge wird die neue Aufsicht einen stärker quantitativ orientierten Ansatz verfolgen als die Deutsche Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). So erklärte deren Präsidentin Elke König Reuters zufolge in Mainz, die EZB werde sich bei der Beurteilung der Lage der Banken mehr auf konkrete Daten als auf Einschätzungen stützen.—– Bericht Seite 3