DEUTSCHLANDS FINANZPLÄTZE 2000/2013/2023 - Hamburg

Die Schifffahrtskrise schlägt in Hamburg mächtig ins Kontor

Auch das Fondsgeschäft hängt in den Seilen - Die Privatbanken in der Hansestadt sind dagegen glänzend aufgestellt

Die Schifffahrtskrise schlägt in Hamburg mächtig ins Kontor

Die Krise im Schiffskredit setzt dem Finanzplatz Hamburg kräftig zu. Für Highlights sorgen aber unverändert die größte deutsche Sparkasse Haspa, die Warburg Bank als größte und die Berenberg Bank als älteste deutsche Privatbank. Es gibt viel “old money” zu verwalten. Und Hamburg beheimatet auch die älteste deutsche Börse.Von Gottfried Mehner, HamburgGemessen an der Zahl der ansässigen Banken liegt die Metropolregion Hamburg mit aktuell 162 Finanzinstituten nach Frankfurt auf dem zweiten Rang, noch vor München und Berlin. 25 000 Menschen finden in der Kreditwirtschaft ihr Auskommen und fast ebenso viele noch einmal in der Versicherungswirtschaft. Hier rangiert Hamburg nach München und Köln auf Platz 3. Aufgrund des bedeutenden Im- und Exportgeschäfts des Hafens haben allein 28 ausländische Banken in der Hansestadt Zweigstellen oder Repräsentanzen eingerichtet.Deutlich angekratzt worden ist das Image des Standorts aber durch die lang anhaltenden Probleme im Schiffskredit. Die maritime Krise dauert nun schon vier Jahre an. So lange lag dieses schon immer sehr zyklische Schiffsgeschäft noch nie am Boden. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Raten auf RekordtiefDie rekordtiefen Fracht- und Charterraten ermöglichen den Reedern keine vernünftige Cash-flow-Entwicklung. Ursächlich dafür ist, dass das Tonnageangebot durch neue Schiffsablieferungen – die immer größer ausfallen – überhaupt nicht zur Nachfrage passt. Dies hat negative Auswirkungen auf die Qualität der Kreditsicherheiten, sprich, die Schiffswerte sinken und höhere Wertkorrekturen sind notwendig. Dies führte bei der HSH Nordbank in den ersten neun Monaten zu einem negativen Swing in der Risikovorsorge von 823 Mill. Euro. Früher reklamierte die HSH Nordbank mit einem Schiffskreditportfolio von – je nach Dollarkurs – rund 30 Mrd. Euro in diesem Segment weltweit die führende Rolle für sich. Auch die Commerzbank, die einst in Hamburg gegründet wurde, kam durch die Fusion mit der Dresdner Bank unverhofft zu einer geballten Exposition bei Schiffsfinanzierungen, zumal sie auch die Deutsche Schiffsbank integrierte. Hier stehen bekanntlich die Zeichen auf Rückzug. Neugeschäft liegt daniederNicht nur die Banken, das gesamte maritime Cluster leidet. Bei den drei börsennotierten Fondsinitiatoren MPC Capital, HCI Capital und Lloyd Fonds ist das Neugeschäft mit geschlossenen Schiffsfonds fast völlig zum Erliegen gekommen. Nur mit großer Mühe konnten die drei Fondshäuser sich von ihren Risiken aus alten Bestellobligos befreien. Nachdem über 120 Fondsschiffe in der Insolvenz gelandet sind, ist Neugeschäft in der Assetklasse Schiff – bis auf einige Schnäppchenfonds – beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.Während sich die Großbanken in der Finanzkrise nicht mit Ruhm bekleckerten, setzten die Hamburger Privatbanken ihr grundsolides Bankiergeschäft weiter fort. Nachdem Sal. Oppenheim bei der Deutschen Bank gelandet ist, rückte die Warburg Bank mit einer Bilanzsumme von rund 10 Mrd. Euro auf Rang 1 vor. Dabei legt sie auf Bilanzsummengröße gar keinen Wert.Welche Bedeutung die gut geführten Privatbanken inzwischen haben, wurde kürzlich bei der Berenberg Bank klar, die mit ihrer Platzierungskraft beim schon abgesagten Börsengang der drittgrößten deutschen Versicherungsgruppe Talanx doch noch ein Listing ermöglichte.Allerdings wachsen auch im Private Banking die Bäume nicht in den Himmel: Sowohl die UBS als auch Credit Suisse haben angekündigt, ihre Präsenz in der Hansestadt zu verkleinern.Nicht aufgegangen sind in Hamburg frühere Pläne, eine potente Großbank anzusiedeln. Einflussreiche politische und wirtschaftliche Kreise der Stadt hatten um das Jahr 2000 herum versucht, die frühere Hamburgische Landesbank mit der Hamburger Sparkasse vertikal zu fusionieren. Im Nachhinein betrachtet tat die Haspa gut daran, dieses Vorhaben zu torpedieren. 2003 kam dann die Fusion mit dem Kieler Schwesterinstitut. SEB zog es nach FrankfurtSchwer mit dem hanseatischen Selbstbewusstsein zu vereinbaren war, dass die frühere Vereins- und Westbank ihre Eigenständigkeit verlor und innerhalb der Unicredit-Gruppe sang- und klanglos aufging.Zerschlagen haben sich ebenfalls Versuche, Hamburg stärker als Drehscheibe für skandinavische Banken zu verankern. Zahlreiche dänische Banken sind zwar mit Repräsentanzen vor Ort vertreten. Die schwedischen Banken aber – etwa die SEB – zog es gleich nach Frankfurt.—-Zuletzt erschienen:- Frankfurt: Ein Finanzplatz wird Aufsichtsplatz (9. Januar)