Donald Trump beschert Deutscher Börse im ersten Quartal hohe Handelsgewinne
Donald Trump beschert Deutscher Börse hohe Handelsgewinne
Nettoerlöse im „Trading & Clearing“ steigen – Erklärungsbedarf bei Investment Management Solutions
Von Philipp Habdank, Frankufrt
phh Frankfurt
Die zuletzt hohe Volatilität an den Aktienmärkten beschert der Deutschen Börse hohe Gewinne im Handelsgeschäft. Das geht aus den Geschäftszahlen zum ersten Quartal hervor. Demnach legten die Nettoerlöse (ohne Treasury-Ergebnis) in den ersten drei Monaten im Segment „Trading & Clearing“ gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12% auf 601,3 Mill. Euro zu, blieben damit allerdings hinter den Erwartungen der Analysten zurück.
Das größte Wachstum verzeichnete dabei der Wertpapierhandel, wo die Nettoerlöse um 37% auf 46,8 Mill. Euro anzogen. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 14% auf 366,8 Mill. Euro zu. Aber auch das Fonds- und Wertpapierdienstleistungsgeschäft verzeichnete 20% bzw. 11% Erlöszuwachs. Die Deutsche Börse profitierte damit klar von der Unsicherheit, die an den Märkten herrschte, nachdem US-Präsident Donald Trump der Welt mit Zöllen gedroht hatte.
Deutsche Börse verzeichnet im März 70% mehr Handelsvolumen
Die Befürchtung, dass ein sich zuspitzender Handelskonflikt das globale Wirtschaftswachstum deutlich negativ beeinflussen könnte, reflektierte sich – gemessen am VSTOXX – in einer um 30% höheren Marktvolatilität gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres, heißt es seitens der Deutschen Börse. Die Betrachtung der europäischen Märkte als sicherer Hafen habe zusätzlich Kapital in den Euro angezogen. Entsprechend sei die Handelsaktivität im Segment Trading & Clearing, insbesondere in den Bereichen Finanzderivate, Wertpapiere und Devisen, gestiegen.

Hohes Handelsvolumen
So verzeichnete die Deutsche Börse im März ein Handelsvolumen von 206 Mrd. Euro. Das waren rund 42% mehr als im Februar und sogar 70% mehr Volumen als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der durchschnittliche Tagesumsatz auf der elektronischen Handelsplattform Xetra war mit 9,58 Mrd. Euro fast doppelt so hoch wie im Vorjahr, als Kunden über Xetra im März nur 5,86 Mrd. Euro gehandelt hatten. Der Großteil des Handels entfiel dabei auf Aktien, vornehmlich deutsche Rüstungstitel wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk.
Finanzchef stellt höhere Prognose in Aussicht
Zusammen mit dem geplanten Wachstum hätten die Nettoerlöse und der Gewinn daher etwas über den ursprünglichen Erwartungen gelegen, heißt es. „Unsere Prognose für das Gesamtjahr 2025 ist unverändert. Im Falle von anhaltender höherer Marktvolatilität könnte die Prognose im Laufe des Jahres angehoben werden“, lässt sich CFO Gregor Pottmeyer in der Mitteilung zitieren.
Gruppenweit verzeichnete die Deutsche Börse im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit rund 1,3 Mrd. Euro um 10% höhere Nettoerlöse (ohne Treasury-Ergebnis). Die operativen Kosten stiegen um 6% auf 601 Mill. Euro, und das Ebitda (ebenfalls ohne Treasury) wuchs um 11% auf 681,9 Mill. Euro.
Kein Erlöswachstum bei Investment Management Solutions
Zum ersten Mal nach der milliardenschweren Übernahme des dänischen Spezialsoftware-Anbieters Simcorp und dessen vollständiger Konsolidierung lassen sich Umsatz- und Gewinnzahlen im neuesten Geschäftssegment Investment Management Solutions (IMS) mit Vorjahreswerten vergleichen. Die Zahlen für das erste Quartal zeigen dabei kein Wachstum. Während alle anderen Geschäftssegmente sowohl bei den Nettoerlösen als auch beim Gewinn kräftig zulegen konnten, gingen die Nettoerlöse im IMS gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1% auf 298 Mill. Euro zurück. Das Ebitda gab sogar um 14% auf 91,5 Mill. Euro nach.
Analysten hatten im Vorfeld mit steigenden Erlösen gerechnet. Die Deutsche Börse begründet den Rückgang bei den Nettoerlösen zunächst technisch: So hätten „höhere Nettoerlöse in der Vorjahresperiode, die an den Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses gekoppelt sind, zu einem Rückgang der Nettoerlöse in der Berichtsperiode geführt“, heißt es in der Mitteilung. Ein Sprecher präzisierte auf Nachfrage, dass ein Mandat mit einem namentlich nicht genannten Großkunden im ersten Quartal 2024 verbucht worden sei. Das Wachstum der wiederkehrenden Erlöse sei im ersten Quartal mit 15% weiter intakt.
Große Neukunden in den USA
Die Quartalszahlen von IMS unterliegen durch den Effekt einzelner Großkunden allerdings noch größeren Schwankungen. Im vergangenen Jahr bewegten sich die Nettoerlöse zwischen 294,9 Mill. und in der Spitze 385,8 Mill. Euro. Im Schnitt lieferte IMS im vergangenen Jahr pro Quartal rund 321 Mill. Euro ab. Beim Ebitda reichten die Werte von 86,7 Mill. bis 178,5 Mill. Euro. Im Mittel macht das 117,05 Mill. Euro Gewinn.
CEO Stephan Leithner und CFO Gregor Pottmeyer betonten am Dienstag in einer Telefonschalte mit Investoren und Analysten, dass man bei IMS-Zielen für die Strategie „Horizon 2026“ voll im Plan liege. Das Management verwies dabei auf die jährlich wiederkehrenden Erlöse des Segments und zwei große Kunden, die man in den USA bereits gewonnen habe. Dabei handele es sich um einen der größten Vermögensverwalter der Welt und einen der größten US-Pensionsfonds.
Deutsche Börse: Wie geht es weiter mit General Atlantic?
Klarheit bedarf es bei der Frage, wie es künftig mit dem Finanzinvestor General Atlantic weitergehen wird. Der hatte sich 2019 im Zuge der 850 Mill. Dollar schweren Axioma-Übernahme mit 19% an der Geschäftseinheit „Qontigo“ beteiligt, zu der damals auch das Index-Geschäft ISS Stoxx gehörte. Nach der Simcorp-Übernahme wurde Quontigo in eine Software- und eine Daten-Sparte aufgespalten, und General Atlantic ging zusammen mit dem Index-Geschäft in die Daten-Einheit.
Doch nach bald sechs Jahren bahnt sich bei dem Finanzinvestor ein Exit an. Die Deutsche Börse muss entscheiden, ob sie die Überschussliquidität aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr dafür nutzt, die Anteile von General Atlantic zurückzukaufen oder ob sie stattdessen einen Ausstieg über einen Teilbörsengang avisiert. Im Februar sagte CEO Stephan Leithner im Rahmen der Bilanzpressekonferenz, dass man beide Wege prüfen werde. Die hohe Volatilität an den Märkten dürfte der Deutschen Börse an dieser Stelle allerdings nicht helfen und spricht gegen einen schnellen Börsengang.