EBA opponiert gegen Baseler Pläne

Enria: Wir müssen die Risikosensitivität bewahren - EZB prüft bis 2019 die bankinternen Modelle

EBA opponiert gegen Baseler Pläne

Die Front der Opponenten gegen die geplante Änderung der Baseler Kapitalregeln steht nunmehr europaweit. Nach Bundesbank und BaFin hat auch die Londoner Aufsichtsbehörde EBA die Reform kritisiert.bn Frankfurt – Nach den Spitzen der deutschen Finanzaufsicht hat sich am Dienstag auch die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA für Erleichterungen bei den geplanten Kapitalregeln für Banken starkgemacht. “Wir müssen die Risikosensitivität bewahren”, erklärte Andrea Enria, Chairperson der European Banking Authority, auf der Euro Finance Week.Seit Wochen streiten die Aufseher dies- und jenseits des Atlantiks über den Abschluss des Regelpakets Basel III. Das Vorhaben, die Spielräume von Banken bei der Anwendung interner Modelle zur Eigenkapitalberechnung zu reduzieren, würde vor allem in Europa, wo sich Banken stärker auf diese Verfahren stützen als in den USA und zudem tendenziell dünnere Kapitaldecken ausweisen, höhere Kapitalanforderungen nach sich ziehen. US-Banken genießen derweil den Vorteil, ihre Immobilienforderungen an die halbstaatlichen Förderinstitute Fannie Mae und Freddie Mac abtreten zu können, was ihre Kapitaldecke stärkt.”Es gibt ein Problem, das gelöst werden muss”, konzedierte Enria die Notwendigkeit, die Regeln für bankinterne Modelle rigider zu fassen. Die Anwendung durch die Banken habe zu “signifikanten Unterschieden” in der Risikogewichtung geführt, was die Legitimität der Modelle beeinträchtige. Basel sei daher auf dem richtigen Weg. Allerdings seien die quantitativen Auswirkungen der vom Ausschuss geplanten Änderungen “exzessiv” und entsprächen nicht mehr der Vorgabe, es nicht zu einem signifikanten Anstieg der Kapitalanforderungen kommen zu lassen. Enria zufolge hätten die im Frühjahr vorgelegten Vorschläge des Baseler Ausschusses zur Folge gehabt, dass sich die Kapitalanforderungen an 85 % der europäischen Banken aus risikounabhängigen Faktoren wie Mindestgrenzen für Risikogewichtungen (Floors) oder aus der Leverage Ratio ergeben hätten. Unter einem solchen Regime würden vor allem Banken mit einem niedrigen Risikoprofil leiden, etwa in der privaten Immobilienfinanzierung, sagte der EBA-Chef. Beträchtliche FortschritteSeit Frühjahr habe man in den Verhandlungen allerdings bereits beträchtliche Fortschritte gemacht. So habe man die Vorgaben für den Kreditrisiko-Standardansatz revidiert, dessen ursprüngliche Fassung die Kapitalanforderungen erhöht hätte, obwohl es im Standardansatz überhaupt kein Problem abweichender Kapitalanforderungen gebe. Auch die Vorgaben für operationelle Risiken sowie für Kreditrisiken seien überarbeitet worden. Er hoffe, dass eine Einigung erreicht werde.In den vergangenen Wochen hatten bereits Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret sowie Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), darauf gepocht, dass der Anstieg der Kapitalanforderungen nicht signifikant ausfalle. Wie in Finanzkreisen zu erfahren ist, sprechen die Aufseher europaweit ihre Positionen gegenüber dem Baseler Ausschuss ab.Wie unterdessen Sabine Lautenschläger, Mitglied des EZB-Direktoriums und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der bei der Notenbank angesiedelten Bankenaufsicht, ankündigte, wird sich die EZB in diesem und im kommenden Jahr verstärkt ums Risikomanagement der unter ihrer direkten Aufsicht stehenden Großbanken kümmern. Die Aktienkurse im Sektor stünden derzeit weniger infolge mangelnder Stabilität der Banken als vielmehr infolge mangelnder Profitabilität unter Druck, erklärte sie. Mit einer exzessiven Suche nach Rendite könnten sich Banken aber neue Probleme einhandeln. Dies sei “keine rein hypothetische Sorge”. Priorität RisikomanagementFür die EZB-Bankenaufsicht werde das Risikomanagement daher neben dem Geschäftsmodell der Institute eine der Prioritäten sein. Ende 2015 hatte die Notenbank das Risiko im Zusammenhang mit dem Geschäftsmodell und der Ertragskraft neben Risk Governance und Datenqualität sowie anderen Themen zu ihren aufsichtlichen Schwerpunkten 2016 erklärt. Als Maßstab sollen ihr dabei die Vorgaben zu effektiver Risikodatenaggregation und -berichtswesen dienen, welche der Baseler Ausschuss 2013 vorlegte. Darin hatten die Aufseher etwa vorgegeben, dass eine Bank in der Lage sein sollte, alle bedeutenden Risikodaten in der Gruppe zu erfassen und zu aggregieren, und zwar nach Sparte, Rechtseinheit, Assetklasse, Branche, Region und auch in anderen für ein fragliches Risiko relevanten Gruppierungen. Zudem solle sie in der Lage sein, der Aufsicht auf Anfrage auch in Stresssituationen ad hoc aggregierte Risikodaten zu liefern.Als “riesiges Projekt” bezeichnete Lautenschläger die Überprüfung der bankinternen Modelle der größten Banken Eurolands. Diese “Targeted Review of Internal Models (TRIM)”, mit welcher die Aufseher übermäßigen Unterschieden in der Eigenkapitalunterlegung von Risiken zu Leibe rücken wollen, wird demnach noch die kommenden drei Jahre in Anspruch nehmen. Im Zuge der Überprüfung gewinne die Aufsicht Erkenntnisse, die in künftige Entscheidungen über die Genehmigung interner Modelle einflössen, sagte sie. Der Börsen-Zeitung hatte EZB-Generaldirektor Korbinian Ibel im Frühjahr vergangenen Jahres gesagt, die Überprüfung sei ein mehrere Jahre dauernder Prozess.