Frühere VTB Bank (Europe)

Ehemals russische Bank OWH forciert Liquidationskurs

Die Liquidatoren der OWH haben die Bilanzsumme der ehemaligen russischen VTB-Bank-Tochter schon um 70% reduziert. Sie hoffen, noch 1 Mrd. Euro eintreiben zu können. Größter Schuldner ist der Aluminiumriese Rusal.

Ehemals russische Bank OWH forciert Liquidationskurs

Ehemals russische OWH forciert Liquidationskurs

Tochter der Petersburger Staatsbank VTB will noch 250 Mill. Euro bei Rusal eintreiben

cru Frankfurt

Im Schatten des Ukraine-Kriegs wird heftig um eingefrorene Vermögen gerungen. Dennoch kommen die Liquidatoren der OWH SE i.L. (OWH), ehemals VTB Bank (Europe) SE, bei der Abwicklung der westlichen Geschäftseinheit der zweitgrößten russischen Staatsbank VTB mit großen Schritten voran. Die Bilanzsumme der OWH hat sich seit Ende 2021 von 7,3 Mrd. Euro auf aktuell 2,2 Mrd. Euro verringert. Die Zahl der privaten Kunden und Firmenkunden ist von 170.000 auf 327 geschrumpft. Von den einst 260 Beschäftigten arbeiten jetzt nur noch 22 auf einer halben Etage im Marienturm im Frankfurter Bankenviertel. Das berichten die Liquidatoren Frank Hellwig und Miro Zadro im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Nachdem Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert war, hatte die Finanzaufsicht Bafin im April der VTB in Sankt Petersburg die Ausübung ihrer Stimmrechte bei der damaligen VTB Europe untersagt. Die Bank wurde später in OWH i.L. (in Auflösung) umbenannt, weil die VTB die Markenrechte entzog. Die Buchstaben OWH stehen für „Ost-West-Handel“. Sie skizzieren den früheren Zweck der ehemaligen Bank und waren die ersten drei Buchstaben des BIC-Code.

„Weit vorangekommen“

„Wir sind auf dem Weg zur Liquidation sehr weit vorangekommen", sagt Frank Hellwig, der Sonderbeauftragte der Bafin. "Wir monetarisieren das Vermögen der Bank, so weit das geht, damit wir es eines Tages beim Amtsgericht hinterlegen können – so lange bis ein Eigentümer darauf Zugriff nehmen darf. Das größte Hemmnis auf dem Weg zur Liquidation sind jetzt noch diverse Rechtsstreitigkeiten. Es wird eine spannende Arbeit, dafür Lösungen zu finden.“

Im Jahr 2024 hat die OWH ihre Bilanzsumme um 5,6% von 2,4 Mrd. auf 2,27 Mrd. Euro reduziert. Es wurden vor allem Kredite zurückgeführt. Dadurch verringerten sich die Forderungen um 25% auf 1,15 Mrd. Euro. Oft verweigern Kunden die Zahlung von fälligen Summen mit der Begründung, die OWH sei sanktioniert, obwohl dies nicht den Tatsachen entspricht.

1 Mrd. Euro soll eingetrieben werden

Insgesamt hofft die OWH noch rund 1 Mrd. Euro eintreiben zu können. Der größte einzelne Betrag soll bei Rusal geholt werden. Der riesige russische Aluminiumkonzern hatte mit der VTB Europe ein Rubel-Absicherungsgeschäft abgeschlossen. Als Russlands Überfall auf die Ukraine begann und der Rubel-Kurs abstürzte, forderte die Bank von Rusal einen Nachschuss (Margin Call), den der Konzern zunächst nicht zahlte und auch später nicht - mit dem Hinweis, der Rubel-Kurs sei wieder gestiegen und es habe keine Notwendigkeit bestanden, das Geschäft verlustbringend aufzulösen.

Ein Schiedsgericht in London hat jedoch Ende 2024 zugunsten der OWH gegen Rusal entschieden. Demnach besteht ein Anspruch von 214 Mill. Euro gegen Rusal, „den wir gerade in sieben Jurisdiktionen, darunter auch Deutschland, gegen Rusal durchzusetzen versuchen“, wie CFO Zadro erklärt. Inklusive Anwaltskosten und Zinsen liegt der Betrag bei 250 Mill. Euro.

80 Mill. Dollar liegen für Taliban-Opfer auf Eis

Weitere 80 Mill. Dollar, die der OWH zustehen, liegen in den USA auf Eis. Das Geld wird dort auf einen Gerichtsbeschluss hin festgehalten, weil die Familien von Menschen, die von den Taliban in Afghanistan verfolgt wurden, daraus entschädigt werden könnten. Es wird dabei unterstellt, dass die OWH mit Russland als Unterstützer der Taliban verbandelt sei.

„Die Bilanzsumme haben wir um 70% verringert", sagt Zadro. „Manche Verbindlichkeiten gegenüber Kunden können wir aber nicht auszahlen, weil die Empfänger sanktionierte Personen oder Unternehmen sind. Dazu zählen Verbindlichkeiten gegenüber der VTB in Russland.“