Ein Rätsel namens Bankstellenstatistik
fir Frankfurt
Einige Konfusion hat die alljährliche sogenannte Bankstellenstatistik der Deutschen Bundesbank gestiftet. Die sah sich genötigt, ihre am Dienstag verschickte Pressemitteilung zur Filialentwicklung 2020 (vgl. BZ vom 28. April) umfassend zu korrigieren. Am Mittwochabend veröffentlichte die Notenbank eine revidierte Fassung. Als Ursache gibt sie einen Erfassungsfehler an. Demnach fehlten 512 Zweigstellen des Deutsche-Bank-Konzerns, so dass dessen Filialbestand zu niedrig angegeben wurde. Die Zahlen zum Filialabbau erwiesen sich als zu hoch.
Der ersten Fassung der Bundesbank-Mitteilung zufolge hat die größte deutsche Bank ihr Filialnetz im vergangenen Jahr um 28,5% bzw. 1381 Zweigstellen ausgedünnt, was die Zahl der tatsächlich existierenden Filialen übertroffen hätte. In der zweiten, revidierten Fassung meldete die Bundesbank dann ein Minus von 869 Filialen. Weil somit entsprechend mehr Bankfilialen im Land existieren, stimmten die darauf bezogenen Anteilswerte nicht, so dass auch diese Angaben korrigiert werden mussten. Demnach gab die Zahl aller inländischen Zweigstellen im vergangenen Jahr nicht um 3079 bzw. 11,5% auf 23588 nach, sondern um 2567 (9,6%) auf 24100.
Damit aber nicht genug der Verwirrung: Denn laut Deutscher Bank entsprechen die neuen Zahlen auch nicht so ganz den Tatsachen. Faktisch wurden 2020 nur 39 Zweigstellen aufgegeben – 25 von der Postbank und 14 von der Deutschen Bank, wie ein Sprecher sagte. Immer noch eine Diskrepanz von 830 Filialen im Vergleich mit der aktualisierten Bundesbank-Statistik.
Die kommt offenbar dadurch zustande, dass die Deutsche Bank in ihrer eigenen Statistik nur die von der Postbank selbst betriebenen Filialen aufführt, in der Bankstellenstatistik hingegen auch die sogenannten Post-Partnerfilialen erfasst sind. Diese können sich im Supermarkt, im Schreibwarengeschäft oder im Biolädchen befinden und bieten teilweise auch einfache Bankdienstleistungen wie beispielsweise Bargeldauszahlungen oder Annahme von Überweisungen oder Daueraufträgen an. Obwohl sie eigentlich Standorte der Deutschen Post sind, sei man verpflichtet, sie der Bundesbank zu melden, berichtete der Deutsche-Bank-Sprecher.
„In der Konsequenz ist die in der Bankstellenstatistik ausgewiesene Anzahl der Filialen deutlich höher“, heißt es in einer Stellungnahme der Bundesbank. Und somit auch die Zahl der aufgegebenen Filialen oder besser gesagt: Post-Partnerfilialen. So war die Deutsche Bank zum Jahresende nach eigenen Angaben mit der Marke Postbank zwar mit insgesamt 3470 inländischen Zweigstellen vertreten. De facto waren davon aber nur rund 800 waschechte Postbank- und gut 500 Deutsche-Bank-Filialen.