Weniger Zwischenfinanzierungen

Kreditgeschäft von Ellwanger & Geiger schwächelt

Eine rückläufige Nachfrage nach Zwischenfinanzierungen hat das Kreditgeschäft von Ellwanger & Geiger 2024 belastet. Die Vermögensverwaltung wuchs dagegen kräftig.

Kreditgeschäft von Ellwanger & Geiger schwächelt

Kreditgeschäft von Ellwanger & Geiger schwächelt

Zurückhaltung von Häuslebauern belastet Nischengeschäft mit Zwischenfinanzierungen – Vermögensverwaltung wächst

Von Thomas Spengler Stuttgart

Das Stuttgarter Bankhaus Ellwanger & Geiger stellt sich auf weiteres Wachstum ein. Sowohl in der Vermögensverwaltung als auch im Kreditgeschäft geht der Vorstand für 2025 von einem anziehenden Geschäft aus. Um der erwarteten Nachfrage langfristig gerecht werden zu können, wird die Belegschaft nicht nur aufgestockt, sondern auch verjüngt.

Nachdem die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr um acht auf 56 gestiegen ist, verringerte sich das Durchschnittsalter der Belegschaft um ein Jahr auf 48, wie Vorstand Harald Brenner der Börsen-Zeitung sagte. 2025 soll der Altersdurchschnitt dank Neueinstellungen weiter sinken. Auf diese Weise will sich Ellwanger & Geiger personell auf Wachstum in den beiden Geschäftsbereichen Vermögensverwaltung und Kreditgeschäft einstellen.

Verwaltete Vermögen steigen auf Rekordhoch

Per Ende 2024 stiegen die von den Stuttgartern verwalteten Vermögen auf ein Rekordhoch von 1,113 Mrd. Euro einschließlich Liquidität. Der aus Ertragsgründen wichtigen Anteil, der mit einer Flat Fee versehen ist, erreichte mit 694 Mill. Euro ebenfalls einen Rekord, wobei die durchschnittliche Marge bei 0,73% lag. Damit hat Ellwanger & Geiger die selbst gesteckten Wachstumsziele erreicht.

Kunden bewahren die Ruhe

Für das laufende und die kommenden Jahre hat sich der Vorstand im Wealth Management einen Wertzuwachs von 10% per annum vorgenommen. Trotz turbulenter Märkte tendierten die Privatvermögen, heißt es bei Ellwanger & Geiger. „Wir sehen bei den Kunden keine Verunsicherung“, sagt Philipp Stodtmeister, der die Vermögensverwaltung, das Kreditgeschäft sowie das Portfoliomanagement verantwortet. Es sei eher so, dass bisher geparktes Festgeld wieder in die Vermögensverwaltung fließe.

Dass die Kunden die Krisen auch als Chance sehen, sieht Stodtmeister in Teilen auch als Verdienst der eigenen Betreuung: „Die Kunden wollen vor allem in schwierigen Zeiten einen verlässlichen Ansprechpartner.“ Deshalb hätten die Kundenbetreuer etwa ihre Klienten angerufen, als der Zollstreit begann.

Zweites Standbein schwächelt

Rückläufig entwickelte sich dagegen das Kreditgeschäft. Hier sank der Bestand auf 110 Mill. Euro, was vor allem am Geschäft mit Zwischenfinanzierungen lag, in dem Ellwanger & Geiger bundesweit eine Nische besetzt. Das Produkt wird über Vermittlungsportale wie Hypoport angeboten, um die Zeit vom Kauf einer neuen Immobilie bis zum Verkauf der Bestandsimmobilie zu überbrücken. Die Margen in diesem nach Angaben der Stuttgarter risikoarmen, aber aufgrund der Kurzfristigkeit vergleichsweise arbeitsintensiven Geschäft bewegen sich um die 3%. „Wir haben jedoch besonderes Know-how in Form von digitalen Abwicklungsprozessen entwickelt, sodass wir das Produkt bundesweit rentabel anbieten können“, sagt Brenner.

Erholung erwartet

2024 stagnierte das Geschäft mit Zwischenfinanzierungen nach Angaben des Bankhauses bei 64 Mill. Euro, nachdem es 2022 noch mehr als doppelt so hoch gelegen hatte. Grund dafür sei die abwartende Haltung vieler potenzieller Immobilienkäufer infolge der Preisrückgänge in den Jahren 2022 und 2023. Das sei nun jedoch wieder vorbei, sodass die Stuttgarter 2025 mit einer Belebung rechnen. Erwartet wird ein Anstieg des Kreditbestands auf 160 Mill. Euro dank eines Schubs bei den Zwischenfinanzierungen auf 112 Mill. Euro. In den Folgejahren sollen es dann wieder 180 Mill. Euro pro Jahr sein.

Provisionsüberschuss steigt

Für 2024 spiegelt sich diese Entwicklung in einem um 8,1% auf 5,1 Mill. Euro geschrumpften Zinsüberschuss wider. Dies wurde durch ein Plus von 12,5% auf 5,8 Mill. Euro beim Provisionsüberschuss kompensiert. Vor zwei Jahren war es genau andersherum gewesen.

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