ELTIF-Boom im ersten Halbjahr
Moonfare scheitert
mit Private-Equity-ELTIF
Plattform kann von Boom in potenziellem 70-Milliarden-Euro-Markt nicht profitieren
phh Frankfurt
Schwerer Rückschlag für Moonfare: Die noch immer defizitäre Private-Markets-Plattform muss ihren Private-Equity-ELTIF nach nur rund einem Jahr wieder abwickeln. Damit liefert die vor rund zehn Jahren von Ex-KKR-Deutschlandchef Steffen Pauls gegründete Plattform ein Kontrastprogramm zum Trend im Gesamtmarkt. Denn dort schießen die European Long-Term Investment Funds (ELTIF), die Privatanlegern leichteren Zugang zum privaten Kapitalmarkt geben sollen, wie Pilze aus dem Boden. Die Ratingagentur Scope schätzt, dass der Markt bis Ende 2027 auf 65 bis 70 Mrd. Euro wachsen dürfte. Allein im ersten Halbjahr seien 60 dieser Fonds gestartet. Das sind bereits mehr als in jedem Gesamtjahr zuvor. Darunter finden sich prominente Namen wie Amundi, Goldman Sachs Asset Management, Natixis oder PGIM. Aber auch Schroders, Stepstone oder Hamilton Lane mischen in dem Markt mit.
Ein Moonfare-Sprecher bestätigte auf Nachfrage, dass der Vertrieb eingestellt und der Private-Equity-ELTIF abgewickelt werde. „Unsere Entscheidung basiert auf der Marktnachfrage, dem Feedback der Investoren und weiteren strategischen Überlegungen im Zusammenhang mit der Produktentwicklung. Die Anleger werden ihr gesamtes investiertes Kapital sowie eine Zinszahlung in Höhe von zwölf Prozent erhalten", heißt es weiter.
Viele Vermögensverwalter setzen auf semi-liquide Fondsstrukturen. Diese sollen es Privatanlegern ermöglichen, unter bestimmten Bedingungen Teile ihres Investments wieder veräußern können und eigentlich illiquide Anlageklassen wie Private Equity ein Stück weit liquide zu machen. In der Branche wird das mitunter kontrovers diskutiert. Die einen sehen darin eine leichtere Vertriebschance bei Privatanlegern, die anderen Verbraucherschutzrisiken. Moonfare hatte einen anderen Ansatz gewählt und setzte auf institutionelle, geschlossene Fondsstrukturen, die illiquide sind.
Dass Moonfare seinen Ansatz so schnell wieder aufgibt, kann wirtschaftliche Gründe haben. Damit sich ein ELTIF aus Anbietersicht lohnt, sollte er ein Volumen von mindestens 100 Mill. Euro erreichen. Moonfare arbeitet noch immer nicht profitabel. 2023 betrug der Jahresfehlbetrag laut Geschäftsbericht rund 29 Mill. Euro. Moonfares Rückzug verdeutlicht aber auch, dass sich semi-liquide Fonds bei Privatkunden möglicherweise deutlich leichter vertreiben lassen. Jedenfalls schwenkt Moonfare strategisch um: „Semi-liquide Strategien scheinen ein besser geeignetes Einstiegsprodukt für Investoren zu sein, die mit Private Equity oder dem Konzept der Illiquidität noch nicht vertraut sind.“ Seit der Einführung des ELTIF hat der Markt für semi-liquide Strategien erheblich an Dynamik gewonnen und wächst kontinuierlich. Moonfare werde daher in den kommenden Jahren mehr entsprechende Strategien auf den Markt bringen.
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