EU-Aufseher planen Stresstest für den Schattenbanken-Sektor
Stresstest für Schattenbanken
EU-Aufseher wollen sektorspezifische Risiken näher betrachten – Bank of England hatte bereits Szenarien durchgespielt
bg Frankfurt
bg Frankfurt
Bei den europäischen Aufsichtsbehörden rüstet man sich, um dem sogenannten Schattenbankensektor stärker auf den Zahn zu fühlen. Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge ist für das kommende Jahr erstmals ein Stresstest für alle Non-Bank Financial Intermediaries (NBFI) geplant. Diese Übung soll dann aufsetzen auf sektorspezifischen Stresstests, wie sie schon regelmäßig für Banken, Versicherer, Geldmarktfonds und Clearinghäuser stattfinden in der EU. In der Regel werden verschiedene Stressszenarien simuliert, um zu sehen, ob und wo sich Schwachstellen in der Absicherung befinden.
Sektorspezifische Risiken
Bei den Schattenbanken wird es dann neben den sektorspezifischen Risiken stark darum gehen, ob diese im Fall einer Krise verstärkend auf andere Teile des Finanzsystems wirken oder sie Schocks absorbieren können. Zum Schattenbankensektor zählen primär Hedgefonds und der stark wachsende Bereich Private Credit, die bislang mit weniger Regulierung konfrontiert sind, aber deren starkes Wachstum ein genaueres Hinsehen der Regulatoren notwendig macht.
EZB-Bankenaufsicht hat schon ein Auge drauf
Frankreich hatte als erster nationaler Aufseher bekundet, einen Stresstest für den Nicht-Bankensektor angehen zu wollen. Claudia Buch hatte als Vorsitzende der EZB-Bankenaufsicht in einer Anhörung des EU-Parlaments gesagt, dass man schon habe beobachten können, wie Liquiditätsrisiken aus dem NBFI-Sektor in andere Teile des Finanzsystems rübergeschwappt seien („Spillover risks“). Deshalb sei es jetzt wichtig, dass man die Risiken besser verstehe und adäquat reguliere. Es seien aber nicht alle Schattenbanken riskanter als Banken oder andere Finanzintermediäre, aber die Regulierung müsse diese sektorspezifischen Risiken zielgenauer adressieren.
Viele Akteure involviert
An den Plänen für den Stresstest arbeiten die European Banking Authority (EBA), die Wertpapieraufsicht ESMA (European Securities and Markets Authority), die Assekuranzaufsicht European Insurance and Occupational Pensions Authority sowie die EZB-Bankenaufsicht und die Europäische Kommission sowie der Europäische Risikorat (European Systemic Risk Board).
An Erfahrungen der Bank of England anknüpfen
Die Bank of England (BoE) hatte kürzlich ein Stresstestszenario durchgespielt, in dem eine Hedgefonds-Pleite simuliert wurde, um zu sehen, wie sich Risiken durch den Schattenbankensektor fressen. Das Ergebnis war so, dass die BoE den geprüften Instituten zwar eine vergleichsweise hohe Resilienz bescheinigte, aber gleichzeitig davor warnte, dass Notverkäufe der Assets von Pensionsfonds und Hedgefonds eine Krise verstärken könnten – und das vor allem, weil die Fonds unrealistisch hohe Erwartungen bezüglich ihrer Fähigkeit zur schnellen Beschaffung von Liquidität hätten. Das ist ein Umstand, der dann in eine Vorschrift zu erhöhten Liquiditätsreserven münden könnte.
Was wird aus Baseler Umsetzung?
Was Bankenregulierung angeht, ist die EU-Kommission derzeit zwangsweise in einem Wait-And-See-Approach. Die Implementierung erhöhter Kapitalanforderungen für das Wertpapiergeschäft der Banken wurde kürzlich auf Anfang 2027 verschoben. Brüssel will erst sehen, wie die weitere Umsetzung der Vorgaben des Baseler Ausschusses in den USA ausfällt. Dort stehen die Zeichen auf Deregulierung, nachdem sich eine Aufweichung der Supplemental Leverage Ratio abzeichnet.
Bei den europäischen Aufsehern reifen Pläne, den Schattenbankensektor näher zu durchzuleuchten. Im kommenden Jahr soll es dafür einen spezifischen Stresstest geben, der auch das Zusammenwirken mit den Geschäftsbanken unter die Lupe nimmt. Das wäre dann eine umfassende Risikobetrachtung.
Kommentar Seite 1