Zinswende

Europas Banken steigern Zinsüberschuss um 11 Prozent

Nach der Zinswende verdienen Europas Großbanken gut. Für das laufende Jahr zeichnet sich ein Plus von 11% für den Zinsüberschuss ab, wie Moody’s vorrechnet. Für höhere Kosten und Kreditausfälle sind die Banken gewappnet.

Europas Banken steigern Zinsüberschuss um 11 Prozent

jsc Frankfurt

Europas Großbanken profitieren bereits jetzt erheblich von der Zinswende: Wenn der Zinsüberschuss aus dem ersten Halbjahr auf den gesamten Turnus hochgerechnet wird, ergibt sich ein Plus von 10,7% auf annähernd 300 Mrd. Euro, wie die Ratingagentur Moody‘s festhält. In fast allen Märkten legte das Kreditvolumen zu, während die Zinsmarge um durchschnittlich 9 Basispunkte auf 1,22% anschwoll. „Steigende Zinssätze bringen klare Margenzuwächse für europäische Banken“, resümiert Moody‘s. Insgesamt zählten die Analysten die Ergebnisse von 34 Großbanken aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, der Schweiz, Österreich, den Beneluxländern und Skandinavien zusammen.

Kostenplus verdaut

Unterm Strich dürfte sich die Lage der Banken aus Sicht von Moody‘s damit vorerst entspannen. Zwar wird die Kreditwirtschaft angesichts der Inflation Schwierigkeiten haben, ihre Kosten im Griff zu halten. Auch summieren sich nach Einschätzung der Analysten bis Ende 2023 die Wertminderungen im Kreditbestand auf. Allerdings werden diese Effekte das Ertragsplus lediglich „teilweise“ aufzehren. So steigen etwa die operativen Kosten im laufenden Jahr laut Hochrechnung weniger als halb so stark wie der Zinsüberschuss. Bereits im vergangenen Jahr nahm der Zinsüberschuss schneller als die laufenden Kosten zu.

Die höchsten Zuwächse beim Zinsüberschuss sieht der Bericht in Österreich (23%), Großbritannien (22%) und Deutschland (15%). Die Geldhäuser profitierten gerade in den Märkten jenseits der Eurozone, etwa über ihre Töchter in den USA sowie in Mittel- und Osteuropa, wo die Zinsen tendenziell früher gestiegen sind. Die deutschen und österreichischen Banken verzeichnen zudem – ähnlich wie spanische Adressen – einen stärkeren Zuwachs des Kredit­volumens. Zugleich sorgt ein relativ hoher Anteil von Hypotheken­darlehen mit langer Zinsbindung dafür, dass deutsche Institute nur allmählich die Zinserträge steigern können­. Noch stärker wiegt das Problem der Zinsbindung in Frankreich und in den Beneluxländern.

Nordische Banken bauten ihren Zinsüberschuss hingegen nur unterdurchschnittlich um 9% aus. Zwar stieg das Kreditvolumen in Skandinavien ebenfalls kräftig, während zugleich die Zinsen bereits früh anzogen. Allerdings refinanzieren sich die nordischen  Häuser vergleichsweise seltener als andere europäische Banken über Einlagen. Weil die Zinsen am Kapitalmarkt stärker gestiegen sind als im Einlagengeschäft, wuchs die Marge der skandinavischen Banken nur geringfügig.

Schlusslicht im Landesvergleich ist die Schweiz, wo der Zinsüberschuss unverändert blieb. In der Eidgenossenschaft stiegen die Zinsen sogar noch später als in der Eurozone. Vor allem aber prägt das schwache Abschneiden der Credit Suisse die Statistik, wie die Autoren festhalten.

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