EZB findet keinen Nachfolger für Lautenschläger
ms Frankfurt – Der Posten des Vize-Chefs der europäischen Bankenaufsicht SSM (Single Supervisory Mechanism) bleibt absehbar für längere Zeit vakant – und die Wahrscheinlichkeit scheint groß, dass das sogar bis Jahresende so sein wird. Dafür spricht eine Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu den Zuständigkeiten im EZB-Direktorium, die nun gefallen ist. Die EZB ist gefragt, einen Nachfolger für die bisherige SSM-Vizechefin Sabine Lautenschläger zu finden. Lautenschlägers Amtszeit war Montag vergangener Woche ausgelaufen. Unmut bei AufsehernEiner neuen Übersicht über die Zuständigkeiten im Direktorium, die die Notenbank nun stillschweigend auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat, ist zu entnehmen, dass EZB-Präsident Mario Draghi jetzt formal die Verantwortung über jene SSM-Generaldirektionen übernommen hat, für die bislang Lautenschläger die Verantwortung trug. Draghi wird aber nicht als Vice Chair des SSM geführt und wird die Position auch nicht ausfüllen. Das galt auch nie als Option.Damit bleibt eine äußerst wichtige Position für das europäische Finanzsystem absehbar unbesetzt. Die Frage, wie es im EZB-Direktorium mit dem SSM-Posten weitergeht, sorgt nach Informationen der Börsen-Zeitung seit langem für Unruhe und Unmut in Notenbank- und Aufsichtskreisen (vgl. auch BZ vom 14.6.2018). Auch Andrea Enria, erst zu Jahresbeginn als Chef des SSM angetreten, goutiert die Entwicklung dem Vernehmen nach nicht.Draghi hatte wohl darauf gehofft, dass Lautenschläger noch ein wenig an Bord bleibt – auch wenn dafür die internen Regeln hätten geändert werden müssen. Sie hat dem Vernehmen nach intern aber signalisiert, dass sie andere Aufgaben übernehmen wolle. Laut der neuen Übersicht ist sie aber nun zumindest vorerst nur noch für Statistik zuständig. Als einzige andere denkbare Option galt, dass Yves Mersch im Direktorium den SSM-Posten übernimmt. Allerdings hätten auch für ihn die Regeln geändert werden müssen, da er keine volle Amtszeit von fünf Jahren als SSM-Vize mehr ausfüllen kann. Vor allem aber gilt intern auch das Verhältnis zwischen Mersch und Draghi als schwierig.Da die EZB bislang keinen Nachfolger nominiert hat, scheint es nahezu ausgeschlossen, dass sich an der Vakanz vor der Europawahl im Mai noch etwas ändert. Da aber auch danach die Besetzung des Direktoriums im Grunde unverändert bleibt, ist mehr als fraglich, was sich dann ändern sollte. Damit könnte die Vakanz bis Jahresende andauern, wenn mit dem Ausscheiden von Draghi (Ende Oktober) und Benoît Coeuré (Ende Dezember) neue Bewegung ins Gremium kommt.