Fed konkretisiert Regeln für Verlustabsorptionsfähigkeit

Vier US-Banken brauchen 70 Mrd. Dollar bis 2019

Fed konkretisiert Regeln für Verlustabsorptionsfähigkeit

sp New York – Die US-Notenbank hat die Regeln für die Verlustabsorptionsfähigkeit systemrelevanter Banken für die von ihr beaufsichtigten Institute konkretisiert. Vier der acht US-Banken, die von den Regeln zu ihrer Total Loss Absorbing Capacity (TLAC) betroffen sind, müssen demnach bis zur Einführung der Bestimmungen Anfang 2019 noch rund 70 Mrd. Dollar langfristige, in Eigenkapital wandelbare Schulden aufnehmen, um den Anforderungen der TLAC-Regeln gerecht zu werden. Das teilte die Zentralbank am Donnerstag mit, ohne die betroffenen Banken zu nennen. Im Oktober 2015 hatte die Fed noch einen Nachholbedarf von 120 Mrd. Dollar bei allen acht Instituten erkannt. Wells Fargo in der BredouilleVon den TLAC-Regeln erfasst werden die größten US-Institute, namentlich J.P. Morgan Chase, Bank of America, Wells Fargo, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Bank of New York Mellon und State Street sowie die US-Töchter großer Auslandsbanken, darunter auch die Deutsche Bank. Sie müssen in ihrer Bilanz künftig einen größeren Anteil an Schuldpapieren vorweisen, die in Bankaktien umgewandelt werden können. Für Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley ist das nichts Neues. Gewöhnungsbedürftig ist die Aufnahme von Schuldpapieren in dieser Form dagegen für eine Retailbank wie Wells Fargo, die sich bei der Finanzierung bisher vor allem auf Einlagen ihrer Kunden stützt. Timothy Sloan, der das drittgrößte US-Bankhaus seit dem Rücktritt von CEO John Stumpf im Oktober führt, hatte erst vor wenigen Tagen bei einer Investorenkonferenz in New York eingeräumt, dass er sich mit Blick auf TLAC “am Kopf kratzen” müsse. Er bezifferte die Lücke zu dem unter der neuen Regel geforderten Volumen entsprechender Schuldpapiere auf 36 Mrd. Dollar.Sloan hat auch ohne TLAC alle Hände voll zu tun, um Wells Fargo aus der Defensive zu bringen. Die Bank musste im September einräumen, dass in den vergangenen Jahren mehr als 2 Millionen Phantomkonten eingerichtet wurden, und einigte sich auf eine Zahlung in Höhe von 185 Mill. Dollar mit der Aufsicht. Seit Anfang dieser Woche untersuchen die Aufseher auch eine Vertriebspartnerschaft mit dem Versicherer Prudential Financial.Ebenfalls in dieser Woche ist die Bank zum zweiten Mal mit ihrem sogenannten “Letzten Willen” bei den Aufsichtsbehörden durchgefallen. Der Notfallplan für den Fall einer Abwicklung soll wie die TLAC-Regeln verhindern, dass Banken in Schieflage auf Kosten des Steuerzahlers saniert werden müssen. Wells Fargo hat jetzt bis Ende März 2017 Zeit, die Pläne noch ein letztes Mal zu überarbeiten. Der gewählte US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, alle Regeln, die Banken bei der Kreditvergabe behindern, zurückzubauen.