Finanzstabilitätshüter fürchten KI-Blase
Finanzstabilitätshüter fürchten KI-Blase
Britische Finanzstabilitätshüter fürchten KI-Blase
Umfrage zeugt von einem bislang begrenzten Einsatz in der Finanzbranche
hip London
Das Risiko einer „scharfen Korrektur“ an den Finanzmärkten ist aus Sicht der britischen Finanzstabilitätshüter gestiegen. Die Kursgewinne der großen US-Technologiewerte hätten die Konzentration innerhalb der Aktienindizes auf Rekordniveau steigen lassen. Der Marktanteil der fünf größten S&P-500-Mitglieder war mit knapp 30% so hoch wie nie in den vergangenen 50 Jahren, wie es im Protokoll der jüngsten Sitzung des Financial Policy Committee (FPC) der Bank of England heißt.
„Eine scharfe Korrektur könnte mit Schwächen im System marktbasierter Finanzierungen einhergehen, was Kosten und Verfügbarkeit von Finanzierungen für Haushalte und Unternehmen beeinträchtigen würde“, fürchtet das FPC. „Für eine offene Volkswirtschaft mit einem weltweiten Finanzzentrum besteht ein wesentliches Risiko, dass globale Schocks auf das britische Finanzsystem überschwappen.“
Angst vor Neubewertung
Auslöser könnte eine enttäuschende Annahme und Einführung von künstlicher Intelligenz (KI) sein. Auch verschärfter Wettbewerb könne zu einer Neubewertung der hohen Gewinnerwartungen führen. Kapazitätsengpässe bei Elektrizität, Daten oder Rohstoffen könnten die Bewertungen ebenfalls unter Druck setzen.
Die IWF-Chefin Kristalina Georgieva hatte kurz zuvor eine ähnliche Warnung abgegeben. „Sollte es zu einer scharfen Korrektur kommen, könnten striktere Finanzierungskonditionen weltweit das Wachstum drücken, Schwachstellen offenlegen und vor allem Entwicklungsländern das Leben schwer machen“, sagte sie.
„Aggressiv positiv“
„Der Markt preist sehr aggressiv positive Entwicklungen durch KI ein“, sagte der Makrostratege John Butler von Wellington Management vor Journalisten in London. Er wisse zwar nicht, wie man Produktivitätsgewinne durch die neue Technologie ermitteln könne. „Aber eine Menge davon ist schon in den Kursen enthalten.“ Eine Korrektur bei KI könnte ein Auslöser für eine Rezession in den USA sein.
Der Vermögensverwalter setzt KI unter anderem für die Kohortenanalyse ein. Das Problem dabei sei, dass KI Fehler mache, sagte Matt Witheiler, Head of Late-stage Growth bei Wellington. Deshalb mache man das Ganze derzeit noch parallel manuell, um sicher zu sein. Am Ende werde man eine Menge Zeit sparen.
„Für uns ist das ein Werkzeug“
„Jeder im Investment Management wird KI auf ähnliche Weise einsetzen“, sagte Natasha Brook-Walters, Head of Wellington Solutions. Sie nutze etwa KI-generierte Zusammenfassungen, um stets auf dem neuesten Stand hausinterner Diskussionen zu sein.
„Für uns ist das ein Werkzeug“, sagte Will Lockhart, der Vertriebschef von Wellington für Großbritannien und Irland. „Es ist nicht die Antwort auf alle Fragen.“
Eingeschränkte Rolle
Tatsächlich mehren sich die Anzeichen dafür, dass KI noch keine große Rolle in den Arbeitsabläufen vieler Unternehmen spielt. In einer Umfrage der Beratungsgesellschaft CIL unter Stakeholdern des britischen M&A-Ökosystems zeigte sich, dass KI lediglich bei 5% eine entscheidende Rolle im Tagesgeschäft spielt. Zwei Drittel arbeiten nur für bestimmte Funktionen oder in bestimmten Teams damit. „Die meisten Firmen versuchen immer noch herauszufinden, was KI für sie bedeutet und wie sie sie einsetzen können“, sagte ein Teilnehmer.