12. FINANZPLATZTAG DER WM GRUPPE

"Finanzstabilität darf nicht außer Acht gelassen werden"

Diskussion über zwangsweise Verlagerung des Euro-Clearing erhält neuen Auftrieb - CEO von Eurex Clearing ruft zu Maßhaltung auf

"Finanzstabilität darf nicht außer Acht gelassen werden"

dm Frankfurt – Ungeachtet der Frage, ob es zu einem ungeordneten oder geordneten Brexit kommt, wird die Frage der Aufsicht über außereuropäische Clearinghäuser bald wieder prioritär behandelt werden. Zumindest ist dies die Ansicht von Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance. “Das Thema der Finanzstabilität darf nicht außer Acht gelassen werden”, sagte er auf einer Panel-Diskussion auf dem 12. Finanzplatztag der WM Gruppe, welche auch die Börsen-Zeitung herausgibt. “Es wird immer klarer, dass es gute Gründe gibt, das Euro-Clearing unter europäische Aufsicht zu stellen.” Am Mittwoch hatte Philipp Nimmermann, der für den Finanzplatz zuständige Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium, eine Verlagerung des Clearing von auf Euro lautenden Zinsderivaten für angezeigt gehalten (vgl. BZ vom 7. März).In der laufenden Anpassung der europäischen Derivateverordnung Emir – sogenannt Emir 2.2. – spielt das Thema der Aufsicht über systemrelevante Clearinghäuser außerhalb der Europäischen Union eine kontrovers diskutierte Rolle. So gibt es Stimmen, die der Europäischen Zentralbank mehr Durchgriffsrechte geben würden. “Ich persönlich – ohne als Bankvertreter zu sprechen – finde, das macht allen Sinn der Welt, dass das auf den Kontinent kommt”, sagte auch Christian Ricken, bei der LBBW als Vorstandsmitglied für Kapitalmarktaktivitäten verantwortlich. Mit einer “anständigen Frist”, geordnet und ohne Wettbewerbsnachteil könne er sich eine Verlagerung des Euro-Clearing schon vorstellen, so Ricken. Durch die von der ESMA ausgesprochene Übergangsfrist, die den Status quo in Bezug auf das Clearing in London bis Ende März 2020 sichert, gebe es aber “keine fundamentale Änderung”. Laut dem Vorstand wickelt die LBBW bereits fast vollständig ihr Neugeschäft im Euro-Clearing über die zur Deutschen Börse gehörende Terminbörse Eurex ab. Bisher hält die Londoner LCH die dominante Marktposition in diesem Markt – wobei es Eurex gelingt, schrittweise den Marktanteil zu erhöhen. “Wir stellen uns auch darauf ein, dass das Euro-Clearing-Geschäft auf den Kontinent verlagert werden muss”, so Ricken.Zurückhaltender äußerte sich Erik Tim Müller, CEO von Eurex Clearing. Er wies darauf hin, dass die Frage der Aufsicht über das Euro-Clearing eines der Top-Themen in der Diskussion zwischen den USA und Europa war. “Wir sehen ja, was beim Thema Handelstarife passiert, wir sollten schauen, dass dies nicht im Finanzmarkt passiert.” Als Börsenbetreiber habe Eurex die Hoffnung, über Marktkräfte und Anreize Geschäft anziehen zu können. Wenn ein erheblicher Anteil in Frankfurt ge-cleart würde, würden sich Aufseher und Regulatoren vielleicht mit der Situation wohler fühlen. Müller betonte, die EU-Kommission müsse auch ein Auge darauf haben, was mit Emir 2.2. in die Welt gesetzt werde und wie dies extraterritorial wirke. Nur weil ein zentraler Kontrahent groß sei und viel Dollar-Geschäft verrechne, müsse deswegen noch nicht die europäische Aufsicht am Tisch sitzen.