Frankreichs Großbanken unter Beobachtung
Frankreichs Großbanken unter Beobachtung
Frankreichs Banken unter Beobachtung
Gewinnsteigerungen von Crédit Agricole und Société Générale verpuffen an der Börse — Sorge um steigende Refinanzierungskosten durch Downgrade
Obwohl sie die Markterwartungen im dritten Quartal übertroffen haben, fallen die Aktienkurse von Crédit Agricole und Société Générale. Denn nach der Herunterstufung Frankreichs durch die Ratingagenturen droht die Profitabilität der französischen Banken unter Druck zu geraten.
Von Gesche Wüpper, Paris
Crédit Agricole und Société Générale haben die Erwartungen übertroffen. Und doch sind die beiden französischen Banken von Investoren Donnerstag an der Börse von Paris abgestraft worden. BNP Paribas hatte Dienstag bereits den Ton vorgegeben. Der Kurs des größeren Wettbewerbers war trotz eines Gewinnplus im dritten Quartal unter Druck geraten. Das zeigt, welch hohe Anforderungen Marktteilnehmer derzeit an französische Banken stellen.
Die Institute stehen wegen der durch die Regierungsrücktritte der letzten Monaten verschärften politischen Krise und der Abstufung Frankreichs durch mehrere Ratingagenturen verstärkt unter Beobachtung. „Die jüngste Spreadausweitung französischer Staatsanleihen auf Rekordhöhen dürfte die Refinanzierungskosten der Banken in den kommenden Quartalen erhöhen, was die Profitabilität unter Druck setzten könnte“, schreiben die Analysten von Scope Ratings. Vor allem, da französische Banken zu den größten Schuldenemittenten in Europa gehörten.
Société Générale legt Exposure offen
Das Exposure gegenüber französischen Staatsschulden kam dann auch bei der Vorlage der Quartalsergebnisse zur Sprache. Société-Générale-Chef Slawomir Krupa sprach in einer Telefonkonferenz mit Journalisten von einem „sehr begrenzten“ Exposure. Insgesamt gehe es um 14 Mrd. Euro, wovon 8 Mrd. Euro auf sogenannte OATs (Obligations Assimilables du Trésor) entfielen, mittel- bis langfristieg Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei bis 50 Jahren. „Wir haben vor 15 Jahren unsere Lektion gelernt“, sagte Krupa.
Kostenkontrolle wirkt
Société Générale hat im dritten Quartal mehr verdient als erwartet. Zwar führte der Verkauf von Aktivitäten in den vergangenen Monaten zu einem Rückgang der Einnahmen um 2,7% auf 6,7 Mrd. Euro. Aber das war mehr als gedacht. Das Betriebsergebnis legte dagegen 5,8% auf 2,2 Mrd. Euro zu und das Nettoergebnis sogar 11,3% auf 1,5 Mrd. Euro. Sowohl die Verwaltungskosten als auch die Risikovorsorge verringerten sich. Die Aufwand-Ertrag-Quote verbesserte sich auf 61% von 63,3%. Aus Sicht der Analysten der Royal Bank of Canada sind die über den Erwartungen liegenden Ergebnisse vor allem der Kostenkontrolle geschuldet.
Neubewertung der BPM-Beteiligung
Bei Crédit Agricole SA (CASA), der börsennotierten Einheit der halbgenossenschaftlichen Gruppe, stiegen die Einnahmen 5,6% auf 6,6 Mrd. Euro. Das Bruttobetriebsergebnis erhöhte sich um 7,7% auf 3,0 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis fiel mit 1,8 Mrd. Euro 10,2% höher als im Vorjahreszeitraum aus. Allerdings hat dabei auch ein Sondereffekt aus der Neubewertung der Beteiligung am italienischen Banco BPM geholfen. Ohne diesen wäre der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben von Finanzchefin Clotide L‘Angevin leicht gesunken.
CASA offen für alle Szenarien
CASA hat bei der Europäischen Zentralbank (EZB) beantragt, die Beteiligung auf mehr als 20% erhöhen zu dürfen, um sie in ihren Konten konsolidieren zu können. CASA-Chef Olivier Gavalda erwartet die Antwort in den kommenden Tagen. Er hofft, die Beteiligung dann ab dem vierten Quartal mit 20,1% konsolidieren zu können. Nachdem Unicredit eine Offerte für BPM zurückgezogen hat, wird in Italien über eine Fusion der Bank mit Crédit Agricole Italia spekuliert. Man beobachte aufmerksam alles, was geschehe und sei offen für alle Szenarien, erklärte Gavalda jetzt auf eine entsprechende Frage. Er äußerte sich auch zu der Partnerschaft der Asset Management-Tochter Amundi mit Unicredit. Man habe bisher keine Informationen von Unicredit bekommen, dass die Italiener sie vorzeitig beendet wollten, sagte er.
Aktienrückkauf erhofft
Im Gegensatz zu Société Générale fielen die Verwaltungskosten und vor allem die Risikovorsorge für faule Kredite bei CASA höher aus. Aufwand-Ertrag-Quote verbesserte sich ebenfalls, von 56,9% auf 56%. Die Ergebnisse seien durchwachsen, urteilt denn auch Royal Bank of Canada. Die Kosten fielen höher als erwartet aus, was zu einem Vorsteuerergebnis führe, das niedriger als der Konsens sei.
Von Société Générale hatten Anleger auf ein Aktienrückkaufprogramm gehofft. Denn die Bank hat angekündigt, überschüssiges Kapital jenseits einer Zielquote von 13% umzuverteilen. Nachdem die dafür maßgebliche harte Kernkapitalquote (CET1) zuletzt bei 13,7% lag, zeigen sich Analysten von Jefferies enttäuscht, dass noch kein Aktienrückkaufprogramm angekündigt wurde. Die Kollegen von der Royal Bank of Canada geben zu bedenken, dass es sich angesichts der steigenden Quote nur um eine Zeitfrage handeln könne.
