FSB geht Leverage im Finanzsystem an
FSB geht Leverage im Finanzsystem an
Finanzstabilitätsrat schlägt Maßnahmen für Schattenbanken vor – Länder sind gefragt
Fünf Jahre nach dem „Dash for Cash“ legt das Financial Stability Board einen Aktionsplan zur Eindämmung von Leverage-Risiken im Schattenbankensystem vor. Ziel der Basler Institution ist ein global abgestimmter Rahmen, der Risiken früh erkennt, Regulierungslücken schließt und Marktstabilität stärkt.
wbr Frankfurt
Fünf Jahre nach dem Corona-bedingten „Dash for Cash“, als Margin-Calls selbst US-Staatsanleihen in die Knie zwangen und Notenbanken in letzter Minute eingreifen mussten, präsentiert das Financial Stability Board (FSB) seinen Fahrplan für den Bereich Leverage im Schattenbankensystem. Das internationale Gremium legte am Mittwoch seinen „Final Report on Leverage in Non-Bank Financial Intermediation“ vor. Im FSB-Bericht bezeichnet „Leverage“ jede Form von finanzieller oder synthetischer Verschuldung bei sämtlichen Non-Bank-Finanz-Intermediären (NBFI) – also ausdrücklich nicht nur in Hedgefonds, sondern ebenso in Fonds, Versicherern und Pensionskassen, die ebenfalls Fremdfinanzierung einsetzen.
Langer Maßnahmenkatalog
Das FSB schlägt neun Maßnahmen vor: Alle Aufsichtsbehörden sollen zunächst ein nationales Rahmenwerk einführen, das Leverage-Risiken einheitlich misst, verbleibende Datenlücken schließt und die öffentliche Transparenz erhöht, um riskante Konzentrationen frühzeitig zu erkennen. In systemrelevanten Märkten wie Staatsanleihen, Repos oder Immobilien sollen gezielte Positions- oder andere Limits greifen, flankiert von einem Werkzeugkasten aus Mindest-Haircuts, Clearingpflichten und Leverage-Caps. Zugleich müssen Banken die neuen Baseler Standards für Gegenparteirisiken voll umsetzen und Prime-Broker durch Offenlegungspflichten in die Lage versetzt werden, Leverage-Kunden angemessen zu bewerten.
Weiter spricht sich das FSB dafür aus, Regulierungsarbitrage anzugehen und grenzübergreifende Nebenwirkungen einzudämmen. Ziel sei ein global abgestimmter Fahrplan, um Hebelrisiken im gesamten NBFI-Sektor frühzeitig zu erkennen, wirksam zu begrenzen und im Krisenfall koordiniert zu bewältigen.
Großer Anteil Schattenbanken
Die Dimension der Schattenbanken zeigt sich in den Zahlen: Laut Global-Monitoring-Report wuchs der NBFI-Sektor 2023 um 8,5% und hält inzwischen 49,1% der weltweiten Finanzaktiva. Das Bankwachstum lag bei 3,3%. Eine frühere Auswertung beziffert die NBFI-Bestände für Ende 2022 auf 218 Bill. Dollar gegenüber 183 Bill. Dollar in Bankbilanzen. In der Marktstruktur verteilen sich die Vermögenswerte der „Other Financial Intermediaries“ laut jüngsten FSB-Daten so: etwa 35% entfallen auf Investment- und sonstige offene Fonds, rund 25% auf Versicherer und Pensionskassen, 12% auf Geldmarktfonds, 15% auf Broker-Dealer und Finanzgesellschaften sowie gut 13% auf strukturierte Vehikel, REITs und CCPs.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um NBFI gab es in der deutschen Kreditwirtschaft zuletzt Warnungen, dass Verluste von Nichtbanken mit Einsatz von Leverage über Bankenkontrahenten letztlich die nationalen Einlagensicherungssysteme treffen könnten, eine Haftung, die aus Sicht der Kreditwirtschaft vermieden werden sollte.
Nationale Besonderheiten
Mit den jüngsten Veröffentlichungen zu NBFI erklärt das FSB sein ursprüngliches Arbeitsprogramm zum Bereich Leverage faktisch für erfüllt und konzentriert sich nun auf die Überwachung: Künftige Peer-Reviews sollen die Umsetzung kontrollieren. Das FSB behält sich vor, bei unzureichendem Fortschritt weitere Instrumente zu entwickeln. Der FSB liefert mit dem Bericht keinen universellen Grenzwert für Leverage, sondern schlägt einen global abgestimmten Werkzeugkasten vor, der nationale Besonderheiten berücksichtigt.
Gleichzeitig verweist der allgemeine Bericht darauf, dass bereits vereinbarte Reformen – etwa zur Liquidität in offenen Fonds oder zu Margin-Praktiken – weiter umgesetzt werden müssen, damit der Markt weniger auf Notenbankinterventionen angewiesen sei.