Fünf Gründe, auf Asien zu bauen

Relevanz der Asien-Pazifik-Region für Investmententscheidungen hat stark zugenommen - Wachsende Mittelschicht als Treiber

Fünf Gründe, auf Asien zu bauen

In den letzten Jahren ließen sich gravierende Marktveränderungen und strukturelle Verlagerungen in Asien beobachten, die die Börsen immer weiter beflügelten. Noch haben viele Investoren die daraus resultierenden Anlagemöglichkeiten jedoch nicht in ihrer Strategie umgesetzt.Dabei hat die Relevanz der Region für die globale Investmentlandschaft stark zugenommen. Doch vielen Anlegern scheinen die Schlagzeilen der Asienkrise Ende der 1990er-Jahre noch zu präsent und abschreckend zu sein. Dabei übertrifft die Wertsteigerung asiatischer Aktien in den letzten zehn Jahren die jeder anderen Region der Welt. Und die strukturellen Treiber dieses Wachstums schaffen Anlagechancen in der ganzen Region. Es etablieren sich neue Geschäftsmodelle, die in anderen Teilen der Welt unbekannt sind. Fünf Argumente stechen heraus, warum Investoren die Region in ihrer Anlagestrategie stärker berücksichtigen sollten.Zuallererst ist die zunehmende Bedeutung Asiens auf der Weltbühne nicht mehr zu übersehen. Der Anteil der Region am MSCI All Country World Index ist in den letzten 20 Jahren von 5 % im Jahr 1999 auf heute 16 % angewachsen. Angetrieben wurde der Anstieg sowohl durch die positive Wertentwicklung als auch durch zahlreiche Börsengänge von Unternehmen.Im selben Zeitraum erhöhte sich der Anteil Asiens am Umsatz innerhalb des MSCI All Country World Index von 4 % auf 30 % und der Gewinnanteil stieg von 3 % auf 33 %. Dies bedeutet, dass Umsätze und Erträge schneller gewachsen sind als in der übrigen Welt. Darüber hinaus haben sich die Margen der Unternehmen deutlich verbessert, wie die Differenz zwischen Gewinn- und Umsatzwachstum zeigt. Betrachtet man die Gewichtung von Asien in den marktkapitalisierten Indizes, so könnte man sogar von einer Abwertung sprechen, da sich diese Dynamik darin bei weitem nicht widerspiegelt. Durch Bewertungen, die den positiven Wandel besser widergeben ebenso wie durch transformatives Ertragswachstum sollten sich die Anlagechancen zukünftig noch stärker zeigen.Mit dem Wachstum des Anlageuniversums hat sich auch die Sektorzusammensetzung in Asien erheblich verändert, wodurch sich als zweites Argument zahlreiche neue Anlagemöglichkeiten bieten. Insbesondere die immer bedeutendere Rolle Asiens als Technologieführer gestaltet die Märkte der Region neu. Sektoren wie Versorgungsunternehmen und Finanzdienstleister haben an Bedeutung verloren, wohingegen Segmente wie Konsumgüter, Kommunikationsdienstleistungen und Informationstechnologie in den Vordergrund gerückt sind. Im Bereich Konsum profitieren vor allem Online-Händler und Unternehmen, die Premium-Angebote liefern, bei den Kommunikationsdienstleistungen stehen die Sektoren Medien, Software und Telekommunikation im Fokus. Frühere Platzhirsche verlierenAuf Länderebene ist die Veränderung sogar noch stärker wahrnehmbar. Während der prozentuale Anteil der ehemaligen Platzhirsche Hongkong und Singapur zurückgeht, ist die Bedeutung Indiens gestiegen und China ist inzwischen das größte Land im Index. Insgesamt haben die asiatischen Stadtstaaten gegenüber Märkten wie Indien und China, die nach wie vor weniger wohlhabend, aber umso größer sind, an Bedeutung verloren. Dadurch haben sich die Anlagechancen nicht nur verschoben, sondern auch deutlich erweitert – und dieser Trend wird weiter anhalten.Es zeichnet sich drittens ein bedeutender struktureller Wandel ab. Die wachsende Mittelschicht mit zunehmend wohlhabenden Verbrauchern in Asien treibt Veränderungen voran, die prospektiv unabhängig von Marktzyklen sind. So profitiert beispielsweise der Finanzsektor von der zunehmenden Verbreitung von Hypotheken, Versicherungen und Anlageprodukten. Auch im Mobile Banking sind Institute der Region führend. Wohlhabendere Haushalte geben gerade in China viel Geld für eine gute Bildung der Kinder aus – die Umsätze in diesem Segment umfassen mehr als 60 Mrd. Dollar; es hat sich eine eigene Bildungsindustrie entwickelt. Dass mit dem steigendem Wohlstand und Alter auch Wohlstandskrankheiten Einzug halten, fördert den Gesundheitssektor.Im Konsumbereich führt das wachsende Vermögen zu einer “Premiumisierung”, also der Verlagerung hin zu anspruchsvolleren Waren und Dienstleistungen. In Vietnam und China beispielsweise expandieren Molkereibetriebe, indem sie spezielle, höherwertige Produkte für Konsumenten mit wachsender Kaufkraft anbieten. Auch die Freizeitindustrie hat sich auf die zunehmend anspruchsvolle Zielgruppe mit Resorts, Hotels und Freizeitparks. Das Segment der Videospiele verzeichnet Zuwächse in allen Altersgruppen, die immer mehr Zeit – und dies zunehmend mit Online Games – verbringen.Bei den technologischen Veränderungen, die sich in Asien und darüber hinaus vollziehen – zu nennen sind die schnellen Innovationen in Bereichen wie Netzwerke, elektrische und autonome Fahrzeuge, alternative Intelligenz und Fertigungsautomatisierung – spielen lokale Unternehmen eine zentrale Rolle.Nicht zu vergessen ist viertens die Revolution der A-Aktien. Denn auch wenn Chinas wirtschaftlicher Wandel bislang eine der prägenden Entwicklungen im 21. Jahrhundert ist, er hat sich nicht immer an seinen Aktienmärkten widergespiegelt.Die ersten chinesischen Unternehmen, die an einer Börse im Ausland notierten, waren zunächst auch Staatsunternehmen, die nicht immer die Interessen ihrer Minderheitsaktionäre in den Mittelpunkt stellten. In jüngerer Vergangenheit ließ sich mit dem MSCI China Index jedoch in immer vielfältigere und spannendere Unternehmen investieren. Bislang war der Index allerdings zugegebenermaßen mit mehr als 60 % von Technologie- und Finanzwerten dominiert. Breiteres AnlagespektrumHeute bietet sich für ausländische Investoren ein deutlich breiteres Spektrum an Möglichkeiten durch die Öffnung des heimischen Markts für A-Aktien, der eine Reihe attraktiver Merkmale aufweist. Der breite, liquide und nach Sektoren gut diversifizierte Markt ermöglicht den Zugang zu mittelständischen und kleinen Unternehmen, die qualitativ hochwertig sind und langfristige Trends der Region abbilden. So entwickeln sich chinesische Unternehmen auf der Technologiekurve immer weiter nach oben, von margenschwachen Standardprodukten in höherwertige Bereiche wie Handybauteile und Softwaredienstleistungen. In einigen Segmenten verfolgen chinesische Unternehmen eigene Geschäftsmodelle, etwa bei Bezahlsystemen, in Gaming-Bereichen und bei Finanztechnologien. Die Titel des Onshore-A-Aktienindex (CSI 300) waren bisher auf den chinesischen Offshore-Aktienmärkten nicht verfügbar. Aufgrund seiner Struktur hat der A-Aktienmarkt eine niedrige Korrelation mit chinesischen Auslandsaktien und anderen wichtigen globalen Anlageklassen – damit eignet er sich sehr gut zur Diversifikation. Während der Markt zu Beginn mit einem deutlichen Aufschlag gegenüber chinesischen Auslandsaktien gehandelt wurde, haben sich die Bewertungen inzwischen normalisiert.Das heißt jedoch nicht, dass eine Anlage in A-Aktien nicht mit Risiken verbunden ist. Die chinesischen Behörden haben makroökonomische Herausforderungen bisher sehr gut gemeistert, aber es gibt immer noch Gegenwind. Die Unternehmensführung verbessert sich, ist aber immer noch uneinheitlich. Vieles spricht für ein aktives Management. Anlageteams mit den richtigen Ressourcen und entsprechend robuster langfristiger Analysedisziplin haben gute Chancen, die Kursineffizienzen eines immer noch von Privatanlegern dominierten Marktes zu nutzen. Die Einbeziehung von A-Aktien in die Indizes von MSCI und Financial Times Stock Exchange Russell ab Juni 2019 ist wichtig, da die Anlageklasse, die bereits viele attraktive Aktien umfasst, somit stärker wahrgenommen wird. China hat den zweitgrößten Aktienmarkt der Welt: Unabhängig davon, welche Indizes internationale Anleger nutzen, werden sie sich in zunehmendem Maße mit A-Aktien beschäftigen müssen.Doch natürlich beschränken sich die Anlagemöglichkeiten in Asien nicht nur auf China, sondern die Region bietet fünftens insgesamt ein vielfältiges Anlageuniversum. Laut dem Bloomberg Innovation Index 2019 ist Südkorea das innovativste Land der Welt. Neben Schwergewicht Samsung Electronics, dessen schöpferische Vielfalt sich auf Lieferanten und die breitere Wirtschaft abfärbt, fördert das regulatorische Umfeld die Gründung von Start-ups.Die zehn südostasiatischen ASEAN-Staaten, zu denen unter anderem Länder wie Indonesien, Thailand, Malaysia und die Philippinen gehören, bilden zusammen einen der vielfältigsten Märkte der Welt, in dem vor allem auf fundamentalen Analysen fokussierte Anleger interessante Chancen finden.Und auch wenn die Herausforderungen Indiens weithin bekannt sind, notieren dort viele erstklassige, aktionärsfreundlich geführte Unternehmen, die gut positioniert sind, um von den spannenden langfristigen Wachstumsaussichten des Landes zu profitieren.Die Region zeichnet sich durch ihre besondere Vielfalt und auf lange Sicht hohes Wachstumspotenzial aus. Doch es sind intensive Kenntnisse der Marktgegebenheiten verbunden mit lokalen Ressourcen vor Ort nötig, um die richtigen Unternehmen zu identifizieren und die Chancen der Region auch in tatsächlichen Ertrag umzusetzen. Jens Schmitt, Leiter Institutional Sales für Deutschland und Österreich, J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt und Joanna Kwok, Portfolio Managerin im Emerging Markets and Asia Pacific Equities Team, J.P. Morgan Asset Management in Hongkong