Gerne mehr Risiko - aber bitte gut bezahlt

Werkzeugkasten der Exchange Traded Funds bietet Zugang zu allen wichtigen Anlageklassen - Konstruktion erleichtert zudem ein aktives Risikomanagement

Gerne mehr Risiko - aber bitte gut bezahlt

Früher war bekanntlich alles besser. So sagt man gerne. Und im Fall der Geldanlage stimmt das sogar. Denn früher – und das ist nur ein paar Jahre her – gab es den risikolosen Zins. Das waren ein paar Prozent auf Tagesgeld, und die reichten, um die Substanz eines Vermögens zu erhalten – vor Steuern. Wer mehr brauchte, um auch nach Steuern der Inflationsrate zu trotzen, kaufte erstklassige Staatsanleihen, zum Beispiel Bundesanleihen. Es gab zwar das Zinsänderungsrisiko, aber wer die Anleihen auf Endfälligkeit hielt, konnte sich sicher sein: Er erhielt sein Geld zurück und dazu noch ordentliche Zinsen.Vorbei. Willkommen in der neuen Welt des Risikos. Wegen der andauernden Finanz- und Staatsschuldenkrise haben die Notenbanken künstlich die Zinsen nach unten gedrückt, deutlich unter die bestehenden Inflationsraten. Gleichzeitig nimmt die Gefahr zu, dass die Inflationsraten wegen der Geldschwemme steigen, im besten Fall nur moderat. Aber das würde ja schon reichen, so darf man vermuten, um eine schleichende Enteignung der Sparer und eine schmerzlose Entschuldung der Staaten zu fördern. Dafür gibt es sogar einen Begriff: Financial Repression.Jeder Anleger muss nun genau prüfen, wie er mit dieser Entwicklung umgeht, wie er die Substanz seines Vermögens bewahren und besser noch steigern kann. Aus dem einst risikolosen Zins ist ein zinsloses Risiko geworden. Kauft der Investor relativ sichere Staatsanleihen, hat er schon verloren. Deren Rendite reicht nicht mehr, um die noch niedrigen Inflationsraten zu kompensieren, und es besteht die Gefahr, dass die Geldentwertung noch zunimmt. Zudem sollte er sich nicht darauf verlassen, dass die Notenbanken die Zinsen auf Dauer wirklich niedrig halten können. Dann drohten massive Kursverluste.Es mag paradox klingen: Der sicherheitsbewusste Investor muss heute mehr Risiken als früher eingehen, um Risiken zu vermeiden. Umso wichtiger ist es, dass er diese Risiken auch managen kann, damit sie angemessen bleiben. Und er muss darauf achten, dass diese Risiken auch gut bezahlt sind. Das alles unter einen Hut zu bringen, erfordert erhebliches handwerkliches Geschick. Flexibel handelnDabei hilft ein gut gefüllter Werkzeugkasten der Exchange Traded Funds (ETF). Sie bieten inzwischen Zugang zu allen wichtigen Anlageklassen. Zudem erleichtert ihre Konstruktion ein aktives Risikomanagement. ETF sind wie Aktien hochliquide und können jederzeit über die Börse ge- und verkauft werden. Der Investor kann so flexibel strategische und taktische Überlegungen umsetzen.Außerdem sind ETF gut mit Overlay-Absicherungen zu kombinieren. Jetzt braucht es nur noch die richtigen Instrumente, um eine auskömmliche Rendite zu gewährleisten. Das ist angesichts der robusten Weltkonjunktur und der stabilen Entwicklung in Deutschland nicht so schwierig. Zunächst fällt der Blick auf Unternehmensanleihen. Es hat sich ja inzwischen herumgesprochen, dass viele Unternehmen ein stabiles und nachhaltiges Geschäftsmodell haben. Sie wirtschaften solider als viele Staaten. Dennoch ist das Ausfallrisiko statistisch höher als das von Staaten. Ein klarer Fall für Diversifikation, wie es ein ETF auf Corporate Bonds bietet. Beschränkt man sich auf Europa, ist ein direktes Währungsrisiko ausgeschlossen. Wer Banken und Finanzdienstleistern nach der Finanzkrise nicht mehr so recht traut, kann auch eine Variante ohne diese Branche wählen. Nicht jedermanns SacheDen Inflationstest vor Steuern bestehen diese Corporate Bonds gerade noch, denn Anleger haben sich seit Monaten darauf gestürzt, so dass steigende Kurse die Renditen sinken ließen. Aber im Durchschnitt werden immer noch 3 % erreicht. Wer mehr will, muss sich bei Anleihen unterhalb von Investmentgrade umsehen. Da gibt es 6 % und mehr, allerdings ist auch das Ausfallrisiko deutlich höher – und das ist nicht jedermanns Sache.Unternehmensanleihen weisen noch ein weiteres Merkmal auf, das in der jetzigen Situation vorteilhaft sein sollte. Ihre Kurse sind sehr stark von der Konjunkturentwicklung abhängig. Mit guter Konjunktur sinkt das Bonitätsrisiko, die Kurse steigen tendenziell. Gute Konjunktur korrespondiert in der Regel mit steigenden Zinsen und einer zunehmenden Inflationsgefahr. Das Zinsänderungsrisiko von Unternehmensanleihen wird durch diese Entwicklung meist nivelliert. Allerdings sollte man im Hinterkopf haben, dass Unternehmensanleihen im Zuge rezessiver Erscheinungen auch ganz schön leiden können.Warum dann nicht gleich Aktien? Das Risiko ist klar höher, aber höher sind auch die Renditen, wenn man die Dividende als Maßstab heranzieht. 7 % pro Jahr sind keine Seltenheit. Auch dafür eignen sich ETF sehr gut, denn der Käufer eines Indexfonds kommt auf jeden Fall in den Genuss der Dividende, wird sie nun ausgeschüttet oder thesauriert. Die Frage, ob man einen ETF mit einem Kurs- oder Performanceindex wählen sollte, reduziert sich dann auf die Vorlieben für regelmäßige Ausschüttungen sowie steuerliche Überlegungen. Institutionelle Anleger, die das Körperschaftsteuerprivileg nutzen können, sind mit einem ETF, der physisch repliziert und ausschüttet, in der Regel besser dran.Das Umfeld für Dividenden ist zurzeit günstig. Nehmen wir nur das Beispiel der Dax-Unternehmen. 19 Firmen haben in diesem Jahr die Dividende erhöht, zehn haben sie unverändert gelassen. Nur ein Unternehmen, die Commerzbank, zahlt keine Dividende. Im Durchschnitt wird die Dividendensumme der deutschen Firmen 2012 um rund 10 % steigen.Damit nimmt auch tendenziell die Bedeutung der Dividende als Teil der Gesamtperformance einer Aktienanlage zu. Im Durchschnitt der letzten Jahre sind rund 40 % der Performance einer Aktie durch die Dividende zu erklären. In manchen Börsenphasen, wie zum Beispiel in den siebziger Jahren, stieg der Anteil auf mehr als 70 %. Dabei lockt nicht nur die Dividendenrendite, sondern auch die Chance auf Dividendenwachstum. Nach einer Untersuchung der Société Générale lässt sich der Gesamtertrag von Aktien in den vergangenen 30 Jahren zu 95 % durch Dividendenrendite und Dividendenwachstum erklären. Angesichts der überragenden Bedeutung von Dividenden für die Performance liegt es nahe, die Dividendenerträge in einem Portfolio zu optimieren. Auch dafür bietet der ETF-Markt inzwischen ein reiches Angebot unterschiedlicher Konzepte. Diese mechanischen Strategien verfeinern die bekannte Methode “Dogs of the Dow”, die der US-Fondsmanager Michael O’Higgins Mitte der neunziger Jahre populär gemacht hat. Dazu werden die zehn renditestärksten Aktien des Dow ausgewählt und ein Jahr lang gehalten. Ähnlich einfach ist das Konzept des DivDax aufgebaut. Die modernen ETF-Strategien beinhalten allerdings deutlich erweiterte Kriterien wie zum Beispiel Nachhaltigkeit der Dividendenzahlung und maximale Gewinn-Ausschüttungsquoten. Vollkommen neuer AnsatzEinen vollkommen neuen Ansatz bietet der ETFlab DAXplus Maximum Dividend. Der abgebildete Index stellt nicht auf historische Kriterien ab, sondern blickt sozusagen in die Zukunft. Er setzt auf Aktiengesellschaften, die für die kommende Indexperiode bereits eine Dividende angekündigt haben und die aufgrund von Analystenschätzungen eine hohe zu erwartende Dividendenrendite aufweisen. Zweimal im Jahr werden so die 20 renditestärksten Titel aus dem Universum des HDax (Dax, MDax, TECDax) ausgewählt. Aus dieser Vorgehensweise entstehen zwei wichtige Vorteile: Es kommen nur Gesellschaften in den Index, die auch wirklich Dividende zahlen und die Gewichtung erfolgt aufgrund der Dividendenrendite. So liegt die reine Dividendenrendite dieses Index aktuell bei 7 %. Diese ordentlichen Erträge schüttet der ETF dann an die Investoren aus.”Aber wo ist das Risiko?”, mag der verunsicherte Anleger zu Recht fragen. Natürlich unterliegen solche Strategien dem allgemeinen Aktienmarktrisiko. Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich dividendenstarke Titel in der Regel weniger volatil verhalten als der Gesamtmarkt.Risiken sind aber natürlich vorhanden – wie immer an den Finanzmärkten. Sie lassen sich durch breite Diversifikation von Anlageklassen und Märkten sowie ein aktives Risikomanagement deutlich mindern. Dazu ist aber eben auch hilfreich, wenn ein Risiko angemessen bezahlt wird.