Gewerbeimmobilien-Exposures schwanken breit
bn Frankfurt
Die Angaben europäischer Banken zu ihren Exposures im gewerblichen Immobiliensektor erhöhen sich je nach zugrunde gelegter Definition um teils mehr als 100%. Dies zeigt eine Auswertung der Daten von 62 Instituten aus 14 Ländern per Juni 2021 im Zuge der Transparenzübung der European Banking Authority (EBA) durch DBRS Morningstar. Gilt die statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der EU (NACE) für Bauen und Immobilienaktivitäten als Maßstab, liegt demnach für 63% der Häuser das Kredit-Exposure höher, als wenn die Adressen sich einer vom Europäischen Systemrisikorat empfohlenen, eher auf Sicherheiten abstellenden Definition bedienen; bei den übrigen 37% wird es dann jeweils niedriger ausgewiesen. Die Schwankung beträgt bei knapp einem Drittel der untersuchten Banken 25 bis 30%, bei einem Zehntel gar mehr als 100% (siehe Grafik).
Vor diesem Hintergrund bemängelt DBRS Morningstar, die Investoren zur Analyse von Engagements von Banken bereitstehenden Informationen seien nach wie vor begrenzt, auch wenn Aufsichtsbehörden bereits beachtliche Fortschritte verzeichnet hätten. Immerhin machten Finanzierungen von Gewerbeimmobilien per Juni 2021 rund 12% des Kreditbestands der europäischen Banken aus. Den Angaben zufolge tendieren Banken in Nordeuropa stärker als Wettbewerber im Süden, detailliert über Engagements im gewerblichen Immobiliensektor zu informieren.
Aufgrund seiner Zyklizität könne der gewerbliche Immobiliensektor Banken vor bedeutende Probleme stellen, gibt DBRS Morningstar zu bedenken. So hätten Bankenzusammenbrüche in Ländern wie Irland und Spanien sowie in Skandinavien mit einem Platzen von Blasen im Wohn- sowie im Gewerbeimmobiliensektor im Zusammenhang gestanden. Während die langfristigen Auswirkungen der Pandemie noch unklar blieben, schaffe der Krieg in der Ukraine weitere Herausforderungen wie Unterbrechungen von Lieferketten. Der Ausschlag der Preise für Rohmaterialien und Energie erhöhe derweil die Baukosten, während der Teuerungsdruck die Notenbanken veranlasse, ihre Geldpolitik zu straffen und die Zinsen zu erhöhen. Eine rasche Verteuerung der Refinanzierung könnte Schuldner unter Stress setzen und die Kreditqualität beeinträchtigen. Auf mittlere und lange Sicht dürften zudem Klimarisiken und entsprechende Regulierung den Markt verändern, da der Gewerbeimmobiliensektor bedeutend zu Emissionen beitrage.