Zahlungsverkehr

Goldgrube Payment

Der wachsende Payment-Markt bietet Banken und Zahlungsdienstleistern reichlich Ertragsmöglichkeiten. Klassische Finanzinstitute werden aber weiter dominieren, erwarten die Autoren einer Studie.

Goldgrube Payment

fir Frankfurt

Im Zahlungsverkehr eröffnen sich deutschen Banken stark wachsende Einnahmemöglichkeiten. Die Gesamterträge im Retail-Payment von aktuell 23,1 Mrd. Euro dürften einer Studie zufolge auf 35,4 Mrd. Euro im Jahr 2030 anschwellen. Banken ergattern davon den Löwenanteil, der in diesem Zeitraum von 20,1 Mrd. auf 30,2 Mrd. Euro steigen werde, prognostizieren die Autoren der am Donnerstag veröffentlichten „European Payments Studie 2022“ der Beratungsgesellschaft ZEB und der Oester­reichischen Nationalbank.

In den Kernmärkten Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Schweden und Polen werden die Gesamterträge im Zahlungsverkehr in dem Zeitraum von 88 Mrd. auf 149 Mrd. Euro zulegen, wovon die Banken 77 Mrd. bzw. 126 Mrd. Euro vereinnahmen.

Auch wenn die Erträge, die andere Akteure im Vergleich mit den Banken vereinnahmen, bescheiden daherkommen, so wächst der Marktanteil von Paypal, Adyen, Visa und Co. Ungeachtet eines absoluten Wachstums bis zum Jahr 2030 werden Banken im Payment-Markt hierzulande zugunsten der anderen Zahlungsdienstleister geringe Marktanteile verlieren, heißt es. Ihr Anteil an digitalen Zahlungstransaktionen in den acht Ländern wird demnach von 88% im Jahr 2020 auf 86% im Jahr 2025 und schließlich auf 84% im Jahr 2030 abnehmen.

„Jeder ein Gewinner“

„In einem wachsenden Markt ist jeder ein Gewinner“, resümieren die Verfasser. Die Banken profitierten von der Bereitstellung der Verarbeitungsinfrastruktur und Compliance-Dienstleistungen für eine zunehmende Zahl von Transaktionen, unabhängig davon, ob Überweisungen, Lastschriften oder Kredit- und Debitkarten für Einkäufe im Einzelhandel betroffen sind. „Die bisherigen Leader, die Banken, werden auch zukünftig die Hauptrolle spielen“, so Petia Niederländer von der Oesterreichischen Nationalbank.

Viele Finanzinstitute schöben technologische Innovationen an und setzten auf neue Zahlungsverfahren wie Echtzeitzahlungen, die bald Mainstream seien. Reinen Zahlungsanbietern werde es deshalb schwerer fallen, Verbrauchern echten Mehrwert zu bieten und sich von Dienstleistungen der Banken abzuheben. Sie dürften darüber hinaus vom zunehmenden Kundenbedürfnis nach Sicherheit im Zahlungsverkehr profitieren, erwarten ZEB und Oester­reichische Nationalbank.

Digitale Zahlungen legen der Analyse zufolge weiter zu und wachsen stärker als das nominale Bruttoinlandprodukt in den Euro-Staaten. Allerdings habe die Corona-Pandemie das zuvor zu beobachtende starke Wachstum digitaler Zahlungstransaktionen nach Angaben der Studie gebremst, das ursprünglich von sich beschleunigender Digitalisierung und der sukzessiven Verdrängung von Bargeld befeuert worden war. Die Zahl der digitalen Zahlungstransaktionen nahm im ersten Coronajahr 2020 gegenüber dem Vorjahr nur noch um 3% zu statt um rund 10% wie in den Jahren zuvor. Verglichen mit der Veränderung des Bruttoinlandprodukts sei dies jedoch bemerkenswert, so die Autoren. Das nämlich brach im Euroraum 2020, im ersten Jahr der Covid-Krise, um ganze 6,5% ein.

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