Grenke erwartet höheren Gewinn
spe Stuttgart
Die Grenke AG in Baden-Baden rechnet für das laufende Jahr mit einem Nachsteuergewinn von 90 bis 100 Mill. Euro. Bisher hatte die Prognose des Leasinganbieters bei 60 bis 80 Mill. Euro gelegen. Der Vorstandsvorsitzende des Leasinganbieters, Michael Bücker, führte bei Bekanntgabe der Zahlen des dritten Quartals die verbesserte Gewinnerwartung auf eine geringere Risikovorsorge sowie den außerordentlichen Gewinn aus dem Beteiligungsverkauf des Start-ups Viafintech über 20 Mill. Euro zurück.
Anleger ließ die Anpassung der Prognose nach oben allerdings weitgehend kalt, so dass der Börsenkurs des SDax-Werts bei 32 Euro gestern kaum verändert notierte. Immerhin ging der Konzerngewinn im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum nochmals um rund 24% auf 20,1 Mill. Euro zurück. Bücker, der gestern seine ersten 100 Tage bei Grenke erreicht hatte, zeigte sich von der Robustheit und dem „enormen Potenzial“ des Geschäftsmodells von Grenke überzeugt.
Stabiles Zahlungsverhalten
So registrierte der Leasingspezialist trotz anhaltender Pandemie im Berichtszeitraum ein stabiles Zahlungsverhalten der Kunden, das sich in einem deutlichen Rückgang von 21% bei der Schadensabwicklung und Risikovorsorge widerspiegelt. In der Folge liegt die daraus resultierende Schadensquote im dritten Quartal bei 1,7 (Q3 2020: 2,1)% und damit auf Vor-Corona-Niveau. „Das Ergebnis bestätigt unsere Profitabilität und sich normalisierende Risikokosten“, sagte CFO Sebastian Hirsch.
Wie Hirsch weiter sagte, ist die Nachfrage nach Leasing- und Factoring-Services anhaltend hoch, weshalb Grenke auch ein gutes Schlussquartal erwartet. Er gehe davon aus, dass sich der bestehende Investitionsstau, der teilweise auch auf Teilemangel aufgrund von Lieferkettenproblemen zurückzuführen sei, in den nächsten Monaten auflösen werde. Für das Leasingneugeschäft hält der Vorstand im laufenden Geschäftsjahr, wie bereits kommuniziert, an einer Zielgröße zwischen 1,5 Mrd. und 1,7 Mrd. Euro fest. Erst im Oktober hatte der Vorstand diese Prognose nach unten korrigiert.
Auffallend ist im dritten Quartal ein kräftiger Anstieg der Cost-Income-Ratio auf 51,2 (40,5)%, der insbesondere auf nachlaufende Effekte der Sonderprüfungen zurückzuführen ist, die Grenke als Reaktion auf die Leerverkaufsattacke im September 2020 beauftragt hatte. Entsprechend sind die Kosten im Quartalsvergleich um 7,7 Mill. Euro angestiegen. Der Leasinganbieter hatte auch auf Druck der Leerverkäufer beschlossen, 13 Franchisefirmen zu konsolidieren. Wann dieser Prozess abgeschlossen sein wird, wollte Bücker nicht sagen. Noch sei man „mittendrin“ in entsprechenden Gesprächen.
Kernbereiche „optimieren“
Bücker betonte, dass sich Grenke in seinen Kernbereichen optimieren und weiterentwickeln müsse, vor allem durch eine weitere Digitalisierung und Automatisierung sowie bei der Effizienz zentraler kundenbezogener Prozesse. Zur Analyse und Lösungsentwicklung habe man daher eine Agenda gestartet, deren Ergebnisse auf einem Kapitalmarkttag im ersten Halbjahr 2022 präsentiert werden sollen. Dabei geht es auch um eine Schärfung des Geschäftsmodells, sagte Bücker.
Grenke | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
3. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Neugeschäft Leasing | 372,2 | 517,6 |
Neugeschäft Factoring | 178,5 | 154,4 |
Zinsergebnis | 90,8 | 99,6 |
Risikovorsorge | 37,3 | 47,4 |
DB2-Marge Leasing-neugeschäft | 17,1 | 18,4 |
Gewinn Konzern | 20,1 | 26,5 |
Cost-Income-Ratio | 51,2 | 40,5 |
Eigenkapitalquote (%) | 18,1 | 15,9 |
Mitarbeiter Vollzeit | 1 833 | 1 868 |
Börsen-Zeitung |