Guter Zeitpunkt für Wandelanleihen
Guter Zeitpunkt für Wandelanleihen
Immobilienkonzerne sammeln vermehrt Geld ein – Nachfrage der Investoren übersteigt das Angebot
Deutsche Immobilienkonzerne haben in letzter Zeit verstärkt Wandelanleihen platziert. Für Vonovia war es die erste Wandelanleihe überhaupt, aber wahrscheinlich nicht die letzte. Bei Investoren kamen die Wandelschuldverschreibungen sehr gut an. Die Nachfrage war so groß, dass nicht alle zum Zug kamen.
Von Nadine Klees Frankfurt
Der Bochumer Wohnungskonzern Vonovia hat es vor Kurzem getan, TAG Immobilien bereits im März und LEG Immobilien schon vor einigen Monaten. Die Rede ist von Wandelanleihen, die die Konzerne alle der Reihe nach platziert haben. Im Fall von Vonovia lag der Wert der Wandelanleihe bei 1,3 Mrd. Euro, laut Konzern „die größte Convertible-Bond-Transaktion im Immobiliensektor überhaupt“. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt: „Der Markt ist derzeit sehr emittentenfreundlich mit starkem Anlagedruck auf Investorenseite“, schreibt Vonovia auf Anfrage der Börsen-Zeitung über ihr Debüt in dieser Assetklasse.
Dass die Wandelanleihe derzeit ein beliebtes Mittel für Unternehmen ist, sich frisches Geld zu besorgen, bestätigt Alex Schlee von Linklaters LLP. Die Wirtschaftskanzlei hat alle drei genannten Immobilienkonzerne bei der Platzierung begleitet. Im Markt sehe man wieder zunehmend entsprechende Platzierungen. Vor allem Wandelschuldverschreibungen von Immobilienunternehmen seien in jüngster Zeit „sehr erfolgreich“ platziert worden, sagte Schlee. „Der Zeitpunkt für Wandelanleihen erscheint gerade günstig, vor allem weil Immobilienunternehmen das Tal der Krise durchschritten haben.“ Die Unternehmen setzten wieder auf steigende Kurse. „Die Wandelanleihe ist dabei ein Instrument, das es dem Emittenten ermöglicht, die Finanzierungskosten vergleichsweise gering zu halten.“
Mehrfach überzeichnet
Wie gut die Wandelanleihen auch bei den Investoren ankommen, zeigen die erfolgreichen Platzierungen: Bei LEG war die zuletzt platzierte Wandelanleihe laut Konzern mehrfach überzeichnet. „Wir haben die Wandelanleihe, die wir im September 2024 emittiert hatten, auch zwischenzeitlich im Volumen aufgestockt“, schreibt LEG auf Anfrage. Insgesamt hat LEG damit 700 Mill. Euro eingesammelt. Aufgrund des hohen Zinsniveaus sei es gerade eine sinnvolle Alternative, „die Zinskosten niedrig zu halten“.

Für Vonovia war es die erste Wandelanleihe überhaupt, aber sehr wahrscheinlich nicht die letzte: Der Konzern verweist darauf, dass Convertible Bonds als Fremdkapitalprodukt „fester Bestandteil des Finanzierungsmix“ werden sollen. Die Voraussetzungen dafür haben die Bochumer genauso wie LEG auf der jüngsten Hauptversammlung geschaffen: Die Aktionäre haben den dafür notwendigen Punkten zugestimmt, obwohl die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) angekündigt hatte, die entsprechenden Punkte abzulehnen. Mit Blick auf Anleihen generell war Vonovia bereits 2024 sehr aktiv und hat mit sechs Transaktionen insgesamt 1,8 Mrd. Euro eingesammelt.
LEG noch unentschieden
LEG will sich noch nicht festlegen, ob es weitere Wandelanleihen geben wird. Zunächst werde eine Wandelanleihe mit einem Volumen von 400 Mill. Euro zum 1. September fällig. Der Wandlungspreis je Aktie liege jenseits der 100 Euro. Insofern sei eine Wandlung für die Gläubiger uninteressant und LEG werde diese mittels hoher Liquiditätsreserven zurückführen. Im kommenden Jahr stünden Fälligkeiten in Höhe von rund 1 Mrd. Euro an. „Wir werden uns genau anschauen, was hierfür die für uns vorteilhafteste Refinanzierungsoption sein wird“, heißt es. Um sich auf konkrete Instrumente festzulegen, sei es noch zu früh.
Aktuell sind Wandelanleihen nicht nur im Immobiliensektor beliebt. Wandelschuldverschreibungen böten derzeit generell Stabilität und Aufwärtspotenzial in einem unsicheren Marktumfeld, heißt es in einer Mitteilung von Lazard Asset Management. Globale Wandelanleihen entwickelten sich demnach im ersten Quartal besser als globale Aktien oder Anleihen und „boten zudem Schutz nach unten“. Auch für den weiteren Jahresverlauf ist Arnaud Brillois, Portfoliomanager/Analyst und Leiter des Global-Convertibles-Teams bei Lazard Asset Management, optimistisch: „Globale Wandelanleihen bieten eine Kombination aus Wachstumspotenzial, Schutzfunktion und globaler Streuung und können deshalb auch im weiteren Jahresverlauf eine Schlüsselrolle im Portfolio einnehmen.“
Überdurchschnittliches Angebot
Für Investoren gibt es demnach ein großes Angebot: Die Emissionstätigkeit hat sich laut Lazard im Jahr 2024 mit einem Volumen von rund 119 Mrd. Dollar auf historisch überdurchschnittlichem Niveau bewegt. Diese Dynamik dürfte sich nach Einschätzung Brillois’ auch 2025 fortsetzen. Besonders erfreulich sei, dass sich die Emissionen auf eine breite Basis qualitativ hochwertiger Emittenten mit soliden Kreditkennzahlen verteilen würden.