Finanzbranche

Homeoffice unter Palmen

Während die grundsätzliche Homeoffice-Pflicht in Deutschland gefallen ist, ermöglichen einige Banken und Fintech-Unternehmen es ihren Beschäftigten, außerhalb Deutschlands zu arbeiten.

Homeoffice unter Palmen

Bloomberg Frankfurt

– Bei Finanzdienstleistern in Deutschland gehört mobiles Arbeiten seit dem Ausbruch der Pandemie zum Alltag. Nicht immer bedeutet das Arbeit in den eigenen vier Wänden und nicht einmal unbedingt anderswo im Inland. Einige Firmen erlauben es, das Homeoffice auch im Ausland aufzuschlagen. Diese Möglichkeit gibt es bei vielen Fintech-Unternehmen, aber auch bei einigen Banken, wie eine Bloomberg-Umfrage zeigt.

Ein Beispiel ist der Berliner Handy-Broker Trade Republic. „Unsere Mitarbeiter können grundsätzlich für mehrere Wochen im Jahr aus dem Ausland arbeiten“, erklärte eine Sprecherin. Ähnlich äußerte sich eine Vertreterin der Münchener Investment-Plattform Scalable Capital: „Mitarbeitende können bis zu 90 Tage im Ausland arbeiten.“ Und auch die Smartphone-Bank N26 und der White-Label-Bankinganbieter Solarisbank, beide mit Sitz in Berlin, bieten die Möglichkeit, außerhalb von Deutschland zu arbeiten.

Visum wird nicht gestellt

Wie stark solche Freiheiten ge­nutzt werden, zeigt ein Blick in das Berliner Büro des britischen N26-Konkurrenten Revolut. Von den dort 130 Beschäftigten hat bereits die Hälfte aus dem Ausland gearbeitet, wie eine Sprecherin sagt. Die Möglichkeit dazu gebe es seit April 2021. Maximal 60 Tage im Jahr dürften nach Bestehen der Probezeit weltweit im Ausland gearbeitet werden. Voraussetzung seien Internetzugang, Laptop und das Recht, im Zielland zu arbeiten. Ein Visum müssten sich die Mitarbeiter gegebenenfalls selbst besorgen.

Zurückhaltende Banken

In dieser Frage zurückhaltender zeigen sich die Banken in Deutschland­. Helaba, DekaBank und Nord/LB­ erklärten beispielsweise auf Nachfrage, dass bei ihnen ein Homeoffice aus dem Ausland grundsätzlich nicht erlaubt sei.

Bei der DZ Bank hingegen beinhaltet die Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten auch eine Regelung zum Arbeiten im Ausland, wie eine Sprecherin sagte. Demnach dürfen Kollegen in Ausnahmefällen bis zu 18 Tage aus dem EU-Ausland mobil tätig sein, sofern ihre Führungskraft dem zustimmt. Die BayernLB gab an, dass das Arbeiten aus dem europäischen Ausland für zwei Tage am Stück möglich sei.

Zeitliche Befristung

Auffallend ist, dass alle Fintech-Unternehmen und Banken das Arbeiten im Ausland wenn überhaupt nur zeitlich befristet und zum Teil nur für bestimmte Mitarbeiter anbieten. Die Gründe dafür können steuerlicher, aufsichtsrechtlicher oder si­cherheitstechnischer Natur sein.

So verwies etwa die Solarisbank auf Länder, in denen die Benutzung sicherer VPN-Verbindungen be­schränkt werde, was das Arbeiten dort unter Umständen unmöglich mache. Dem Berliner Revolut-Büro zufolge kann bei bestimmten Tätigkeiten – etwa wenn ein direkter Zugriff auf Kundendaten erforderlich ist – ein Antrag auf Arbeit im Ausland abgelehnt werden. Es gebe auch Restriktionen bei Zielländern, etwa wegen Sanktionen.

Insgesamt bleibt die Arbeit im Homeoffice weiter stark verbreitet. Rund 28% der Beschäftigten in Deutschland waren im Februar zumindest teilweise dort tätig, zeigt eine Studie des Ifo-Instituts. Die Quote liege nur 3 Prozentpunkte unter dem Höchstwert vom März 2021.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.