US-Großbanken

Im Gewinnrausch

Die drei US-Banken profitieren von wachsender Zuversicht sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden. Die Quartalsgewinne der Bank of America, der Citigroup und von Wells Fargo signalisieren eine enorme Stärke.

Im Gewinnrausch

nok New York

Angesichts der Konjunkturerholung und dem sich aufgrund von Impfungen abzeichnenden Ende der Coronapandemie profitieren die drei US-Banken von wachsender Zuversicht sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden.

„Die Verbraucherausgaben liegen deutlich über dem Niveau vor der Pandemie, das Wachstum der Einlagen ist robust, und das Kreditvolumen beginnt zu steigen“, sagte Brian Moynihan, Vorstandschef der Bank of America bei der Vorlage der Ergebnisse. Jane Fraser, die Vorstandschefin der Citigroup, interpretierte das starke Geschäft im Investment Banking ihres Instituts als Indiz für die Zuversicht von Firmenkunden. Zahlreiche Unternehmen setzen derzeit auf Wachstum durch Fusionen und Übernahmen. Dazu emittieren viele junge Firmen Aktien an der Börse, um ihr weiteres Wachstum zu finanzieren.

Die Banken lösten außerdem, wie schon im vergangenen Quartal, zu Anfang der Pandemie gebildete Rückstellungen für Kreditausfälle auf. Das wirkt sich positiv auf den Gewinn der Institute aus. Bei der Bank of America summierten sich die aufgelösten Rückstellungen auf 2,2 Mrd. Dollar, bei der Citigroup auf 2,4 Mrd. Dollar und bei Wells Fargo auf 1,6 Mrd. Dollar.

Die Bank of America, das nach J.P. Morgan Chase zweitgrößte US-Kredit­institut, wies für das zweite Quartal einen im Vergleich zum Vorjahr mehr als zweieinhalbmal so stark gestiegenen Nettogewinn von 9,2 Mrd. Dollar aus. Im von der Coronakrise geprägten zweiten Quartal des Vorjahres hatte die in Charlotte, North Carolina, ansässige Bank 3,5 Mrd. Dollar verdient. Der Gewinn je Aktie belief sich im zweiten Quartal auf 1,03 Dollar und übertraf die Erwartungen der Analysten, die nach Angaben des Informationsdienstes Factset zuletzt mit 77 Cent je Anteilschein gerechnet hatten. Die Einnahmen gingen insgesamt um 4% auf 21,4 Mrd. Dollar zurück. Dieses Resultat verfehlte allerdings die Prognose, woraufhin der Aktienkurs der Bank deutlich nachgab.

Das niedrige Zinsniveau belastete die Zinsmargen der Bank. Außerdem gingen die Einnahmen im Wertpapierhandel gegenüber dem überaus starken Vorjahresquartal wie erwartet zurück. Belastet vom nachlassenden Geschäft mit Zinspapieren fielen die Handelseinnahmen insgesamt um 14% auf 3,6 Mrd. Dollar. Die Einnahmen im Aktiengeschäft stiegen indes. Im Investment Banking, also der Beratung bei Fusionen und Übernahmen und der Begleitung von Börsengängen, gingen die Gebühreneinnahmen leicht auf 2,1 Mrd. Dollar zurück, liegen aber weiter „nahezu auf Rekordniveau“, wie die Bank mitteilte.

Der Quartalsgewinn der Citigroup lag mit 6,2 Mrd. Dollar fast sechsmal über dem Niveau des Vorjahres (1,06 Mrd. Dollar). Das entsprach einem Gewinn je Aktie von 2,85 Dollar, was ebenfalls weit über den Erwartungen lag. Die Auguren an der Wall Street hatten mit 1,97 Dollar je Aktie kalkuliert. Die Gesamteinnahmen gingen um 12% auf 17,4 Mrd. Dollar zurück, die Folge nachlassender Aktivitäten im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren sowie des gesunkenen Kreditvolumens bei Kreditkarten.

Die Investmentbanker der Citi­group waren im zweiten Quartal sehr beschäftigt. Die Provisionen für die Fusionsberatung stiegen um 77%, die Provisionen aus dem Emissionsgeschäft für Aktien um 11%. Dagegen stand ein deutlicher Rückgang der Erträge aus Anleiheemissionen. Im Wertpapierhandel war wie bei der Bank of America das Aktiengeschäft ein Lichtblick. Insgesamt gingen die Erträge der „Institutional Client Group“, in der die Citigroup Investment Banking und Handel zusammengefasst, um 14% zurück.

Rückkehr in die Gewinnzone

Wells Fargo, die im Vorjahr zum ersten Mal in zehn Jahren einen Quartalsverlust ausgewiesen hatte, kam wieder zurück in die Gewinnzone. Die Bank meldete einen Gewinn von 6,0 Mrd. Dollar und übertraf mit diesem Ergebnis ebenfalls die Erwartungen der Analysten. Der Aktienkurs der Citigroup gab im frühen Handel leicht nach, der Kurs von Wells Fargo legte deutlich zu.