Im Private Debt bietet Deutschland große Chancen
Von Christiane Lang, Frankfurt
Die ultraniedrigen Zinsen und der demografische Wandel stellen Pensionseinrichtungen vor immense Probleme. Die Erfüllung ihrer Pensionsverpflichtungen lässt sich mit den früher dominierenden Anlagen in Anleihen nicht mehr decken. Diversifizierung in alternative Investments ist gefragt. Entsprechend ändert sich die Vertriebsstrategie der Assetmanager.
„Das Universum unseres klassischen Brot-und-Butter-Geschäfts in Deutschland, der liquide Fixed-Income-Bereich, ist in den vergangenen zehn Jahren stark geschrumpft“, sagt denn auch Wolfgang Murmann, Geschäftsführer der Frankfurter Niederlassung der britischen Insight Investment, die zum BNY-Mellon-Konzern gehört und auf Anleihenmanagement, Absolute-Return-Strategien und Risiko-Overlay-Konzepte spezialisiert ist.
Pensionseinrichtungen, die die wichtigste Kundengruppe für Insight Investment bilden, haben Murmann zufolge seit 2010 ihren Anteil an liquiden Fixed-Income-Anlagen von über 80% auf im Durchschnitt etwa 30% heruntergefahren und sich anderen Assetklassen wie Aktien, Private Markets und Immobilien stärker geöffnet. „Deshalb haben wir unsere Vertriebsstrategie den Asset-Allokations-Trends angepasst.“ Dabei setzt Insight hierzulande laut Murmann insbesondere auf drei Bereiche: Das ist zunächst der Bereich Liability-Driven Investment (LDI), die verpflichtungsorientierte Kapitalanlage, das Kerngeschäft von Insight Investment. Obwohl der liquide Fixed-Income-Anteil bei den Pensionseinrichtungen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sei, sehe man hier wieder Wachstum, so Murmann. Grund sei der deutlich gestiegene Ausfinanzierungsgrad der Pensionsverpflichtungen durch die Aufstockung der Mittel für die Pensionszusagen, um die durch die ultraniedrigen Zinsen gewachsenen Verpflichtungen besser abzudecken.
Laut einer Studie von Willis Towers Watson hat der Ausfinanzierungsgrad der Dax-Unternehmen zur Jahresmitte 2021 bei durchschnittlich gut 70% gelegen, der höchste Wert seit der Finanzkrise. „Und je höher die Ausfinanzierung der Unternehmen ist, desto mehr werden Asset-Liability-Risiken reduziert. Daher ist das LDI-Geschäft 2021 weiter gewachsen“, betont der Geschäftsführer.
Was die liquiden Fixed-Income-Anlagen angehe, schauten die Investoren inzwischen verstärkt in globale Investments, zum Beispiel Emerging Markets, um stärker zu diversifizieren, da der Home Bias, also der Anteil der im Heimatmarkt angelegten Gelder, oft noch sehr stark sei.
Ein wichtiges Wachstumsfeld und nach den Worten Murmanns zugleich die größte Herausforderung für Insight Investment ist der Private-Debt-Bereich. Aktuell fokussiert die Gesellschaft auf das Asset-Backed-Securitites-Geschäft (ABS). „Mit ABS, die in Deutschland ein Comeback erleben, haben wir in letzter Zeit einige Erfolge erzielt.“ Und in dieses Geschäft setzt Insight auch künftig große Hoffnungen. „Dieser Bereich wird einer unserer Schwerpunkte sein, denn die Investoren kehren zurück, und ich kann mir vorstellen, dass dieses noch zarte Pflänzchen wächst und sich Richtung Secured Finance und Secured Finance Opportunities entwickelt.“
Secured-Finance-Strategien zielen durch die Kombination von Komplexitäts- und Illiquiditätsprämien im Investment-Grade-Bereich auf eine höhere Rendite bei großer Cashflow-Sicherheit und gleichem Risiko wie der Markt. Strategien im Bereich Secured Finance Opportunities decken im Gegensatz dazu ein niedrigeres Ratingspektrum ab. „Im Secured-Finance-Opportunities-Bereich liegt die erwartete Rendite bei 9 oder 10%“, sagt Murmann.
Anderer Ansatz
Sich im Private-Debt-Bereich zu etablieren ist nach Einschätzung von Murmann derzeit eine der größten Herausforderungen für sein Haus in Deutschland. Denn Insight Investment fahre einen anderen Ansatz als viele Wettbewerber. Diese würden tendenziell singuläre Assets kaufen. Insight dagegen setze auf einen diversifizierten Ansatz schon auf Portfolioebene. Aber hier sei der Ansatz noch in der Entwicklung.
Der dritte Fokus liegt auf der Nutzung der Expertise der US-Schwestergesellschaft Mellon, deren Fixed-Income-Geschäft im vergangenen Jahr in Insight Investment integriert wurde. Hier liegt der Fokus besonders auf den Bereichen High Yield und Fallen Angels. In den USA habe sich der Index der Fallen Angels in den vergangenen Jahren durchweg besser als der allgemeine High-Yield-Index entwickelt, heißt es bei der Muttergesellschaft BNY Mellon. Sie hätten geringere Verluste und bessere Bonitätsratings erzielt. „Wir glauben, dass wir mit dieser neuen Expertise die Jagd der Investoren nach Rendite sehr gut bedienen können“, erklärt Murmann.