Wandel in der Risikowahrnehmung

Immobilienfinanzierer schöpfen neuen Mut

Das BF-Quartalsbarometer zeigt: Für die Immobilienfinanzierung in Deutschland gibt es positive Signale, geht doch die Tendenz hin zur Stabilisierung und zu wachsendem Investitionsinteresse. Die Kreditvergabe für Hotels und Sozialimmobilien steigt.

Immobilienfinanzierer schöpfen neuen Mut

Immobilienfinanzierer schöpfen neuen Mut

BF-Quartalsbarometer: Stimmung hellt sich leicht auf – Mehr Kredite für Hotels und Sozialimmobilien

wbr Frankfurt

Die Stimmung unter den gewerblichen Immobilienfinanzierern in Deutschland weist im zweiten Quartal auf eine leichte Aufhellung der Stimmung hin. Zwar bleibt die allgemeine Lage herausfordernd, doch erste Signale deuten darauf hin, dass sich der Markt zumindest partiell stabilisiert.

Kreditgeber aufgeschlossener

Vor allem institutionelle Kreditgeber zeigen sich wieder etwas aufgeschlossener – sowohl bei der Bewertung neuer Finanzierungsanfragen als auch in der Bereitschaft, bestimmte Nutzungsarten zu begleiten. Das zeigt das BF.Quartalsbarometer Q2 2025, das im Auftrag der BF.direkt durch Bulwiengesa erstellt wurde. Das Quartalsbarometer wird seit 2012 erhoben und gilt als Indikator für die Kreditvergabepraxis bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen.

Auffällig sei, dass sich die Einschätzungen zur Finanzierbarkeit in Teilen differenzierter darstellen als noch vor wenigen Monaten. Während ein pauschaler Rückzug der Banken zuletzt das Bild prägte, berichten nun mehr Marktteilnehmer von gleichbleibenden oder sogar etwas verbesserten Bedingungen. Besonders im Bestand scheine sich eine gewisse Planungssicherheit einzustellen, die auch auf regulatorische Anpassungen zurückzuführen sein könnte.

Wandel in der Risikowahrnehmung

Insbesondere alternative Nutzungsarten wie Hotels, soziale Einrichtungen oder Mikroapartments würden wieder auf mehr Interesse stoßen. Hier zeichne sich ein Wandel in der Risikowahrnehmung ab: Was vor kurzem noch als schwer kalkulierbar galt, wird nun offenbar wieder stärker entlang wirtschaftlicher Tragfähigkeit beurteilt. Diese Entwicklung dürfte auch mit veränderten Nutzungsstrategien auf Betreiberseite zusammenhängen, lautet die Analyse.

Zudem zeige sich, dass die Institute ihr Augenmerk weiterhin auf die Qualität der bestehenden Engagements richten. „Das Volumen und die Anzahl leistungsgestörter Immobilienkredite in den Bankbilanzen ist nach wie vor hoch“, sagt Fabio Carrozza, Geschäftsführer der BF.Real Estate Finance. Die intensive Beschäftigung mit notleidenden Krediten binde nach wie vor erhebliche Ressourcen. Entsprechend zurückhaltend erfolge die Genehmigung neuer Finanzierungen. Darüber hinaus mache sich verschärfte Regulatorik bemerkbar, die dazu beitrage, dass Neukreditvergabe nicht oberste Priorität genieße.

Selektive Engagements

Die Nachfrage nach Finanzierungen scheine sich in manchen Segmenten zu stabilisieren. Dabei bleibt jedoch offen, ob es sich um eine nachhaltige Trendwende oder lediglich um eine kurzfristige Gegenbewegung im Rahmen der aktuellen Marktunsicherheit handelt, heißt es in der Studie. Insgesamt sei das Bild von hoher Vorsicht und selektivem Engagement geprägt.