BAI-Umfrage

Investoren fürchten Greenwashing bei alternativen Investments

Laut einer Umfrage setzen deutsche Assetmanager und Investoren wenig Vertrauen auf eine Regulierung durch die EU. Sie bevorzugen eigene Prüfungen.

Investoren fürchten Greenwashing bei alternativen Investments

sto Frankfurt

Deutsche Assetmanager und Investoren halten die Gefahr von Greenwashing bei alternativen Investments für sehr hoch. Dies zeigt der diesjährige Investor Survey des Bundesverbandes Alternative Investments (BAI), der der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Dieser Umfrage unter 104 institutionellen Investoren mit einem gesamten verwalteten Vermögen von rund 1,7 Bill. Euro zufolge sehen 77 % der befragten Assetmanager bei den alternativen Assets die Gefahr, dass diese in puncto Nachhaltigkeit mehr versprechen, als sie tatsächlich halten. 70 % der teilnehmenden Investoren sind der gleichen Ansicht.

Daten und Standards fehlen

Die bisherigen und geplanten Regulierungsschritte der EU beim Thema Umweltschutz, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG: Environment, Social, Governance) halten die Investoren für nicht hinreichend, um das Problem des Greenwashing in den Griff zu bekommen. So sehen das zumindest 64 % der Umfrageteilnehmer, die daher lieber auf eigene Prüfverfahren als auf die Regulierung bei diesem Thema setzen. Bei den Fondsgesellschaften als Anbieter der Assets glauben dagegen 61%, dass die Sustainable-Finance-Initiative falsche Versprechen in Sachen Nachhaltigkeit verhindern kann. Hintergrund der Skepsis sind fehlende Daten und Standards. Tatsächlich gibt es bislang auch keine Vorgaben auf europäischer Ebene, wie zum Beispiel die Portfolien von Fonds gestaltet sein müssen, um als nachhaltig zu gelten. Und auch die grundlegende EU-Taxonomie hat gerade einmal ein paar Fragen geklärt, nämlich welche Assets als klimagerecht gelten können.

Während in Europa nur knapp jeder zweite Investor über eine dezidierte ESG-Strategie verfügt, geben 68 % der Befragten an, dass sie eine solche festgelegt haben. Vor allem Versicherer, Anbieter der betrieblichen Altersvorsorge (Pensionsfonds, Pensionskassen, Pensionstreuhand, Versorgungswerke) sowie Stiftungen bejahen dies. Als Hauptgründe für die Etablierung einer ESG-Strategie nennen sie die Vermeidung von Reputationsrisiken (74 %), ein intrinsisches Interesse (65%) sowie die Erwartungshaltung von Kunden und Mitgliedern (60 %). Mehr als die Hälfte hält es auch aus Gründen des Risikomanagements für geboten. An hinterster Stelle wird mit 8 % Marketing genannt.

Die am meisten verbreitete Form der ESG-Strategie sind Ausschlusskriterien (68 %), bei denen es etwa um den Ausschluss von Waffen oder Atomkraft geht. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Anlagestrategie bejahen zwei Drittel (ESG-Integration). Anspruchsvollere nachhaltige Anlagestrategien sind in der Minderheit mit Werten um die 30 % (normbasiertes Screening, Best in Class, Impact).

Den Risiken aus dem Themenfeld Nachhaltigkeit messen die Investoren allesamt eine große Bedeutung bei. An erster Stelle werden allgemeine Umweltrisiken genannt (Umweltverschmutzung) mit zwei Drittel der Antworten, gefolgt von Governance-Risiken (Steuern, Korruption) mit 58 % und sozialen Risiken (Arbeitnehmerschutz, Gesundheitsschutz) mit 54 %.

Allgemein stieg im Vergleich zur vorherigen Erhebung 2020 der Anteil der alternativen Investments in den Portfolien der Investoren um 1 Prozentpunkt auf 22,7 % (siehe Grafik). Dabei bleiben die Real-Estate-Equity-Bestände mit 8,3 % der wichtigste Bestandteil, waren aber um 1 Prozentpunkt rückläufig. Am zweithöchsten ist die Allokation in Private Equity bei Unternehmen mit einem Anstieg um 1 Prozentpunkt auf 4,5 %. Es folgen Infrastructure Equity und Corporate Private Debt. Laut strategischer Asset-Allokation der befragten Investoren ist ein Ausbau der alternativen Investments auf bis zu 25 % geplant. Am aktivsten sind die Versorgungswerke, die in der Umfrage einen Anteil der alternativen Assets von 35,6 % angaben.

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