Private Equity

KKR gibt Mehrheit an Payment-Fintech Unzer ab

Bei Unzer übernehmen die Fremdkapitalgeber das Kommando. Es gibt zusätzliches Eigenkapital, ein Teil der Verbindlichkeiten wird gestrichen.

KKR gibt Mehrheit an Payment-Fintech Unzer ab

Der Payment-Spezialist Unzer steht vor einem Wechsel auf der Eigentümerseite. Bloomberg zufolge reicht KKR die Mehrheit der Anteile an die Kreditgeber Alcentra, Goldman Sachs und Partners Group weiter. Diese schießen weiteres Eigenkapital nach und erlassen zudem einen Teil der Verbindlichkeiten, die Unzer in den Jahren ihrer Private-Equity-Eigentümerschaft angehäuft hatte.

Mit Buy-and-Build vorerst gescheitert

Unzer war schon als ehemalige Heidelpay über Akquisitionen gewachsen und führte diesen Kurs im Rahmen der üblichen Buy-and-Build-Strategie mit M&A fort. In der Holding sollen die Verbindlichkeiten per Ende 2022 auf knapp 600 Mill. Euro angewachsen sein, was mit einer entsprechenden Zinslast verbunden ist. Für 2022 hatte Unzer Erlöse von 176 Mill. Euro gezeigt und war aufgrund hoher Abschreibungen auf Firmenwerte bei einem Fehlbetrag von 118 Mill. Euro gelandet.

Per Ende 2022 hatte Unzer aber noch eine Eigenkapitalquote von 35%. Dass hier nun aufgestockt werden muss, lässt darauf schließen, dass es erneut zu Abschreibungen gekommen sein könnte. Dafür spricht, dass sich der Abwertungsdruck im Fintech-Bereich 2023 fortsetzte.

Die BaFin im Haus

Hinzu kommt, dass Unzer schon 2022 ihre Umsatzziele verfehlte und sich dann auch ein partielles Neukundenverbot durch die BaFin umsatzdämpfend auswirkte. Dass die BaFin Unzer mit einer Sonderprüfung auf die Pelle rückt, war im August 2022 bekannt geworden. Bemängelt wurden bei der Tochter E-Com Probleme mit Geldwäsche sowie Transaktionen mit Scheinfirmen – was Beobachter an Wirecard erinnerte. Unzer zufolge wurde das bemängelte Produkt bereits 2021 eingestellt.

KKR war 2019 bei Unzer eingestiegen und wollte damit einen Payment-Riesen schaffen. Dafür werden die über das Fremdkapital hinzugezogenen Mehrheitseigner nun einen neuen Anlauf nehmen. Die BaFin hatte als Lehre aus dem Wirecard-Skandal mehrere Finanzdienstleister unter die Lupe genommen, darunter auch Concardis und Payone – und bei Unzer wurden die Aufseher fündig.

Private-Debt-Übernahmen häufen sich

Dass der Private-Equity-Investor die Schlüssel zu seinem Portfoliounternehmen an den finanzierenden Debt Fund übergibt, kam zuletzt häufiger vor. So hat Ares die Kontrolle beim Motorradzubehör-Händler Polo Group von Equistone übernommen. Die Gastrokette Sausalitos ging von Ergon Capital an Arcmont (ehemals Bluebay), und Ardian übernahm die Pflegeheimkette Emvia Living von Chequers Capital.

In jedem der Krisenfälle hatten die übernehmenden Debt Funds zuvor den Buy-out des jeweiligen Private-Equity-Investors finanziert. Für die Kreditfonds ist das nun die Feuertaufe: Die vergleichsweise noch junge Branche muss nun zeigen, dass sie auch Restrukturierung kann.

Bei Unzer übernehmen
die Fremdkapital-Investoren

KKR verliert Mehrheitsposition – Fintech wird rekapitalisiert

bg Frankfurt
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