Krahnen fordert "SEC" für Europa

Börsen-Zeitung, 3.7.2020 sto Frankfurt - Der Finanzwissenschaftler Jan Krahnen hat sich anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft für ein aktives Vorantreiben der Kapitalmarktunion und eine Vollendung der Bankenunion ausgesprochen. Es müsse...

Krahnen fordert "SEC" für Europa

sto Frankfurt – Der Finanzwissenschaftler Jan Krahnen hat sich anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft für ein aktives Vorantreiben der Kapitalmarktunion und eine Vollendung der Bankenunion ausgesprochen. Es müsse endlich “einen einheitlichen europäischen Markt für Fremd- und Eigenkapital, auf dem die gleichen Spielregeln für alle marktnotierten Firmen gelten”, geben, fordert der Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe. Der “aufsichtsrechtliche und aufsichtspraktische Flickenteppich” müsse beendet werden, es brauche eine “schlanke, einheitliche Marktaufsicht nach dem Vorbild der weltweit stilbildenden US-amerikanischen ,Securities and Exchange Commission` (SEC)”.Diese zentrale und mit starken Durchgriffsrechten ausgestattete neue Aufsicht, die Krahnen “European Single Market Supervisor” (ESMS) nennt, könne seiner Ansicht nach faktisch die Führungsrolle Londons ablösen und “damit die Folgen des Brexit für den Kapitalmarkt Kontinentaleuropas mildern”. Die Grenzen nationaler Aufsichten ließen sich schließlich derzeit gut am Beispiel Wirecards erkennen, argumentiert der Forscher. Eine nationale und noch dazu eng mit der Bankenaufsicht verbundene Börsenaufsicht sei nicht unabhängig. Dieser könne es nur schwer gelingen, Vertrauen in eine Marktarchitektur zu schaffen.Zudem plädiert Krahnen für eine Vollendung der Bankenunion. Ihm geht es dabei um mehr Macht für die Bankenaufsicht und -abwicklung. Es fehle an einer konsequenten Aufsicht aller Kreditinstitute in der Eurozone, unabhängig von der Größe, meint er. Die Abstimmung zwischen Aufsicht und Bankenabwicklung funktioniere noch nicht, weswegen das Bail-in-Verfahren, also die Beteiligung privater Gläubiger an den Bankverlusten, noch nicht zum Einsatz gekommen sei. Nicht zuletzt fordert Krahnen eine einheitliche und “glaubwürdige” Einlagensicherung.