Lagarde fordert EU-Reformen als Antwort auf US-Zölle
Lagarde fordert EU-Reformen als Antwort auf US-Zölle
Einheitliche Regeln für das Handelsgeschäft sind nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing nicht nur für die Rentabilität der Banken relevant, sondern auch für die Souveränität Europas. „Schon heute werden 66% der europäischen Staatsanleihen von US-Banken gehalten“, sagte er auf dem European Banking Congress in Frankfurt. Dieser Anteil werde auf 80 bis 90% ansteigen, wenn die im Rahmen der „Fundamental Review of the Trading Book“ vorgesehenen Verschärfungen der Kapitalanforderungen einseitig in der EU eingeführt würden.
Im Rahmen des Deregulierungkurses der US-Regierung unter Präsident Donald Trump ist unklar, ob die international abgestimmten Regeln in den USA umgesetzt werden. Um ihre Banken vor Wettbewerbsverzerrung zu schützen, hat die EU-Kommission die Einführung um ein Jahr auf Anfang 2027 verschoben. Im Rahmen einer Konsultation bittet sie um Vorschläge, wie die Auswirkungen für die Branche abgemildert werden könnten.
Entscheidung für US-Banken abwarten
Sewings Petitum fiel deutlich aus: „Wenn die Regeln in den USA nicht eingeführt werden, sollten wir das auch nicht tun.“ Es müsse sichergestellt werden, dass für die Banken in den USA und Europa die gleichen Regeln gelten: „Wenn wir wissen, was in den USA gemacht wird, wissen wir, was wir wollen, und versuchen, es auf die gleiche Weise und mit der gleichen Wirkung zu tun.“ Die Deutsche Bank gehört neben BNP Paribas zu den wichtigsten Akteuren des europäischen Bondmarkts.
Auf den Panels herrschte Einigkeit, dass Europa Reformen schneller umsetzen müsse, um attraktiver für Investoren zu werden und technologisch den Anschluss nicht zu verlieren. Den Ton hierfür vorgegeben hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in ihrer Eröffnungsrede. Es müsse nicht alles harmonisiert werden, wenn man sich darauf verständige, dass einmal beschlossene Regulierung automatisch in allen Mitgliedsstaaten gelte.
Ruf nach „Koalition der Willigen“
Lagarde forderte, Hürden im europäischen Binnenmarkt zu beseitigen. Dafür nötig sei nur der politische Wille, die Instrumente gäbe es bereits: „Wenn wir nur ein Viertel davon umsetzen würden, würde dies ausreichen, um den Binnenhandel so anzukurbeln, dass die Auswirkungen der US-Zölle auf das Wachstum vollständig ausgeglichen würden.“ Sie plädiert dafür, vom Einstimmigkeitsprinzip im EU-Rat abzurücken, da es Fortschritte bei der Vollendung des Binnenmarkts verhindere. Dem pflichtete Sewing bei. Viele Mitgliedsstaaten befürworteten die Kapitalmarktunion. Schreite eine „Koalition der Willigen“ voran, würden sich die Übrigen bald anschließen.
EU-Reformen als Antwort auf US-Zölle
Souveränität des Kontinents dominiert European Banking Congress
lee/mpi Frankfurt
Artikel Seite 7
