Compliance

Lange Mängelliste bei Grenke

Im Zuge der Vorwürfe des Leerverkäufers Fraser Perring hatte die Grenke AG zwei Sondergutachter beauftragt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Nachdem die Prüfer nun zumindest vorläufige Fehler feststellten, trennt sich das Leasingunter­nehmen von Vorstandsmitglied Mark Kindermann.

Lange Mängelliste bei Grenke

spe Stuttgart

Nach offizieller Lesart gingen der Aufsichtsrat der Grenke AG und ihr langjähriger COO, Mark Kindermann, einigermaßen geordnet auseinander. Und doch hegt der Aufsichtsrat auch nach offizieller Darstellung eine Art Anfangsverdacht, den „vorläufige Bewertungen“ der Gutachter begründen. Kindermann erklärt, dass sich diese „vorläufigen Bewertungen“ in Luft auflösen werden, sobald nur die Sonderprüfungen abgeschlossen sein würden.

Doch die Kritikpunkte an Prozessen der Internen Revision und der Compliance im Rahmen der laufenden Prüfungen waren nur der unmittelbare Anlass für die Amtsniederlegung. Einer internen Aufstellung zufolge reichen die Mängel weiter als zunächst behauptet. Hellhörig war der Markt schon geworden, als Ende Oktober Grenke der Vorstandsvorsitzenden Antje Leminsky die Verantwortung für die Interne Revision übertragen hatte, obwohl der zuständige Kindermann weiter im Amt war. Zudem wurde damals Vorstandsmitglied Sebastian Hirsch mit sofortiger Wirkung zum Chief Financial Officer (CFO) ernannt. Hinzu kam die Berufung von Isabel Rösler als Chief Risk Officer (CRO) mit Wirkung vom 1. Januar 2021, die in dem neu geschaffenen Ressort wesentliche interne Kontrollfunktionen wie Risikocontrolling, Compliance, Geldwäscheprävention und Datenschutz führt.

Nach Anschuldigungen des Leerverkäufers Fraser Perring im September 2020 hatte die Grenke AG zwei Sondergutachten beauftragt, um die Vorwürfe aufzuklären. Neben Betrug und Bilanzfälschung wirft Perring dem Leasing-Konzern vor allem vor, über eine zwischengeschaltete externe Gesellschaft überhöhte Preise für Franchisefirmen bezahlt zu haben.

Wie nun aus Kreisen des Aufsichtsrats ventiliert wurde, ist es eine lange Mängelliste, die wohl auf das Konto von Kindermann gehen soll. Im Bereich der Internen Revision etwa habe der Vorstand nicht immer von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, festgestellte Mängel zu beheben. Ebenso wird Kindermann intern angekreidet, keine eigene Untersuchung der Vorwürfe durch die Innenrevision eingeleitet zu haben. Zudem wird die quantitative personelle Ausstattung der Internen Revision bemängelt und der in der Vergangenheit zeitweise eingeschränkte interne Zugang von Firmengeheimnissen für die Interne Revision. Auch bezog sich die Kritik im Bereich Compliance auf prozessuale Schwächen bei der Dokumentation von Related Parties, wie sie für das Franchise-System nötig gewesen wäre.