Lebensversicherungen erleben Comeback
Lebensversicherungen erleben Comeback
Policen mit Einmalbeiträgen sind wieder gefragt – Riester-Neugeschäft sackt um 26 Prozent ab
wbr Frankfurt
In einer Zeit anhaltender Debatten über die Zukunft der Altersvorsorge zeigen die aktuellen Zahlen der deutschen Lebensversicherer für das Jahr 2024 ein deutliches Wachstum im Bereich der Einmalbeiträge. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verzeichnete dieser Bereich ein Wachstum von 9,8% und erreichte damit ein Volumen von 28,3 Mrd. Euro.
„Lebensversicherer stehen für Stabilität und Sicherheit – auch in unsicheren Zeiten“, erklärt Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV. Das gestiegene Vertrauen lasse sich auch mit makroökonomischen Faktoren erklären: rückläufige Inflationsraten, eine freundlichere Zinslandschaft sowie steigende Einkommen schaffen offenbar neue Spielräume für Vorsorgesparverhalten.
Dynamische Entwicklung
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Lebensversicherungsbranche konnte sich 2024 spürbar erholen – insbesondere im Vergleich zu 2023, das noch stark von den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der Energiekrise geprägt war. Während die gebuchten Bruttobeiträge 2023 bei 92,2 Mrd. Euro lagen, stiegen sie im vergangenen Jahr auf 94,6 Mrd. Euro – ein Plus von 2,8%.
Erholung nach Einbruch
Noch deutlicher wird die Entwicklung im Geschäft mit Einmalbeiträgen: Nach einem Einbruch von 15,7% im Jahr 2023 erholte sich dieses Segment im Jahr 2024 und verzeichnete einen Zuwachs von 10,1% auf 28,0 Mrd. Euro. Demgegenüber stagnierten die laufenden Beiträge und verharrten bei 66,3 Mrd. Euro. Auch das Neugeschäft zeigt eine stabile bis leicht positive Tendenz: Die Beitragssumme stieg von 178,2 Mrd. Euro (2023) auf 185,5 Mrd. Euro (2024), was einem Plus von 4,1% entspricht.
Während sich klassische Kapitalversicherungen leicht rückläufig entwickelten, legten fondsgebundene Produkte mit Garantien teils deutlich zu – vor allem im Neugeschäft mit Einmalbeiträgen. Hervorzuheben ist das Plus bei den sogenannten Mischformen: Diese verzeichneten ein Wachstum von 52% beim Beitragseingang und 26,7% bei der versicherten Summe. Damit bestätigt sich ein Trend hin zu Produkten mit partiellen Sicherheitskomponenten.
Rückläufige Segmente
Trotz der positiven Signale zeigen andere Kennzahlen auch stagnierende oder rückläufige Entwicklungen: Die Anzahl der Neuverträge sank um 3,2% auf 4,4 Millionen, und auch die Zahl der Riester-Verträge ist erneut geschrumpft – auf knapp 9,7 Millionen, ein Rückgang um 3,5%. Die Diskussion um eine grundlegende Reform der geförderten privaten Altersvorsorge bleibt damit virulent. Der Rückgang des Riester-Neugeschäfts um 26% unterstreiche den Handlungsbedarf im politischen Raum.
Nicht zuletzt bleibt die betriebliche Altersversorgung (bAV) auf konstantem Niveau, ohne wesentliche Impulse. Der GDV fordert daher unter anderem eine Überarbeitung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes, mehr Flexibilität für kleinere Unternehmen und automatisierte Opting-in-Verfahren. Beim Opting-out werden Beschäftigte automatisch in die Betriebsrente einbezogen – nur wer widerspricht, nimmt nicht teil. Das erhöht die Teilnahmequote.
Anhaltender Reformdruck
Das Jahr 2024 markiert für die deutsche Lebensversicherung eine Phase der Erholung. Die Kapitalmärkte bieten wieder mehr Anreize, doch regulatorische Reformen stehen weiterhin aus. Die Menschen scheinen bereit, vorhandenes Vermögen in ihre Altersvorsorge zu investieren – vor allem, wenn es Alternativen mit Renditechancen und einem Mindestmaß an Sicherheit gibt.