Mehrere Staaten werben für ein EU-Gütesiegel für Kleinanleger
Mehrere EU-Staaten planen ein Gütesiegel für Kleinanleger
Initiative präsentiert Rahmen für „Finance Europe“-Label
fed Frankfurt
Eine Gruppe von EU-Staaten, darunter Frankreich und Deutschland, haben eine Initiative zur Schaffung eines europäischen Gütesiegels für private Kleinanleger lanciert. Ziel der Initiative ist es, einen Rahmen für ein Label („Finance Europe“) zu schaffen, der es den einzelnen Ländern erlaubt, ihre nationalen Ansätze auszubauen. Die europäischen Gesetzgeber sollen außen vor bleiben, da EU-Vorgaben für entbehrlich gehalten werden – zumal das Vorhaben möglichst einfach gehalten werden soll.
Das Label soll europäische Investitionen fördern, indem es dokumentiert, dass in einem bestimmten Finanzprodukt vorwiegend europäische Vermögenswerte stecken. Den Entwürfen für das Label zufolge, über das sich Vertreter aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Estland am Donnerstag in Paris beraten haben, ist das Hauptkriterium „die Einhaltung einer Mindestinvestitionsschwelle in europäische Vermögenswerte von mindestens 70%“. Damit soll gewährleistet sein, dass das Finanzprodukt die strategischen Prioritäten der EU fördert und zur strategischen Autonomie Europas beiträgt.
Verschiedene Produkte im Gespräch
Welche Produkte das Siegel beantragen können, blieb zunächst noch unklar. Diskutiert wird, dass dies für Konten, Fonds oder versicherungsbasierte Produkte gelten soll. Im Entwurf explizit genannt sind Aktien, ETFs, Eltifs, Ucits-Fonds oder auch alternative Investmentfonds sowie Anleihen. Ausgeschlossen sein sollen Krypto-Vermögenswerte. Im Gespräch ist eine steuerliche Begünstigung der Produkte, in Verbindung mit einer mehrjährigen Haltedauer.
Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft, Jörg Asmussen, lobt den Vorstoß. „Ein solches Label kann das Vertrauen stärken und privates Kapital mobilisieren.“ Es könnte zum „Symbol für mehr Transparenz in einer oft unübersichtlichen Finanzwelt werden und damit zu einem echten Hebel für die europäische Kapitalmarktintegration.“ Entscheidend ist aus Asmussens Sicht, dass das EU-Label auch für kapitalbildende Versicherungsprodukte gelte. Der Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI, Thomas Richter, beurteilt zwar das Ziel, mehr Menschen an die Kapitalmärkte zu bringen und die europäische Wirtschaft zu finanzieren, als „gut“. Allerdings könne sich das Label nicht an unerfahrene Sparer richten, weil es unter anderem Anlagen mit geringer Liquidität ermögliche. Auch für die Altersvorsorge eigne sich das Siegel nicht, denn das engere Anlageuniversum führe langfristig zu geringeren Renditechancen.