Mietangebot in Berlin bricht ein

21st Real Estate: Zeitgleich kommen mehr Eigentumswohnungen auf Markt

Mietangebot in Berlin bricht ein

tl Frankfurt – Der seit 23. Februar 2020 in Berlin geltende Mietendeckel hat erhebliche Auswirkungen. Das gilt nicht nur für Mietwohnungen, sondern auch für Eigentumswohnungen. Die Zahl der angebotener Mietwohnungen ist im zweiten Quartal kräftig zurückgegangen, um 42 %, teilte 21st Real Estate auf Basis einer statistischen Auswertung mit. Gleichzeitig stieg die Zahl der angebotenen Eigentumswohnungen um 60 %. Die Angebotsmieten verringerten sich um 1,50 Euro pro Quadratmeter, während sich der Mietendeckel auf die Kaufpreise für Wohnungseigentum nicht auswirkte, teilte das Proptech am Freitag mit. Das Berliner Unternehmen hat sich auf die Digitalisierung des Transaktionsprozesses von Immobilien spezialisiert. Kein Covid-Einfluss”Der aktuelle Rückgang bei den Angebotsmieten ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Einfluss des Mietendeckels zurückzuführen. Mögliche Effekte durch die Covid-19-Pandemie wurden durch die von uns angewendete Methodik statistisch weitgehend eliminiert”, erklärte Nicolai Wendland, Chief Investment Officer von 21st Real Estate. Um die Kausaleffekte des Mietendeckels zu isolieren und vom Einfluss der Coronavirus-Pandemie zu trennen, wurde für die Analyse die Generalized Synthetic Control Method angewendet. Für die Untersuchung hat 21st Real Estate ausschließlich angebotene Wohnungen mit Bezugsfertigstellung vor 2014 einbezogen.”Statt eine Entlastung für den Berliner Mietwohnungsmarkt zu erreichen, hat der Mietendeckel bei nüchterner Betrachtung der vorliegenden Zahlen im Grunde genau das Gegenteil bewirkt: Zwar sind die Angebotsmieten gesunken. Mit ihnen ist aber auch die Anzahl verfügbarer Mietwohnungen deutlich zurückgegangen.” Die Analyse bestätigt nach Meinung von Wendland den von vielen Marktteilnehmern gewonnenen Eindruck, dass der Berliner Mietwohnungsmarkt momentan so gut wie leer gefegt sei. Zumindest gelte dies für Wohnungen, die vor 2014 gebaut wurden.Nach der Untersuchung gibt es seit der Einführung des Mietendeckels keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Kaufpreisentwicklung für Eigentumswohnungen. Allerdings ist die Zahl der Kaufangebote verglichen mit einem Szenario ohne Mietendeckel deutlich angestiegen. “Wir können hier quasi eine Verschiebung vom Mietwohnungsmarkt hin zur Eigentumsbildung ablesen”, stellt Wendland fest. “Schon der kurzfristige Effekt des Mietendeckelgesetzes hat dazu geführt, dass immer mehr Mietwohnungen dem Eigentumswohnungsmarkt zugeführt werden. Das sorgt nicht unbedingt für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt Berlin.” Eingriffe kontraproduktivEine Metaanalyse der Research-Abteilung von Aengevelt zeigt nach Ansicht des Maklers, dass die mietenregulierenden Maßnahmen, die Mitte 2015 eingeführt und 2020 verschärft wurden, den Wohnungsmangel in wachsenden Städten verschlimmert haben. Die mietenregulierenden Maßnahmen hätten die Investoren “weiter verunsichert”, heißt es bei Aengevelt. Nach Einführung der Mietpreisregulierung Mitte 2015 fiel in Großstädten wie Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und auch Berlin der durchschnittliche jährliche Anstieg der Mieten von jeweils 3 bis 4 % sogar noch stärker aus als vorher, in München blieb er nahezu unverändert, teilte Aengevelt am Freitag mit. Aber auch mittelgroße Universitätsstädte wie Münster/Westfalen oder Freiburg im Breisgau hätten seitdem erhebliche Preissteigerungen verzeichnet. Auch im Vergleich mit Großstädten, in denen die Mietpreisbremse nicht eingeführt wurde, wie in Magdeburg, Dresden und Leipzig, seien keine wesentlichen Unterschiede erkennbar.”Kam es nach Einführung der Mietenbremse überhaupt zu einem geringfügigen Rückgang der Mieten, was nur in wenigen Städten der Fall war, verpuffte dieser Effekt spätestens nach einem Jahr wieder”, kommentierte der Leiter der Aengevelt-Studie, Professor Volker Eichener von der Hochschule Düsseldorf.