League Tables

Morgan Stanley stößt Deutsche Bank im Investment Banking vom Thron

Nach dem Schwächejahr 2022 haben Banken im Investment Banking in Deutschland im zweiten Quartal wieder etwas mehr verdient. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem M&A-Markt – und speziell auf Finanzinvestoren.

Morgan Stanley stößt Deutsche Bank im Investment Banking vom Thron

Morgan Stanley stößt Deutsche Bank vom Thron

Laut Dealogic-Daten dominieren US-Banken das schwächelnde Investment Banking im deutschsprachigen Raum – Zweites Quartal weckt Hoffnung

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Nach dem Krisenjahr 2022 haben Banken im Investment Banking in Deutschland im zweiten Quartal wieder etwas mehr verdient. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem M&A-Markt – und speziell auf Finanzinvestoren.

Die Deutsche Bank hat ihre führende Position in den deutschen Investment Banking League Tables an die beiden US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs verloren. Das zeigen die neuen Ranglisten des Datenanbieters Dealogic. Mit Erträgen über 118 Mill. Dollar verdiente im ersten Halbjahr in Deutschland keine Bank mehr im Investment Banking als Morgan Stanley. Goldman belegt mit 105 Mill. Dollar den zweiten Platz, gefolgt vom Vorjahresprimus Deutschen Bank, dessen Erträge bei 96 Mill. Dollar lagen.

Der Erfolg der US-Amerikaner kommt vor allem aus dem M&A-Beratungsgeschäft, wo Morgan Stanley 94 Mill. und Goldman Sachs im ersten Halbjahr 76 Mill. Euro einheimsten und damit zusammengenommen fast 30% des gesamten Einnahmen-Pools abschöpften. Ihren Spitzenplatz im Fremdkapitalmarktgeschäft hingegen – wo die Deutsche Bank traditionell stark ist, die Geldtöpfe allerdings deutlich kleiner sind konnte die Deutsche Bank mit Einnahmen über 42 Mill. Euro klar behaupten.

Einen großen Sprung in der Rangliste von Platz 16 auf 4 machte Barclays, die der Deutschen Bank mit Einnahmen über 73 Mill. Dollar dicht auf den Fersen ist. Die Briten verbesserten sich insbesondere bei der Beratung zu Fusionen und Übernahmen (M&A). „Wir haben im ersten Quartal eine ganze Reihe von Transaktionen begleiten können und das erste Quartal deutlich über Budget abgeschlossen”, sagte Deutschlandchefin Ingrid Hengster im Interview mit der Börsen-Zeitung.

Investment Banking verdaut Zinsschock

Nach dem schwachen Jahr 2022 haben Banken im Investment Banking im deutschsprachigen Raum insgesamt wieder etwas Boden gutgemacht. Laut Dealogic waren die Gesamterträge im zweiten Quartal mit 958 Mill. Euro um 31% höher als im Vorjahreszeitraum (730 Mill. Euro), als infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine allerdings auch besonders große Unsicherheit herrschte.

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Doch allmählich scheinen sich die Marktteilnehmer mit den neuen Rahmenbedingungen zu arrangieren – insbesondere mit dem gestiegenen Zinsniveau. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum stiegen die Einnahmen der Banken mit syndizierten Krediten im zweiten Quartal um 15% auf 128 Mill. Euro. Die M&A-Beratung legte um 28% auf 459 Mill. Euro zu, und auch die Erträge im zeitweise komplett zum Erliegen gekommenen Eigenkapitalmarktgeschäft (Equity Capital Markets, ECM) haben sich von 37 Mill. auf 101 Mill. Euro fast verdreifacht. Lediglich das Fremdkapitalmarktgeschäft (Debt Capital Markets, DCM) tritt mit Einnahmen von 270 Mill. Euro weiter auf der Stelle.

Wir gehen momentan davon aus: M&A zieht Ende 2023 wieder an.

Ingrid Hengster, Barclays Deutschland

Auf das Fremdkapital- und Kreditgeschäft hat die Zinswende unmittelbar durchgeschlagen, da sie die Finanzierungen verteuert. Das wiederum beeinflusste den M&A-Markt, wo Unternehmenskäufer – insbesondere Private-Equity-Investoren – bei der Finanzierung ihrer Deals auf Konsortialkredite und Anleihen angewiesen sind. Zudem führten höhere Zinsen zu Unstimmigkeiten hinsichtlich der Bewertung von Unternehmen.

Investmentbanker hoffen auf M&A-Markt

Banker zeigten sich zuletzt wieder deutlich optimistischer, speziell was die M&A-Beratung betrifft. „Wir gehen momentan davon aus: M&A zieht Ende 2023 wieder an“, so Hengster, deren Bauchgefühl sogar schon auf eine Normalisierung nach der Sommerpause hindeutet. Die grüne und digitale Transformation zwingt Unternehmen zu Handeln, so die Hoffnung der Bankerin. Außerdem setzen Investmentbanker auf den Druck von Investoren. „Es gibt für Private Equity sowohl Verkaufsdruck als auch Kaufdruck. Das stimmt uns sehr optimistisch, dass mittelfristig etwas passieren muss”, sagte der deutsche M&A-Co-Chef Christopher Droege diese Woche auf einer Veranstaltung von Goldman Sachs in Frankfurt. Von ihren einstigen Rekorden bleibt die Branche noch immer weit entfernt.

Globales Investment Banking bleibt unter Druck

Die kleinen Erfolge im zweiten Quartal dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, wie stark die Branche global unter Druck stand und steht. So sanken auch im ersten Halbjahr 2023 die weltweiten Erträge im Investment Banking Dealogic zufolge im Jahresvergleich nochmal um ein Viertel auf 32,8 Mrd. Dollar ab. Das globale M&A-Volumen lag im ersten Halbjahr dem Datenanbieter zufolge bei rund 1,4 Bill. Dollar und hat sich verglichen mit dem ersten Halbjahr 2022 nochmal um fast 40% reduziert und verglichen zum ersten Halbjahr 2021 in etwa halbiert.

Auch das globale DCM-Volumen erreichte im ersten Halbjahr mit einem Gesamtvolumen von rund 3,7 Bill. Dollar zwar wieder in etwa Vor-Corona-Niveau. Doch bis zu den rund 5 Bill. Dollar aus dem Rekordjahr 2021 ist es noch ein weiter Weg. Gleiches gilt auch für die ECM-Märkte. Deren Volumen erreichte Dealogic zufolge im ersten Halbjahr weltweit rund 288 Mrd. Dollar – in etwa ein Drittel der rund 850 Mrd. Dollar aus dem ersten Halbjahr 2021.

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