Nachhaltige Erträge dank differenzierter Infrastruktur-Strategie

Infrastrukturfonds ist nicht gleich Infrastrukturfonds

Nachhaltige Erträge dank differenzierter Infrastruktur-Strategie

Christoph BergweilerLeiter von J.P. Morgan Asset Management DeutschlandSebastian SchuSenior Client Advisor für institutionelle Kunden bei J.P. Morgan Asset Management DeutschlandInfrastrukturinvestments werden aufgrund ihrer unkorrelierten langfristigen Renditechancen und regelmäßigen Cash-flows geschätzt. Zunehmend rücken dabei die Themen Umwelt, Soziales und Governance in den Fokus.Wenn traditionelle Anlageklassen unter Druck stehen, rücken alternative Ertragsquellen stärker in den Fokus. So dürften angesichts des recht weit gelaufenen Konjunkturzyklus und erhöhter Bewertungen einzelner Anlageklassen zukünftige Renditeaussichten deutlich niedriger ausfallen als bisher. Verschärft wird die Situation durch politische Risiken wie globale Handelskonflikte oder den Brexit. Dies fordert Anleger, sich nach neuen Ertragsquellen und alternativen Anlageklassen umzusehen, die weniger auf kurzfristige Marktbewegungen reagieren und die Resilienz von Portfolios erhöhen können. Klassischerweise erfüllen Infrastrukturinvestments diese Anforderungen, da sie zyklusunabhängigere Bausteine der Grundversorgung umfassen wie Wasser- und Energieversorgung, Stromnetze, Flughäfen und öffentliche Verkehrssysteme. Zahlreiche Argumente sprechen für diese Anlageklasse, die häufig in Portfolios noch unterrepräsentiert ist: Dank des jeweils sehr unterschiedlich ausgeprägten Charakters der verschiedenen Infrastrukturanlagen und der entsprechenden spezifischen Risiko- und Renditetreiber ist es möglich, mit Infrastrukturinvestments ein hoch diversifiziertes Portfolio zu erstellen. Aufgrund der oft staatlich regulierten monopolistischen Positionen in ihren Märkten sind viele dieser Kern-Infrasturkturinvestments zudem vor wirtschaftlichen Schwächephasen und Inflation geschützt und weisen eine geringe, häufig sogar negative Korrelation zu traditionellen Vermögenswerten wie Aktien und Anleihen auf. Ein sehr geschätzter Vorteil ist nicht zuletzt die zweigeteilte Ertragsstruktur – neben einer Wertsteigerung der Anlagen bieten die laufenden Cash-flows eine stabile und planbare Ertragsquelle, die auch dazu beitragen kann, Inflation und Verlustrisiken abzufedern. Angesichts von Zinsen auf Rekordtief und deutschen Anleihenrenditen, die selbst bei dreißigjährigen Laufzeiten noch im negativen Bereich notieren, muten ein durchschnittlicher Cash-flow von 5 bis 7% und Zielerträge, die über 8% liegen, verlockend an. Es gilt jedoch, einige grundlegende Entscheidungen zu treffen, die die Art des Infrastrukturinvestments maßgeblich beeinflussen.Das Risikospektrum von Infrastrukturinvestments erstreckt sich vom Segment Core, also Investments mit im hohen Maße prognostizierbaren Cash-flows, über Value-Add bis zu opportunistischen Investments, die den Schwerpunkt auf Kapitalzuwachs haben. Zudem lässt sich je nach Grad der Beteiligung an den einzelnen Anlagen das Risiko steuern. Angesichts der häufig befristeten Struktur von Infrastrukturfonds gilt es sich allerdings vor Augen zu führen, dass Infrastruktur-Assets langfristige und langlebige Anlagegüter sind. Wenn die Assets auf unbestimmte Zeit in einem Portfolio verbleiben können, lassen sich diese also ganz anders managen, als wenn auf einen bestimmten Exit-Zeitpunkt hingearbeitet werden muss.Infrastrukturfonds, die als geschlossenes Vehikel mit fest definierter Laufzeit aufgelegt sind, setzen in der Regel auf die Weiterveräußerung von Assets zu höheren Preisen und betreiben die Assets in der Regel nicht unternehmerisch. Bei diesem Ansatz wird oftmals in teure Prestigeprojekte, sogenannte “Trophy Assets”, investiert und grundsätzlich angenommen, dass weitere Preissteiggerungen für Infrastruktur Assets möglich sind. Bei den aktuellen Bewertungen von Infrastruktur Assets könnten Ansätze sinnvoller und nachhaltiger sein, die zeitlich unbegrenzt investieren und die Assets dafür unternehmerisch betreiben. Diese in zeitlich unbegrenzten Fonds umgesetzen Strategien können in mittelgroße Anlagen zu moderateren Preisen investieren, die noch weiterentwickelt werden können und bei denen sich der Fokus auf die Erwirtschaftung laufender Erträge setzen lässt.Ein sinnvoller Ansatz ist unserer Meinung nach auch, in den investierten Infrastrukturinvestments über eine strategische Mehrheit und somit operative Kontrolle zu verfügen. Damit lassen sich mittels einer verlässlichen Governance die Anlageergebnisse steigern, aber auch für die jeweilige Branche innovative Entwicklungen umsetzen und nicht zuletzt zur Verbesserung in den Gemeinden, in denen die Anlagen stehen, beitragen. Während es also für das Investmentteam sinnvoll ist, Experten aus den Bereichen Portfolio Management, Research, Investor Relations, Steuer und Fonds Execution zu nutzen, wird für das Betreiben der jeweiligen Anlagen noch einmal ganz spezifisches Know-how benötigt. Diese sind je nach Sektoren und lokalen Gepflogenheiten sehr unterschiedlich und spezialisiert. Die Berücksichtigung von Umweltfaktoren, sozialen Standards und guter Governance hat es unter dem Stichwort “ESG” vom Randthema in den Mainstream geschafft – und das ist auch gut so. Denn eine zukunftsweisende Thematik der strategischen Positionierung ist für alle Beteiligten viel sinnvoller als die rückwärtsgewandte Compliance-Betrachtung der Vergangenheit. Und so ist sie heute relevant für alle Bereiche der Infrastrukturinvestments – von Due Diligence über Haftungsthemen bis hin zur laufenden Vermögensverwaltung – und mit grundlegendem Einfluss auf die Anlageergebnisse.Von den drei ESG-Komponenten wurde sicherlich zunächst das Thema “Governance” umgesetzt. Durch die Mehrheitskontrolle in den Unternehmen ist beispielsweise eine Umsetzung nachhaltiger Praktiken möglich. Wichtig ist auch, dass ein unabhängiges Management eigene Erfahrungen einbringen kann. Und nicht zuletzt gilt es, für die jeweilige Branche Richtlinien zu Gesundheit und Sicherheit sowie Korruptionsbekämpfung zu etablieren.Heute kommen immer stärker Umweltaspekte wie die Minderung der Risiken des Klimawandels auf die Tagesordnung. Infrastrukturinvestments sind sicherlich allein deshalb früher dran als andere Assetklassen, weil es die Umweltvorschriften zu erfüllen gilt, um die erwartete Rendite zu erreichen. Beispiele aus unserem Portfolio sind Wasserunternehmen, die Wasserschutzziele erreichen müssen; Anbieter von erneuerbaren Energien, die über vermiedene Emissionen berichten oder auch Katastrophenschutz.Die größte Herausforderung sind sicherlich soziale Faktoren. Welchen Einfluss hat eine Infrastrukturanlage auf die jeweilige Gemeinde, Kunden, Mitarbeiter und andere Interessengruppen? Diese Faktoren sind komplex und stark vom lokalen Kontext beeinflusst. Viele Unternehmen, insbesondere Monopolisten, tendieren dazu, darüber hinwegzugehen. Diese werden aber zunehmend eingefordert, was jedoch Zeit und Ressourcen erfordert. Da diese Faktoren jedoch sowohl das Risiko reduzieren als auch potenziell ein starker Katalysator für die Rendite sein können, berücksichtigen wir soziale Faktoren immer mehr. Dazu gehören neben Reputation sowie Gesundheits- und Sicherheitsüberprüfungen auch Bewertungen von Kunden, Gemeinden und Lieferketten. So kommt es zunehmend zu negativen regulatorischen Auswirkungen, wenn Infrastrukturunternehmen dies nicht berücksichtigen.