Im Gespräch:Erald Ghoos, Europachef von OKX

OKX will in Europa Marktanteile gewinnen

OKX expandiert auf den europäischen Markt, fokussiert sich auf Deutschland als Schlüsselmarkt. Europachef Erald Ghoos betont im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die starke regulatorische Basis der Krypto-Plattform, die auch über eine Mifid2-Lizenz verfügt.

OKX will in Europa Marktanteile gewinnen

IM GESPRÄCH: ERALD GHOOS

OKX will in Deutschland durchstarten

Europa-Chef der Krypto-Plattform OKX will auch über den Preis angreifen – Erhöhte Regulierungskosten könnten M&A-Gelegenheiten eröffnen

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

OKX gehört zu den großen Krypto-Plattformen, die nahezu global tätig sind und jetzt verstärkt den europäischen Markt angehen. „Seit gut drei Wochen sind wir live in Deutschland und fahren nun schrittweise unsere Dienste hoch. Für uns ist Deutschland ein Schlüsselmarkt in Europa neben Polen, Frankreich, Spanien und den Niederlanden. Wir gehen die Expansion sehr gezielt an und wollen unsere globalen Dienste lokal passend aufziehen, wofür dann eine funktionsfähige e-Governance-Struktur zum Onboarden vorteilhaft ist sowie eine Payment-Infrastruktur, die sich gut integrieren lässt. Und das finden wir in Deutschland vor“, so Europachef Erald Ghoos im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Kompetent in Payments

Mit Zahlungsverkehr kennt sich Ghoos aus, war er nach verschiedenen Stationen im Banking doch Global Head of Operations bei Paysafe, einem E-Money-Institut. 2017 folgte der Einstieg in die Krypto-Branche, als er in Hongkong bei Crypto.com als Chief Operating Officer und Chief Compliance Officer anheuerte. Zwischenzeitlich war er Head of Growth für Europa bei Binance, bevor er seine Heimat bei OKX fand. OKX ist mit Wurzeln in Hongkong in Asien sehr präsent und wickelt täglich ein Volumen von mehr als 4 Mrd. Dollar für knapp 19 Millionen Kunden ab. Die Holding ist auf den Seychellen angesiedelt, die operativen Töchter haben für jeden Rechtsraum eigene Zulassungen.

Die Teams bleiben remote

Die EU-Zentrale befindet sich seit 2018 auf Malta. OKX wurde dort 2021 als Virtual Financial Assets Service Provider (VASP) zugelassen. Der nächste große Meilenstein folgte im Januar, als OKX als einer der ersten internationalen Kryptohändler die Micar-Lizenz erhielt und diese nun übers Passporting in die Länder trägt. „Wir haben Mitarbeiter in München, Frankfurt und Hamburg, die aber alle in remote work geografisch verteilt bleiben werden. In der Konstellation können wir gut die speziellen deutschen Bedürfnisse erfüllen, was zum einen auch die weiteren regulatorischen Erfordernisse betrifft wie beim Datenschutz und zum anderen das Zurechtschneiden von Finanzprodukten, wie sie zum Anlegerverhalten in Deutschland passen.“

Es lässt sich jetzt schon beobachten, dass nicht alle Anbieter mit den erhöhten regulatorischen Kosten zurechtkommen, was bald in eine gewisse Konsolidierung münden dürfte.

Dabei folgte OKX bei ihrer Europastrategie nicht den Konkurrenten, die über Registrierungen in einem Regulation-light-Modell auf Kundenfang gingen. „Wir hatten uns dafür entschieden, erstmal die Hausaufgaben mit den Lizenzerwerben zu erledigen, um dann auf der Basis in den Rollout zu gehen. Es lässt sich ja jetzt schon beobachten, dass nicht alle Anbieter mit den erhöhten regulatorischen Kosten zurechtkommen, was bald in eine gewisse Konsolidierung münden dürfte. Es sind uns auch schon einige M&A-Gelegenheiten angeboten worden, aber für den Moment ziehen wir es vor, das organische Wachstum zu forcieren“, so der OKX-CEO Europe.

Branchenhygiene wird über Regulatorik hergestellt

OKX will am Ende zu den großen drei Digital-Asset-Handelsplätzen in Europa zählen – wozu Stand heute wohl Bitpanda und Coinbase gehören. Aber auch US-Anbieter wie Kraken drängen auf den EU-Markt – und wenn Schwergewicht Binance bald ihre Micar-Lizenz hätte, würde das gewiss von einer Offensive flankiert. OKX ist mit einer zugekauften Mifid2-Lizenz da schon einen Schritt weiter. Ghoos zufolge ist die Regulatorik eine gewisse Hürde für Neueinsteiger. „Zudem werden mit dem großen Lizenzregime auch die untauglichen Marktteilnehmer herausgedrängt, was gut für die Branchenhygiene ist“, so die Einschätzung von Ghoos.

In einer ersten Phase wollen wir perpetual futures zunächst nur für institutionelle Anleger einführen und legen grad zusammen mit der Aufsicht letzte Hand an das Produkt.

OKX arbeitet mit ihrer Mifid-Lizenz gerade an sogenannten Perpetual Futures, die bei Anlegern als einfache Terminmarktkontrakte ohne Verfallsdatum sehr beliebt sind. „In einer ersten Phase wollen wir das zunächst nur für institutionelle Anleger einführen und legen gerade zusammen mit der Aufsicht letzte Hand an das Produkt. Später werden wir die Perpetual Futures auch für Retail-Anleger verfügbar machen.“ Die Verbindung von Spot- und Futures-Handel ist das klassische Setup für professionelle und semiprofessionelle Anleger. Wie elementar das ist, zeigte im Mai die Deribit-Akquisition von Coinbase. Sie ließ sich den Zukauf des wohl größten Krypto-Derivate-Händlers 2,9 Mrd. Dollar kosten.

Über die Gebühren punkten

Gut gerüstet sieht Ghoos OKX beim Kampf um Neukunden: Die meist als Limitorder platzierte sogenannte „Maker-Order“ ist mit Gebühren von 0,08% günstiger als bei vielen anderen Anbieter. Mit ihrer Gebührenstruktur sollte OKX Volumen anziehen können. Hinzu kommen Dienste wie Staking. Was Ghoos zunächst nur beobachtet, ist die Einführung von tokenisierten Aktien in den Handel. Robinhood hatte das kürzlich für europäische Kunden gestartet, die nun tokenisierte US-Aktien handeln können. Dabei handelt es sich wohl nur um Bezugsrechte bzw. ADRs (Aktienzertifikate). Ghoos sagt, er wolle das Themenfeld tokenisierte Aktien weiter erkunden. Dabei werde OKX keinesfalls regulatorische Abkürzungen nehmen.

Noch keine Börsenpläne

Zu den bereits kursierenden Gerüchten um ein OKX-IPO zuckt Ghoos nur mit den Schultern. „Es ist verfrüht, sich darüber wirklich Gedanken zu machen. Es gibt keine Timeline dafür und noch keine konkreten Pläne, auch wenn wir uns mit unserem Geschäft und den Lizenzen natürlich für die Zukunft einen solchen Schritt offenhalten. Ich glaube, diese Gerüchte kamen auf, als OKX ihr US-Geschäft neu aufgestellt hatte, was dann die Fantasie bei einigen Marktteilnehmern anregte.“

OKX expandiert in Europa und fokussiert sich dabei auf Deutschland als Schlüsselmarkt. EU-Chef Erald Ghoos betont im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die starke regulatorische Basis der Krypto-Plattform. Er geht davon aus, dass aufgrund erhöhter regulatorischer Kosten bald eine Konsolidierung in der Branche einsetzt.

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