„Outsourcing wird zur strategischen Entscheidung“
Im Gespräch: Mathias Heiß
„Outsourcing wird zur strategischen Entscheidung“
Geschäftsführer bei Universal Investment spricht über Konsolidierung, Regulierung und Innovation in der Fondsindustrie
wbr Frankfurt
Die Investmentbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Regulierung, geopolitische Spannungen und steigende Kosten prägen den Markt. Mathias Heiß, BVI-Vorstand und CEO der deutschen Plattform bei Universal Investment, sieht darin auch Chancen.
Die Investmentbranche verändert sich grundlegend: Während geopolitische Spannungen und regulatorische Vorgaben zunehmen, kämpfen viele Asset Manager mit stagnierenden Mittelzuflüssen und steigenden Betriebskosten. Universal Investment als unabhängige Fonds-Service-Plattform im deutschsprachigen Raum sieht sich durch diese Entwicklungen in ihrer strategischen Ausrichtung bestätigt. „Nach dem Rekordjahr 2021 haben sich die Inflows auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert“, sagt Mathias Heiß, CEO der deutschen Plattform und seit 2024 im Vorstand des deutschen Fondsverbands BVI.
Konzentration und Konsolidierung
Fonds-Service-Plattformen im Asset Management gewinnen zunehmend an Bedeutung, was laut Heiß nicht ohne Folgen bleibt: „Der Plattformmarkt konsolidiert sich durchaus, aber es ist kein Segment, das sich einfach abgrenzen lässt.“ Universal ist in diesem Umfeld mit über 1 Bill. Euro administriertem Vermögen gut positioniert – darunter 698 Mrd. Euro in institutionellen Produkten, 302 Mrd. Euro in Insourcing- und Direktanlagen sowie weiteren 175 Mrd. Euro in Retail-Produkten.
„Die Marktkonzentration birgt immer auch Risiken. Es braucht Vielfalt für Kunden und Offenheit, nicht nur Größe“, betont Heiß. Als Master-KVG mit internationaler Struktur – Frankfurt, Luxemburg, Dublin – bedient Universal über 5.000 Fonds- und Investmentstrukturen für institutionelle Anleger, Fondsinitiatoren und Vermögensverwalter.
Regulierung als Wachstumsimpuls
Während viele Marktteilnehmer über neue regulatorische Anforderungen stöhnen, sieht Heiß darin eine Chance: „Wir profitieren in gewisser Weise von mehr Regulierung – weil Kunden sagen: ‚Wir wollen das nicht mehr selbst machen, macht ihr das bitte.‘“ Gerade in einem Umfeld wachsender Komplexität brauche es verlässliche Partner mit operativem Know-how. Zugleich stellt er klar: „Natürlich freuen wir uns nicht über jede neue Vorschrift. Aber wir haben die Kapazität und Expertise, sie umzusetzen.“
Mit dem Aufbau eines eigenen ESG Office und gezielter Verstärkung im Nachhaltigkeitsbereich begegnet Universal auch den wachsenden Anforderungen im Bereich Sustainable Finance. „Die Datenbeschaffung ist eine echte Herausforderung, aber wir sind hier frühzeitig in Vorleistung gegangen.“
KI schafft Datenflüsse
Technologische Weiterentwicklung ist ein zentrales Thema für Heiß. Besonders im Bereich der Fondsadministration, vor allem bei Wertpapierfonds, sieht er enormes Potenzial: „Wenn wir über Innovation und Künstliche Intelligenz sprechen, reden wir heute vor allem über Daten – etwa aus PDFs, aus verschiedenen Quellen, mit heterogenen Formaten. Diese so aufzubereiten, dass sie maschinenlesbar und systemisch einbindbar sind, ist ein echter Mehrwert.“
Ziel ist es, durchgängige Datenflüsse zu schaffen – von der Quelle bis ins Reporting. „Das ESG-Reporting profitiert davon enorm. Künstliche Intelligenz hilft uns, komplexe Informationen automatisiert auszulesen und in strukturierte Datensätze zu überführen.“ Auch manuelle Tätigkeiten, wie das Einloggen in Portale oder das Versenden interner Mails, sollen durch automatisierte Prozesse ersetzt werden. „Das ist nicht nur Effizienz, das ist Qualität“, so Heiß.
„Automatisierung braucht eine kritische Masse – aber auch die richtigen Leute, die richtige Software und den Mut zu investieren“, betont er. Diese Bereitschaft zeichne Universal Investment aus: „Wir wollen führend sein, nicht nur technologisch, sondern auch im Denken.“
Europa gewinnt an Bedeutung
Die geopolitische Neuordnung der letzten Jahre sieht Heiß differenziert: „Europa gewinnt strategisch an Bedeutung. Als europäisches Haus ist das für uns eher eine Chance.“ Universal Investment sei eines der wenigen deutschen Häuser mit echter internationaler Präsenz – in Luxemburg, Irland und mit Kundenbeziehungen nach Asien und Nordamerika. „Wir begleiten unsere Kunden zunehmend in internationale Märkte. Das ist ein Wettbewerbsvorteil, den viele deutsche Anbieter nicht mitbringen.“
Trotz der Expansion bleibt der Heimatmarkt im Zentrum der Strategie. „Unsere deutschen Kunden sind und bleiben der Kern unseres Geschäfts. Hier liegt unsere Herkunft, hier liegt unsere Stärke.“
55 Jahre Erfahrung
Universal Investment wurde 1968 von mehreren Privatbanken gegründet. Mit rund 1.700 Mitarbeitenden und über 55 Jahren Markterfahrung bietet die Gruppe Angebote in den Bereichen Administration, Strukturierung und Risikomanagement.
„Wir sind Pioniere der Investmentbranche und Marktführer für Master-KVG und Private-Label-Fonds“, sagt Heiß. Das Ziel der Gruppe ist dabei klar umrissen: „Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir wachsen – und die führende Fondsplattform Europas werden.“ Nicht durch Größe allein, sondern durch Partnerschaft und Innovationskraft.