Im GesprächAsola Wöhrmann

Patrizia meidet xxxx Wohnungsmarkt

Patrizia meidet xxxx Wohnungsmarkt

Im Gespräch: Asoka Wöhrmann

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Patrizia CEO xxx Immobilieninvestments – Stadtentwicklung xxxx Infrastruktur neu gedacht

wbr Frankfurt

Straßen, Schienen, Energieleitungen – jahrzehntelang galten sie als die Grundpfeiler moderner Infrastruktur. Doch diese Definition greife heute zu kurz, sagt Asoka Wöhrmann, CEO des Immobilien-Investmentmanagers Patrizia. „Ein modernes Logistikzentrum mit Solardach, Batteriespeicher und Glasfaseranschluss ist nicht nur eine Immobilie, sondern zugleich Infrastruktur, Energiezelle und Datenknoten“, so Wöhrmann. Gebäude seien längst nicht mehr nur Raum zur Nutzung, sondern funktional vernetzte Bausteine in einer umfassender gedachten Stadtstruktur.

Wöhrmann steht seit August 2023 an der Spitze von Patrizia. Zuvor war er in leitenden Positionen bei der Deutschen Bank und als CEO der Fondsgesellschaft DWS tätig. In dieser Woche stellte die Staatsanwaltschaft ein gegen ihn geführtes Greenwashing-Verfahren nach langen Ermittlungen ein.

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Die klassische Trennung von Sektoren – Wohnen hier, Energie dort, Mobilität woanders – werde der Realität komplexer urbaner Räume nicht mehr gerecht, betont Wöhrmann. Diese Konvergenz zwinge dazu, alte Grenzen aufzugeben. Wer heute urban denke, müsse integrativ denken: Energie, Wohnen, Mobilität und Digitalisierung gehörten zusammen.

Patrizia hat daraus ein strategisches Konzept entwickelt: Re-Infra. Dabei geht es um die ressourcenschonende Modernisierung bestehender Stadtstrukturen. Die digitale Infrastruktur wird dabei ebenso berücksichtigt wie Energieeffizienz und ESG-Kriterien. Man investiere bewusst in die Verbindung klassischer Wohninvestments mit nachhaltigen Technologien.

Ein aktuelles Projekt in Spanien dient als Beispiel. Dort fließen 130 Mill. Euro in bezahlbares Wohnen und in eine energetisch hocheffiziente Sanierung. „Mit Blick auf CO2-Reduktion sowohl beim Energieverbrauch als auch beim Wohnungsbau selbst. Das ist kein Marketing, sondern ein realer wirtschaftlicher Hebel – und eine soziale Notwendigkeit“, erklärt Wöhrmann.

Bis 2030 möchte Patrizia ein verwaltetes Vermögen von 100 Mrd. Euro erreichen. Die Wachstumsstrategie des Unternehmens fußt auf fünf Säulen: Im Zentrum steht der Bereich Wohnen – insbesondere bezahlbarer, altersgerechter und intelligenter Wohnraum, dessen Bedarf in Europa deutlich steigen werde. Parallel setze man auf Value-Add-Strategien, vor allem im Bürosegment, das sich grundlegend neu ausrichten müsse. Die dritte Säule bildet Re-Infra. Hinzu kommen europäische Infrastrukturinvestitionen mit Fokus auf Energie und Mobilität sowie die Advantage-Investment-Plattform für Multi-Manager-Strategien.

Dennoch finden viele Zukunftsprojekte aktuell eher außerhalb Deutschlands statt – etwa in Spanien oder Irland. Gründe dafür sieht Wöhrmann im deutschen Marktumfeld: „Keine Frage, Deutschland ist unser Heimatmarkt. Aber wir sind bei uns immer noch zu langsam, zu bürokratisch, zu wenig partnerschaftlich.“ In anderen Ländern gebe es Projektgarantien, steuerliche Anreize und aktive Mitgestaltung. Dabei ließe sich privates Kapital auch in Deutschland mobilisieren, wenn klare politische Rahmenbedingungen geschaffen würden. Der Hebel: öffentliche Garantien.

Auch der deutsche Büroimmobilienmarkt steht unter Druck. „Büro ist im Umbruch, aber nicht tot. Klar: Viele klassische Core-Objekte sind in der Krise. Aber gleichzeitig gibt es enormes Potenzial für Transformation. Wir sehen gute Opportunitäten z.B. in Frankfurt, London oder Paris“, sagt Wöhrmann. Viele klassische Core-Objekte – zentral gelegen, teuer, energiehungrig – seien aktuell schwer vermittelbar. Gleichzeitig entstünden neue Potenziale durch Umnutzung. In London etwa wurde ein ehemaliges Krankenhaus in ein modernes, hybrides Bürogebäude umgewandelt – zugeschnitten auf Flexibilität, Gemeinschaft und Energieeffizienz. „Die Menschen wollen heute mehr als nur einen Schreibtisch“, erklärt Wöhrmann. Sie fragten sich, welchen Mehrwert das Büro gegenüber dem Homeoffice biete. Fehle die Antwort, bleibe man zu Hause.

Auch außerhalb Europas ist Patrizia aktiv. In Asien werde vieles umgesetzt, was in Europa noch diskutiert werde. In den Philippinen investiert das Unternehmen derzeit rund 350 Mill. Euro in eine Solarplattform. Der Markt für smarte Städte und nachhaltige Infrastruktur wachse dort rasant. Parallel suchten asiatische Investoren gezielt ESG-orientierte Strategien in Europa.

Dass ESG zunehmend politisch diskutiert werde, ändere für Wöhrmann nichts an der wirtschaftlichen Relevanz des Themas. „Kurzfristige politische Strömungen ändern nichts an langfristigen wirtschaftlichen Realitäten. ESG ist und bleibt ein Werttreiber“, stellt er klar. Energetische Sanierungen und energetisch selbstständige Gebäude würden in Zukunft nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich wertvoll sein. „In 20 Jahren sind solche Gebäude Gold wert. Wer das ignoriert, handelt fahrlässig.“