PE-Häuser aus der ganzen Welt zieht es nach Luxemburg

Regierung arbeitet mit den Marktakteuren kontinuierlich an einem Umfeld, das Planbarkeit, Sicherheit, Expertise und Flexibilität bietet

PE-Häuser aus der ganzen Welt zieht es nach Luxemburg

Die Attraktivität des Großherzogtums als Standort für Geschäftstätigkeiten mit Private Equity (PE) nimmt weiter zu. Die weltweit 13 größten PE-Häuser sind hier vertreten, 10 % aller Private-Equity-Fonds sind am Standort Luxemburg domiziliert. Die Vermögenswerte Luxemburger PE/VC(Venture Capital)-Strukturen belaufen sich auf 400 Mrd. Euro, rund 6 000 auf Private Equity spezialisierte Fachkräfte aus aller Welt arbeiten im Großherzogtum. Es hat sich viel getanBeeindruckende Fakten also aus Luxemburg, einem geografisch zweifelsfrei überschaubaren Standort. Fakten, die das zunehmende Volumen der globalen PE-Branche und die globale Vernetzung Luxemburgs spiegeln. Dabei hat sich in den letzten Jahren viel in der PE-Branche getan und entsprechend auch im Großherzogtum. Abgesehen vom Kerngeschäftsmodell, das seit jeher unverändert und maßgeblicher Schlüssel des Erfolgs ist, findet sich die Branche heute in einem vollständig geänderten Umfeld wieder: Aufsichts- und Steuerbehörden haben PE nach der Finanzkrise in ihren Fokus gerückt. Die Alternative Investment Fund Managers Directive (AIFM-Richtlinie) sowie die OECD-Maßnahmen gegen Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung (BEPS) können beispielhaft genannt werden und stellen langjährig bewährte Geschäftsstrukturen auf den Prüfstand.Eine geopolitisch zunehmende Instabilität nimmt Einfluss auf die strategische Planung von Private-Equity-Häusern und bewertet Stabilität als Standortfaktor neu. Gleichzeitig befindet sich das Volumen der Branche auf Rekordniveau: mit 637 Mrd. Dollar an neuen Commitments im Jahr 2017 hat die Branche die bisherigen Fundraising-Rekordjahre 2007 bis 2008 übertroffen und verfügt über einen Höchststand an nicht-investiertem Kapital (Dry Powder). Dies alles hat Auswirkungen auf das operative Geschäft: Digitalisierung, eine Straffung und gegebenenfalls Neuordnung der Organisation, der Aufbau von Skaleneffekten und eine weitere Spezialisierung zählen heute zu den Top-Prioritäten eines jeden PE-Hauses.Eine Stärke Luxemburgs liegt seit jeher darin, auf relevante Marktentwicklungen nicht nur zeitnah und mit Weitblick zu reagieren, sondern diese regelmäßig auch zu antizipieren. Das durch die AIFM-Richtlinie europaweit erstmals regulierte PE-Umfeld war in Luxemburg mit den regulierten, klassischen PE-Produkten der Investmentgesellschaft in Risikokapital (Sicar) und dem Spezialisierten Investmentfonds (Sif) gedanklich bereits vorweggenommen. Die Umsetzung der AIFM-Richtlinie im Juli 2013 wurde zur Einführung der Spezialisierten Kommanditgesellschaft (SCSp) genutzt.Als Äquivalent zum angelsächsischen Limited Partnership eingeführt, hat die SCSp das System der Luxemburger Kommanditgesellschaften wesentlich erweitert und bietet erhöhte Flexibilität sowie erweiterte steuerliche Transparenz. Heute zählt der Markt über 1800 dieser Spezialisierten Kommanditgesellschaften. 2016 wurde die Produktpalette um den ausschließlich über einen autorisierten externen AIFM-regulierten Reservierten Alternativen Investmentfonds (Raif) ergänzt. PE-Häuser aus aller Welt nutzen SCSp sowie Raif und schätzen deren operationelle Flexibilität. Vormals regelmäßig genutzte Zwischengesellschaften kommen derweil weniger zum Einsatz. Modernisiertes SteuerrechtDas hat auch mit einem global veränderten fiskalischen Umfeld zu tun: OECD BEPS und die EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Steuervermeidungspraktiken (ATAD) haben das Geschäftsmodell von Private Equity verändert, und auch Luxemburg hat diesbezüglich eine geänderte Ausrichtung angenommen: Die Steuerrechtslage des Großherzogtums ist in den letzten Jahren grundlegend modernisiert worden. Nischen, die es in der Vergangenheit gab und die legal waren, sind heute unterbunden. Die Stärken liegen – das kann aktuell ganz klar gesagt werden – in anderen Aspekten als der Fiskalität.Bereits 2017 unterzeichnete Luxemburg gemeinsam mit 67 anderen Staaten das sogenannte Multilaterale Instrument (MLI) zur Umsetzung der DBA-bezogenen Maßnahmen aus dem OECD BEPS-Aktionsplan. Über das MLI werden auf einen Schlag weltweit Tausende von zwischenstaatlichen Steuerabkommen verändert – unter anderem in Bezug auf Maßnahmen gegen hybride Gestaltungen, DBA-Missbrauch und künstliche Vermeidung von Betriebsstätten. Am 3. Juli 2018 hat die Luxemburger Regierung in einem Gesetzesentwurf dem Text des MLI zugestimmt. Nach Verabschiedung des Gesetzes werden die neuen Regeln erwartungsgemäß zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Betroffen sind alle 81 Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), die das Großherzogtum in der Welt unterhält.Den Gesetzesentwurf zur Umsetzung der EU-Richtlinie ATAD 1 legte die Luxemburger Regierung am 20. Juni 2018 vor. Für die PE-Branche ist in ATAD 1 vor allem die Regelung zur Zinsabzugsbeschränkung relevant. ATAD 2 kommt erst Anfang 2020 zum Tragen und zielt vor allem auf hybride Steuerkonstruktionen ab.Nicht nur angesichts einer neuen fiskalpolitischen Weltordnung verändern sich die Geschäftstätigkeiten, die in Luxemburg angesiedelt sind. Aus einem vormals reinen Back-Office-Standort ist schon lange ein internationales PE-Zentrum geworden, das Back-, Middle- und auch Front-Office-Tätigkeiten umfasst. In Luxemburg finden sich zunehmend Funktionen des Risiko- und Portfoliomanagements. Die hohe Lebensqualität bietet Mitarbeitern vor Ort ein attraktives, geschätztes Umfeld. Als AIFM-Standort bietet das Großherzogtum einen gesicherten Zugang zu EU-Investoren. Ein wichtiger Grund, warum sich viele PE-Häuser aus London aktuell für Luxemburg als neuen Standort ihrer Wahl entscheiden, bietet dieses doch Stabilität und Planungssicherheit – nicht nur in der Vermarktung. Darüber hinaus ist Luxemburg nach London der wohl internationalste Standort in Europa. Das Großherzogtum wurde von den vier weltweit größten Ratingagenturen mit der höchsten Kreditwürdigkeitsstufe, einem “AAA”-Rating, ausgezeichnet. Es bietet eine wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung und eine Mehrwertsteuerbefreiung auf die Vergütung von Verwaltungsdienstleistungen. Attraktives ÖkosystemLuxemburg ist der zweitgrößte Fondsstandort der Welt und Sitz von 140 internationalen Banken. Die Börse ist im Hinblick auf das Listing internationaler Wertpapiere weltweit die Nr. 1, PE-Häuser nutzen seit jeher den Euro-MTF-Markt zur Wachstumsfinanzierung ihrer Portfoliounternehmen. Weltweit auf Platz 2 liegt das Großherzogtum darüber hinaus im Ranking der Green-Finance-Infrastruktur. Ein Drittel aller weltweiten grünen Fonds und zwei Drittel aller Mikrofinanzfonds sind heute hier notiert.Zunehmend wächst auch die Anzahl von Start-up-Unternehmen, die auf private und öffentliche Inkubatoren und Acceleratoren zurückgreifen können. Im Juni dieses Jahres wurde beispielsweise das House of Start-ups eröffnet und bietet ein attraktives Ökosystem für bis zu 200 Start-ups. Daneben lockt die Finanzbranche und bringt insbesondere Fintech-Start-ups nach Luxemburg. Diese suchen und schaffen wichtige Synergien in der Digitalisierung und transformieren die Branche nicht nur mittels Blockchain-Technologien. Neue Gegebenheiten im BlickDas Dienstleistungsangebot für die Private-Equity-Branche ist stark und ein wichtiger Standortvorteil. Seit einigen Monaten zeichnet sich eine Konsolidierung ab, die positiv gewertet werden kann, weil sie Skaleneffekte ermöglicht und Digitalisierung sowie Prozessoptimierung vorantreibt. So wie sich die Dienstleistungsakteure transformieren und fit für die Zukunft machen, so passt sich auch Luxemburg neuen Gegebenheiten und Anforderungen aus dem Markt kontinuierlich an. Mit Innovationskraft und Weitblick arbeitet die Regierung gemeinsam mit den Marktakteuren kontinuierlich an einem Umfeld, das Private-Equity-Häusern Planbarkeit, Sicherheit, Expertise und Flexibilität bietet. Private Equity ist in Luxemburg willkommen!—-Alain Kinsch, Country Managing Partner bei EY Luxemburg, EMEIA Private Equity Fund Leader—-Carmen von Nell-Breuning, Senior Manager, Private Equity Business Development bei EY Luxemburg