Rüstungsbank DSR will Meilenstein auf dem Nato-Gipfel verkünden
Rüstungsbank DSR plant Meilenstein zum Nato-Gipfel
Mitgründerin Harding: Bankcharta und erste Mitglieder sollen bis Ende Juni stehen
bg Frankfurt
Im Interview Seite 5
Der Aufbau der Rüstungsbank DSR schreitet im Eiltempo voran. Bereits auf dem Nato-Gipfel in Den Haag im kommenden Monat soll die Bankcharta verabschiedet werden, wie Rebecca Harding, Chief Economist der DSR Bank, im Interview der Börsen-Zeitung ankündigt. Das erst im März angekündigte multilaterale Institut zur grenzüberschreitenden Rüstungsfinanzierung zielt mittelfristig auf eine Bilanzsumme von 100 Mrd. Pfund. Doch schon mit der wohl initialen Bilanzsumme von 20 Mrd. Pfund (weitere 80 Mrd. sollen abrufbar sein) könne die DSR Bank voluminös als Co-Finanzierer auftreten.
Die DSR würde auch „First Loss Pieces“ nehmen, was es Banken leichter macht, ihre Kredittranchen beizutragen. In der Konstruktion müssen die Banken dafür weniger Eigenkapital vorhalten. „Als multilaterale Bank können wir die Sicherung und schnelle Anpassung kritischer Lieferketten ermöglichen und gleichzeitig Staaten die langfristige, günstige Finanzierung von Rüstungsinvestitionen bieten – gestützt durch ein AAA-Kreditrating.“
Ein weiterer Vorteil: Die DSR Bank übernimmt auch nachrangige Positionen. Dadurch entsteht eine große Hebelwirkung für privates Kapital in der Rüstungsfinanzierung. Und was für die EU-Mitgliedstaaten wichtig ist: „Aus Sicht der nationalen Haushaltsführung gelten Einlagen bei der Bank als Vermögenswerte und nicht als Schulden, was die Staatsverschuldung nicht erhöht – ein bedeutender Vorteil in Zeiten hoher und zunehmender öffentlicher Verschuldung.“
Letzteres dürfte Nato-Ländern mit höherer Staatsschuldenquote wie etwa Italien helfen, in Verteidigung zu investieren, ohne ihre Bonitätseinstufung weiter unter Druck zu setzen. Die Perspektive der DSR Bank geht dabei auch über Europa hinaus: „Wir verfolgen keinen reinen EU-zentrierten Ansatz wie andere Konzepte, und langfristig wollen wir die volle Beteiligung von Nicht-EU-Staaten wie UK, USA, Kanada, Südkorea, Japan oder Australien erreichen, was Wirkung und Finanzkraft deutlich stärken würde.“
Wer die ersten Mitglieder sind, dürfte mit der Gründungsurkunde zur Jahresmitte feststehen. Das Interesse ist Harding zufolge immens. „Wir befinden uns derzeit mit allen relevanten Entscheidern aus den europäischen Mitgliedstaaten und der EU in fortgeschrittenen laufenden Gesprächen. Das Konzept trifft auf breite Zustimmung auf politischer und fachlicher Ebene.“ Der Nato-Gipfel ist das zentrale Forum für Rüstungsindustrie und Politik. Dort kommen alle maßgeblichen Akteure zusammen, die gefordert sind, ihre Zusagen zu leisten, Zielgrößen von Verteidigungsausgaben in Höhe von 5% in Relation zum BIP zu erfüllen.