Selbst größte Stiftungen agieren wenig professionell

Studie: "Kompetenzvermutung" wichtiger als Profis - Gut die Hälfte ignorieren Finanzkrise

Selbst größte Stiftungen agieren wenig professionell

ge Berlin – Selbst die 200 kapitalkräftigsten Stiftungen hierzulande haben erheblichen Verbesserungsbedarf bei ihrer Vermögensanlage. Dies ergibt die Studie “Anlageverhalten der kapitalstärksten deutschen Stiftungen” des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen an der Universität Heidelberg. Abgesehen von der Spitze von vielleicht 50 vermögensstärksten Stiftungen mit eigenem Asset Management sind der Untersuchung zufolge fast drei Viertel der übrigen Organisationen auf externe Expertise angewiesen. Hier zeigt sich Volker Then, geschäftsführender Direktor des Centrums, überrascht, wie wenig die Verantwortlichen ihre Anlagestrategie selbst formulieren und wie gering Steuerungs- und Kontrollmechanismen genutzt werden. Demnach überprüft ein Drittel der Befragten die Anlageerfolge maximal halbjährlich, wenn nicht sogar noch seltener.Erstaunt registrierte Then auch die hohe Anzahl derer (50 %), bei denen die Fachkompetenz in der Vermögensverwaltung nicht als ausdrücklich relevanter Aspekt bei der Gremienbesetzung gilt – das hier nur eine “Kompetenzvermutung” gefragt sei, habe überrascht. Schließlich müssten alle Stiftungen eigenes Kapital verwalten, und selbst bei der Auswahl externer Berater sei eine kompetente Aufsicht vonnöten.Ähnlich irritiert zeigte sich Then bei der gestrigen Vorstellung der Studie über die Auswahlkriterien für externe Berater (siehe Grafik). Es sei “ein verblüffendes Ergebnis”, dass für die befragten Stiftungen die Fachkompetenz der Berater eine weit größere Rolle spiele als deren Performance – “dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Stiftungen den tatsächlichen Leistungen, die von den Beratern erbracht werden, eine erstaunlich niedrige Bedeutung beimessen”, heißt es in der Un tersuchung.Der Bericht zeigt zudem, dass Stiftungen mit einem breiten Kreis von externen Beratern zusammenarbeiten. Mit einem leichten Vorsprung führen dabei Geschäfts-/Universalbanken, gefolgt von Privatbanken und dann gleich häufig genannt öffentlich-rechtlichen Instituten, Anbietern von Vermögensanlagen sowie anbieterunabhängigen Beratern. Diese renommierten Adressen führen offensichtlich dazu, dass “überraschende” (so Then) 41 % der größten Stiftungen hierzulande angeben, über kein Kontrollorgan bei der Finanzanlage zu verfügen. Hermann Falk, stellvertretender Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, appelliert nach dieser Untersuchung an die Organisationen, künftig viel mehr in die eigene Kompetenz zu investieren und die Anlageziele klarer und breiter zu fassen. Konservative AnlageErgab die Studie doch auch, dass nur ein gutes Drittel der Stiftungen völlig ohne Anlageeinschränkungen agieren kann. Nach wie vor dominierten festverzinsliche Anlagen, gibt Then zu bedenken, die inzwischen aber nicht mehr ansatzweise das Kapital erhalten könnten. Stattdessen räumte gut die Hälfte der kapitalkräftigsten Stiftungen hierzulande ein, trotz lastender Finanzkrise keine maßgeblichen Veränderungen bei ihrem Anlageverhalten vorgenommen zu haben, sondern weiterhin bewährten Strategien und Verhaltensweisen zu vertrauen. In toto agierten die Stiftungen eher konservativ. Von denen, die Änderungen vorgenommen haben, investierten 55 % jetzt weniger risikoreich, heißt es in der Untersuchung weiter.