Sparkassen fordern Modernisierungs-Maßnahmen
Sparkassen fordern Kraftanstrengung der Gesellschaft für Modernisierung
Präsident Reuter legt vor dem Deutschen Sparkassentag einen Zukunftsplan vor – Plädoyer für Mehrarbeit zum Erhalt des Wohlstandes
mic Nürnberg
Die Sparkassen-Finanzgruppe fordert eine umfassende Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. „Deutschland braucht einen Zukunftsplan, der über mehrere Jahre verlässlich durchgehalten wird“, sagte Sparkassenpräsident Ulrich Reuter in der Pressekonferenz am Tag vor dem 28. Deutschen Sparkassentag in Nürnberg: „Es geht darum, die historische Herausforderungen, vor denen unser Land steht, anzunehmen.“ Dies müsse auch in die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger gebracht werden: „Die Zeit der durch andere garantierten Sicherheiten ist vorbei.“
Großer Andrang
Noch nie in der Geschichte der Gruppe hätten so viele Menschen an einem Sparkassentag teilgenommen, sagte Reuter: „Das Interesse ist enorm groß, sich neu zu besinnen, sich neu auszurichten.“ 3.000 Besucher würden erwartet, damit sei man bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die Vertreter von 343 Sparkassen, von weiteren Unternehmen der Finanzgruppe und von den kommunalen Trägern tagen am 21. und 22. Mai. Letztmals hatte sich die Finanzgruppe 2023 getroffen, die nächste Versammlung ist für das Jahr 2028 geplant.
Der Sparkassentag 2025 falle in eine besondere Zeit, betonte Reuter. Das Europäische Parlament habe seine Arbeit neu ausgerichtet, die Regierungsübernahme in den USA durch die Trump-Administration belaste die transatlantischen Beziehungen, und in Deutschland sei ein neuer Bundestag gewählt worden. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) zeigte Verständnis, dass Bundeskanzler Friedrich Merz aufgrund des kurzen Planungszeitraums nicht in Nürnberg dabei ist. Er müsse andere wichtige Termine wahrnehmen: „Und das ist auch richtig.“
Elf Impulse
Den öffentlich-rechtlichen Instituten kommt nach Überzeugung Reuters in dem unruhigen Umfeld eine besondere Bedeutung zu. Die Sparkassen sprächen mehr als die Hälfte der Bevölkerung an: „Wir sind eine der wenigen Institutionen, die die Breite der Menschen in unserem Land tatsächlich noch erreichen.“
Der DSGV nannte in einem 13-seitigen Papier elf Punkte als „Impulse für eine neue Dynamik“. Reuter griff vor den Journalisten vier Vorhaben als besonders wichtig heraus: Bürokratiefesseln lösen, Investitionen ermöglichen, Wohlstand bewahren und Wohnraum schaffen.
Die Bürokratie habe sich wie Mehltau über das Land gelegt und fessele nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche, sagte Reuter. Die Kosten für die Unternehmen beliefen sich einer Studie des Ifo Instituts zufolge auf 146 Mrd. Euro: „Also wenn das kein Wettbewerbsnachteil für unsere Unternehmen ist, dann weiß ich nicht mehr.“ Dies gelte natürlich auch für die Sparkassen.
Privates Kapital notwendig
Beispielhaft nannte Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, die Berichtspflichten in der Nachhaltigkeitsberichterstattung, das Lieferkettensorgfaltsgesetz und die Regelung für AGB-Änderungen. Aktuell koste eine Änderung der AGBs eine Sparkasse zwischen 130.000 und 200.000 Euro.
Reuter strich zudem heraus, dass es für Investitionen nicht mit öffentlichem Kapital getan sei: „Wir brauchen in ungleich größerem Umfang den Einsatz privater Mittel.“ Die Sparkassen könnten einen wichtigen Beitrag leisten. Es entstünden neue Kreditspielräume von 100 Mrd. Euro bei den Sparkassen, wenn die zusätzlichen Kapitalvorgaben für die Eigenkapitalunterlegung um 1,3 Prozentpunkte verringert würden: „Das wäre aus unserer Sicht vertretbar und würde die Stabilität der Institute nicht beeinflussen.“
Mehr Einsatz gefordert
Die Bewahrung des Wohlstandes sei nur mit Mehrarbeit auf kollektiver Ebene möglich, betonte Reuter: „Wir werden Wohlstand und auch unsere sozialen Sicherungssysteme nur durch mehr Arbeit halten und steigern können.“ Es müsse attraktiv werden dort, wo es möglich sei und für den, der es wolle, länger zu arbeiten und dies flexibel an die persönliche Lebenssituation anzupassen: „Alle werden in Zukunft etwas mehr beitragen müssen.“ Manche durch Kapital, andere durch Abgaben und andere eben durch Mehrarbeit.
Das Schaffen von Wohnraum, den Reuter als vierten Punkt hervorhob, werde immer mehr zu einer Frage auch der sozialen Gerechtigkeit.
Marktanteile im Blick
Der Sparkassenpräsident strich zugleich heraus, Deutschland sei stark: „Positive Nachrichten braucht das Land.“ Deutschland sei ein hervorragender Wissenschaftsstandort. Die Infrastruktur stimme und müsse nur auch instandgehalten werden. Es gebe alle Voraussetzungen für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort.
Die Sparkassen wollten in diesem Umfeld zusätzliche Kunden gewinnen, betonte Reuter. „Wir wollen uns nicht mehr darauf beschränken, Marktanteile zu verteidigen und möglichst wenig zu verlieren.“ Die Gruppe sei schon vorne dabei mit ihrer Digitalisierung der Bankdienstleistungen: „Ich glaube, da können wir noch mehr tun, weil niemand so viele Online-Kunden hat wie wir.“ Auch der Beitrag für das neue europäische Zahlungssystem Wero sei für die Gruppe ganz wichtig. Die Sparkassen müssten an der Kundenzufriedenheit arbeiten, betonte Reuter. Dabei müsse die Gruppe dafür sorgen, die Firmenkundenbetreuung auch als Unternehmensberatung zu verstehen.