Sparkassen rüsten sich für den Ernstfall
Sparkassen rüsten sich für den Ernstfall
Verbandschef: Hybride Kriegsführung Russlands bedroht auch kleinere Banken
fir Frankfurt
Im Gespräch Seite 5
In geopolitisch spannungsgeladenen Zeiten wie diesen treibt auch die Sparkassen die Frage von Krieg und Frieden um. Angriffe Russlands auf die Infrastruktur westlicher Staaten durch Cyberoffensiven und Sabotage sowie Desinformationskampagnen, die sich gegen die offenen Gesellschaften richten, verlangten der Sparkassen-Finanzgruppe mehr Resilienz ab, mahnt Thomas Hirsch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Ende der Gewissheiten
Der Präsident des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz verweist dabei auch auf gesellschaftliche Verwundbarkeiten und auf Versorgungsengpässe, die bereits während der Corona-Pandemie offenbar wurden. „Wir haben gesehen, wie schnell unsere sicher geglaubten Strukturen ins Wanken geraten – nicht nur dann, wenn es um Vorräte an Nudeln oder Toilettenpapier geht.“ Die Sparkassen müssten sich beispielsweise verstärkt mit den Konsequenzen der geopolitischen Risiken für ihre Geschäfte auseinandersetzen und wie sie diese managen. Das fordere zudem die Aufsicht ein und könnte unter Umständen dazu führen, dass auf Geschäft verzichtet werden müsse – etwa auf die Kreditvergabe an einen mittelständischen Kunden, der im Baltikum zu investieren gedenke.
Mitarbeiter in Zivilschutz und Reserve
Käme es zum russischen Angriff auf das östliche Nato-Bündnisgebiet, hätte das möglicherweise schwere personelle Engpässe bei Sparkassen zur Folge, so Hirsch. Viele Mitarbeiter seien im Zivilschutz engagiert oder als Reservisten in der Bundeswehr. 20 bis 30% der Belegschaft könnten im Ernstfall dort gebunden sein.
Ausschüttungen schmälern Kreditvergabemöglichkeiten
Das Finanzpaket der Bundesregierung für Infrastruktur und Sicherheit begrüßt der frühere Landauer Oberbürgermeister, um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Den Sparkassen rät er zu thesaurieren, statt Geld an die Träger auszuschütten. Schließlich schmälere Letzteres künftige Kreditvergabemöglichkeiten. „Eine Ausschüttung von 1 Mill. Euro entspricht angesichts der nötigen Eigenkapitalunterlegung insgesamt 20 Mill. Euro weniger Wohnungsbaufinanzierung oder 12 Mill. Euro weniger Firmenkrediten“, führt Hirsch aus.