Europas Banken vor einem Wendepunkt

Studie: Druck auf Europas Banken steigt

Laut BearingPoint-Bankenstudie 2025 stehen Europas Banken vor einem Wendepunkt: 2025 zählt Umsetzung statt Vorbereitung – mit neuen Regeln, Risiken und Chancen für Innovation und Effizienz.

Studie: Druck auf Europas Banken steigt

Druck auf Europas Banken steigt

Regulierung und Digitalisierung fordern neue Strategien – Bankenstudie von 2025 BearingPoint

wbr Frankfurt

Von außen wirkt der europäische Bankensektor wie eine Festung: solide und vorbereitet auf den nächsten Sturm. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt Bewegung im Fundament. Während Zinserträge allmählich nachlassen und neue Regulierungen wie Dora und CRR III die Tagesordnung bestimmen, justieren die Institute im Inneren ihre Strukturen neu. Die Bankenstudie 2025 der Beratungsgesellschaft BearingPoint zeigt: Europas Banken sind nicht nur widerstandsfähig – sie lernen, wieder zukunftsgerichtet zu investieren.

Dicke Kapitalpuffer

Die Kapitalausstattung ist stark wie nie – mit durchschnittlich 23,5% Gesamtkapitalquote. Die Liquiditätskennziffern klettern auf Rekordniveau. Gleichzeitig zeigen die Institute Risikobewusstsein: Die Risikovorsorge steigt, Künstliche Intelligenz hält Einzug ins Tagesgeschäft.

In Transformation investieren

Das Bild ist nicht durchweg rosig. Die Cost-Income-Ratio steigt wieder leicht – die Personalkosten und IT-Investitionen drücken auf die Marge. Doch das ist ein Indikator für den Wandel: Banken geben wieder Geld aus, nicht für Boni, sondern für Transformation, so Bearingpoint. Für digitale Infrastruktur, für Cloud-Anwendungen, für KI. Und für regulatorische Resilienz.

Auch geografisch zeigt sich ein differenziertes Bild. Während deutsche Institute beim Eigenkapitalaufbau glänzen (+15,4%), hinken sie in der Profitabilität hinterher. Der Zinsüberschuss kühlt ab, besonders dort, wo langfristige Zinsbindungen die Wirkung der Zinserhöhungen verzögern. Zudem steigt die Zahl der notleidenden Kredite (NPL) – in Deutschland gar um alarmierende 24,9%. Das Risiko wandert aus dem Markt in die Bücher zurück.

Dennoch überwiegt nach Einschätzung der Berater ein positives Bild. Das klassische Geschäftsmodell mit Zins- und Provisionsgeschäft wird ergänzt. KI-basierte Betrugserkennung, Investmentplattformen, digitale Beratung: Der Strukturwandel ist greifbar. Die Filiale verliert nicht ihre Existenzberechtigung, aber ihre Dominanz. Sie wird zum Beratungs-Hub für komplexe Anliegen – der Rest wandert auf Plattformen, in Apps, in Agentenmodelle.

Diese KI-Zukunft ist mehr als ein Hype. Wer glaubt, dass autonome Systeme künftig nur Sprache generieren, unterschätzt ihren Einfluss. In wenigen Jahren werden Agenten Vermögensverwaltungen durchführen, Risiken bewerten und Finanzentscheidungen vorschlagen.

Nachhaltigkeit soll sich auszahlen

Und dann ist da die Green Asset Ratio. Sie zwingt Banken zur Offenlegung ihrer nachhaltigen Geschäftsanteile. Noch ist die Vergleichbarkeit begrenzt, die Datenlage dünn, der Vorwurf des Greenwashings virulent. Aber das Prinzip ist unumkehrbar: Nachhaltigkeit wird zur betriebswirtschaftlichen Disziplin. Wer grün bilanzieren kann, bekommt Kapital günstiger – und Kundenvertrauen obendrauf, so die Beratungsgesellschaft.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die europäischen Banken nicht nur den heutigen Herausforderungen trotzen, sondern auch die Weichen für die Zukunft stellen“, erklärt Robert Bosch, Partner und globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint. Die Studie, die auf den Jahresabschlüssen von 163 europäischen Instituten basiert, zeige laut Beratungsgesellschaft exemplarisch, wie Kapitalstärke, Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Dreiklang der Zukunft funktionieren könnten.

Europas Banken spüren wachsenden Druck: Sinkende Zinserträge, neue Regulierungen wie Dora und CRR III sowie steigende IT- und Personalkosten zwingen zu strukturellem Wandel. Die Bankenstudie 2025 von BearingPoint zeigt aber auch: Der Sektor investiert strategisch in Zukunftsfähigkeit.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.